Kinder gegen Corona impfen - ja oder nein? Drei Elternpaare berichten
Autor: Angelika Despang
Bad Kissingen, Donnerstag, 10. Februar 2022
Soll ich mein Kind gegen Corona impfen lassen? Die Experten von EMA und STIKO lassen Eltern von fünf- bis elfjährigen Kindern derzeit ratlos zurück. Wir haben mit einigen von ihnen gesprochen.
Bei vielen Eltern von fünf- bis elfjährigen Kindern herrscht Verwirrung und Unsicherheit: sollen sie ihre Kinder jetzt gegen Corona impfen lassen oder nicht?
Die EMA hat die Zulassung eines Impfstoffs für Kinder dieser Altersgruppe empfohlen, die STIKO hat für gesunde Kinder vorerst keine Impfempfehlung ausgesprochen. Eltern fragen sich, was ist für ihre Kinder das geringere Übel: die Impfung oder eine Infektion mit Corona? - und fühlen sich bei ihrer Entscheidung von den Experten alleine gelassen.
Kinder gegen Corona impfen oder nicht? Viele Eltern sind verunsichert
Bernadette hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Die Mutter von sechsjährigen Zwillingen hat sich anhand zahlreicher, seriöser Quellen informiert und intensiv mit ihrem Mann diskutiert: "Michael war von Anfang an dafür, aber ich habe mir schon Sorgen gemacht", erzählt die 35-Jährige. Dabei haben die Eltern Risiken und Vorteile lange abgewägt: "Bei unseren Jungs treffen zwei Faktoren zu: erstens haben sie täglichen Kontakt zu ihrer 82-jährigen Oma und damit zu Angehörigen mit hohem Risiko", erklärt Bernadette. "Außerdem sind sie als Extrem-Frühchen mit Lungenerkrankungen auf die Welt gekommen. Auch wenn sie jetzt gesund sind, haben wir einfach schon zu viel um sie gebangt."
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Die Pflegewissenschaftlerin und der Notfallsanitäter haben ihre Kinder in die Entscheidung mit einbezogen und ihnen offen gelassen, Nein zu sagen. "Obwohl sie keine Fans von Spritzen sind, sind sie nun stolz darauf, dass sie mithelfen, Corona zu bekämpfen", sagt Bernadette lächelnd. Die Empfehlungen der STIKO kann sie nachvollziehen, aber "es wäre schon schön gewesen, wenn jemand den Eltern eine konkrete Hilfestellung bei dieser Entscheidung geben würde".
Nadja wird ihre fünf- und achtjährigen Mädchen definitiv nicht impfen lassen. "Meine Kinder sind gesund und haben alle typischen Kinderkrankheiten gut überstanden - also warum impfen?", fragt sich die 40-Jährige. "Ich erwarte keinen Schaden durch die Impfung, aber der Impfstoff ist nicht erprobt, es gibt viele Impfdurchbrüche - da frage ich mich, ob der Schutz ausreichen wird?" Es stört die Apothekerin sehr, dass es keine klare Linie seitens der Experten gibt: "STIKO-Chef Mertens hält einerseits den Impfstoff für sicher, andererseits würde er sein siebenjähriges Kind jetzt nicht impfen - das ist widersprüchlich!" Schlimm findet sie vor allem, dass so viele Freizeitaktivitäten für Kinder zur Zeit nicht möglich sind, "dabei sind Kinder sowieso schon die Leidtragenden der Pandemie!"
"Wenn Kinder wegen ihrem Impfstatus ausgeschlossen würden, wäre das wirklich schlimm"
Anja, Mutter einer Sechs- und einer Zehnjährigen, ist noch unschlüssig. "Es ist alles ziemlich vage. Ständig gibt es neue Varianten, neue Meldungen und dann ändert sich wieder alles - was kann man da noch glauben?", fragt sich die Krankenschwester. "Wenn es mehr Transparenz und Klarheit gibt, befolge ich den Rat von Experten gerne. Aber bis dahin warten wir lieber ab." Auch sie findet es wichtig, dass die Kinder ihre Hobbys ausüben können und einfach Kind sein können: "Wenn Kinder wegen ihrem Impfstatus ausgeschlossen würden, wäre das wirklich schlimm."
Auch Falk und Sandra sind noch hin- und hergerissen. Von ihren drei Kindern sind die Großen im Teenageralter bereits geimpft. Bei der Jüngsten mit acht Jahren möchten sie noch warten: "Wir sind nicht prinzipiell dagegen, aber uns ist kein schwerer Verlauf von Corona in ihrem Alter bekannt und wir wollen mehr Zahlen abwarten", sagt Sandra. Ihnen würde bei der Entscheidung ebenso eine klare Aussage der Experten helfen: "Bisher gibt es nicht viele Infos, die einen weiterbringen, aber die Pandemie ist ja für alle neu", sagt der Hochbautechniker. Sandra macht sich Sorgen, dass ungeimpften Kindern das soziale Umfeld genommen wird, "das darf man den Kindern nicht antun", findet die Radiologie-Assistentin.