Kernzone: Darf ich da rein?
Autor: Steffen Standke
LKR Bad Kissingen, Dienstag, 19. Mai 2020
Natur erleben und sie schützen - das ist in der Rhön möglich. Auch wenn einige Spielregeln zu beachten sind.
Die Langen Steine im Römershager Forst Nord bei Riedenberg: Sie gehören zu den vielen natürlichen Schätzen der Rhön. Und sind besonders reizvoll, weil nicht so überlaufen. Doch sie liegen in einer Kernzone. Und genießen damit einen besonderen Schutz.
Eigentlich sind die Regeln für die 58 Kernzonen im Gebiet der Bayerischen Rhön klar definiert: Betreten werden dürfen sie nur auf ausgewiesenen oder markierten Wegen. Abweichen untersagt. In der Kernzone Pflanzen zu beschädigen oder gar abzureißen, ist erst recht verboten, genauso wie dort zu zelten und Lagerfeuer zu entfachen. Abfall, auch organischer, darf nicht in die Natur geworfen, sondern muss mit heimgenommen werden. Hunde gehören an die Leine; sie könnten Wild aufscheuchen.
Die Regeln stehen - in einfachen Bildern - auf jedem Schild, das eine Kernzone ankündigt. So an den Langen Steinen, wo eines den Rand eines klar erkennbaren Forst- und Wanderwegs ziert. Aber auch für ein Stück Verwirrung sorgt.
Denn just neben dem Schild führt ein offensichtlich menschengemachter Pfad mitten ins Felsgebiet hinein. Weiter oben scheint er sich zwischen Steinen und Totholz zu verlieren. Ob das Hineingehen hier erlaubt ist?
Tobias Gerlach von der bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön in Oberelsbach glaubt das nicht. Der promovierte Diplombiologe war vor mehreren Jahren an den Langen Steinen, kennt den aktuellen Zustand dort nicht. Aber eigentlich sei es so, dass die Ranger solche Schilder meist dort aufstellen, wo der Zutritt oder das Abweichen von markierten Wegen explizit untersagt ist. Eine Markierung zwischen den Steinen sucht man vergebens.
Laut Gerlach lassen sich die Kernzonen in der Rhön in zwei Kategorien unterteilen. In der einen Hälfte liegt bereits Wald in naturnahem Zustand vor. Den gelte es unbedingt zu erhalten. "Dieser Wald unterliegt dem sogenannten Prozessschutz. Dort wird der Verfall und das Absterben des Waldes gefördert und es findet lediglich Wegesicherung auf ausgewiesenen Wanderwegen statt."
Als Beispiel für eine solche Kernzone kann der Lösershag gelten - ein Waldstück in den Schwarzen Bergen oberhalb Oberbachs, das seit Jahrzehnten aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen und zum Urwald geworden ist. Dort prägen viele Buchen und Totholz das Bild, so, wie es in der Rhön vor Jahrhunderten der Fall gewesen sein muss. Die Wege, die dort hindurchführen, werden lediglich freigehalten, Wanderer vor herunterfallenden Ästen oder umstürzenden Bäumen geschützt.