Kirchenverwaltung: die Kirche mitgestalten
Autor: Thomas Mäuser
Bad Kissingen, Donnerstag, 15. November 2012
Mit Themen wie der Liturgie haben die Mitglieder der Kirchenverwaltung nichts zu tun. Ihr Metier ist das Geld. Sie sind Haushälter. "Eine trockene Materie, und trotzdem macht es Spaß, man kann mitgestalten und ist mit der Pfarrei verbunden," sagt Brigitte Wolf, die seit über 20 Jahren der Kirchenverwaltung Herz-Jesu angehört.
Ähnlich sieht es Dekan Thomas Keßler. "Die Kirchenverwaltung trägt mit dem Pfarrer Sorge dafür, dass Seelsorge vor Ort auch finanziell möglich ist. Die Wahlberechtigten können dieses Gremium dadurch unterstützen, dass sie von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen." Und: "Die Mitglieder der Kirchenverwaltung tragen entscheidend dazu bei, dass die einzelnen Gemeinden in den Pfarreiengemeinschaften lebendig sind und gemeinsame Aufgaben angepackt werden," ergänzt der Dekan.
Für sechs Jahre
Am Sonntag wird eine neue Kirchenverwaltung für sechs Jahre gewählt. Brigitte Wolf kandidiert ein weiteres Mal.
"Die Kirchenverwaltung ist ein wichtiges Gremium," sagt sie, und appelliert gleichzeitig an die Katholiken, zur Wahl zu gehen.
Gewählt wird nicht nur in der Kernstadt, sondern in der gesamten Pfarreiengemeinschaft "Jesus - Quelle des Lebens": In Arnshausen, Hausen, Reiterswiesen und Winkels liegen eigene Kandidatenlisten auf.
Großes Aufgabenspektrum
Laut bischöflichem Ordinariat verwaltet das Gremium das Stiftungsvermögen, beschließt den Haushaltsplan und überwacht das Budget. Außerdem ist die Kirchenverwaltung für die Inneneinrichtung der Kirchen und die Ausstattung der Diensträume in der Gemeinde zuständig. Die Kirchenverwaltung schließt Arbeitsverträge ab, beantragt Zuschüsse, berät und beschließt Baumaßnahmen und entscheidet über die Verwendung von Spenden an die Gemeinde.
Auch die Einnahmen überwacht das Gremium. Die Stammen laut Brigitte Wolf unter anderem aus dem Kirchgeld, aus Spenden, von der Diözese oder aus Kollekten.
Neue Orgel mit beschlossen
Große Maßnahmen, über die Brigitte Wolf mit entschieden hat, waren unter anderem der Bau der neuen Orgel anno 1993 und die Innenrenovierung der Pfarrkirche Herz-Jesu in den Jahren 2005 und 2006. Dass sie hier mit entscheiden durfte, darauf ist sie ein bisschen stolz. "Es ist sehr schön, was dabei herausgekommen ist," sagt sie.
Gerade bei solch großen Baustellen muss die Kirchenverwaltung mit erheblichen Summen umgehen. Alleine für die neue Orgel und die notwendigen Begleitmaßnahmen waren 1,4 Millionen DM fällig. Außerdem war ein Darlehen von 300.000 DM aufzunehmen. Auch hier musste die Kirchenverwaltung die entsprechende Entscheidung treffen.
Seit 1973 leben Brigitte Wolf und ihre Famile in Bad Kissingen. "Ich habe mich schon immer engagiert, auch in anderen Gruppen," sagt sie. Als ihre Kinder Kommunion hatten, half sie als Kommunion-Mutter mit, und als Frauen für die Kirchenverwaltung gesucht wurden, stellte sie sich als Kandidatin zur Verfügung.
"Man muss überzeugter Christ sein, aber auch bereit, solche Ehrenämter zu übernehmen," sagt sie. Denn es ist ja auch mit Zeit verbunden, vor allem, wenn größere Baumaßnahmen anstehen. Ansonsten trifft man sich alle zwei, drei Monate.
Demokratische Einrichtung
Einer, der dieses Ehrenamt ebenfalls übernehmen würde, ist Hubert Petrik. Er ist angesprochen worden, ob er sich als Kandidat für die Kirchenverwaltung aufstellen lassen würde, und er hat zugesagt. "Die Kirchenverwaltung ist eine sehr demokratische Einrichtung und erlaubt es, unabhängig von der Amtskirche Entscheidungen zu treffen. Man kann im örtlichen Wirkungskreis mit entscheiden," sagt Hubert Petrik.
Lange war Brigitte Wolf die einzige Frau in der Kirchenverwaltung Herz-Jesu, seit einigen Jahren hat sie eine Kollegin Hier handelt es sich um eine der kirchlichen Gremien, in denen Frauen mit entscheiden dürfen. Wobei sie sich wünscht, dass sich mehr junge Leute zu solchen Ehrenämter bewerben würden.
Eines hat Frau Wolf im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Arbeit übrigens auch erfahren: "Es ist Wahnsinn, was Pfarrer leisten müssen. Da reichen 24 Stunden am Tag nicht aus."