Kirchturm mit Zeitung in der Spitze
Autor: Birgit Will
Motten, Dienstag, 18. Juni 2013
Die Sanierung des in Schieflage geratenen Bauwerks ist abgeschlossen.
Die Bauzeit war zwar länger als erwartet, doch nach einem Jahr ist die Sanierung des Mottener Kirchturms mittlerweile abgeschlossen. Die Bauarbeiten waren nötig geworden, weil das Gebälk des Kirchenhelmes angefault und das Gemäuer von Schwamm durchsetzt war. Der Turm war bereits sichtlich in Schieflage geraten und galt als einsturzgefährdet. "Dass es so lange dauern würde, hätte ich nicht gedacht", sagt Pfarrer Michael Krammer.
Im Mai vergangenen Jahres hatten die Arbeiten begonnen. Anfänglich war von einer halbjährigen Bauphase ausgegangen worden. Bei den Verputzarbeiten habe der Winter ihnen kräftig ins Handwerk gepfuscht, erklärt Krammer die Verzögerungen bei der Fertigstellung. Umso glücklicher zeigt er sich mit dem Ergebnis der Sanierung: "Die Arbeiten sind gelungen."
Ein Höhepunkt der Arbeiten war das Abnehmen der Kirchturmspitze. Enttäuschend war dagegen der Inhalt der Kugel.Der Tradition nach befinden sich in ihrem Inneren Zeitzeugnisse. Doch Michael Krammer fand nur eine alte Flasche, in der ein Stück Papier steckte: Datiert im Jahre 1896. "Ich hatte mehr er wartet", hatte sich Krammer damals sichtlich enttäuscht gezeigt. Es war an ihm, für mehr Inhalt für kommende Generationen zu sorgen. Und das hat er auch getan. In dem Behältnis in der Kirchturmspitze ruhen nun Münzen, eine Niederschrift und eine Ausgabe der Saale-Zeitung.
Ein Großteil des Gebälks im Turm wurde gedenkmalgerecht saniert, das heißt, verfaultes Gebälk im Turmhelm wurde weitgehend durch alte Balken ersetzt. Wetterhahn, Kreuz und Kugel wurden von der Kirchturmspitze geborgen (wir berichteten) und restauriert. Im Laufe der Bauarbeiten wurde der Turm verschalt, abgedichtet und mit fränkischem Schiefer eingedeckt. Den Abschluss markierten die kürzlich beendeten Verputzarbeiten.
Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) zeigt sich ebenfalls enttäuscht über die Dauer der Sanierung: "Mir hätte es gefallen, wenn die Baustelle vor Weihnachten gefegt gewesen wäre." Er sei zwar nicht der Bauherr, bedaure es aus Kostengründen aber sehr, dass die Arbeiten im Winter komplett geruht haben. "Wir sitzen in einem Boot, wenn in der Kirchengemeinde etwas gemacht wird", sagte Vogel.
"Steigerung vertretbar"
Die Gemeinde Motten ist mit einem Drittel an den Kosten der Sanierung beteiligt. Den gleichen Teil übernehmen die Kirchenstiftung Motten und die Diözese Würzburg. Dass die veranschlagte Bausumme von 270 000 Euro überschritten wurde, sind sich Krammer und Vogel gleichermaßen sicher, genaue Zahlen lägen aber beiden noch nicht vor. "Ich denke, die Steigerung wird vertretbar bleiben", sagte Vogel. Ursprünglich sollte der Turm nur gestrichen werden, und die daraufhin erforderliche Sandsteinsanierung sei ebenfalls nicht geplant gewesen, argumentiert er. "Der Turm strahlt", ist aber auch er zufrieden mit dem Resultat.
Auf die Frage, ob der Turm denn jetzt gerade sei, kann Pfarrer Krammer nur lächelnd mit "Nein" antworten. Die "Echternadel", der spitze Kirchenhelm, stehe unter Denkmalschutz. Und daher konnte man nicht neu bauen, sondern nur sanieren, erklärt er. Der Turm neige sich zwar weiterhin, aber dafür sei er jetzt sicher.