Druckartikel: Keiner wollte den Auftrag

Keiner wollte den Auftrag


Autor: Thomas Mäuser

Bad Kissingen, Montag, 08. Sept. 2014

Die Ausschreibung der Beckensanierung durch die Stadt blieb ohne Ergebnis. Dabei herrscht dringender Handlungsbedarf.
Trotz der jährlichen Wartungsarbeiten müssen die Becken des Freibades saniert werden. Foto: Mäuser/Archiv


Bad Kissingen — Eigentlich hätte dieser Tage die Sanierung des Terrassenschwimmbades beginnen sollen. Doch daraus wurde nichts. Die öffentliche Ausschreibung durch die Stadt blieb ohne Resonanz, eine beschränkte Ausschreibung, in der Firmen direkt angesprochen wurden, brachte keine wirtschaftlichen Angebote. Und das bedeutet schlimmstenfalls, dass im kommenden Jahr nicht alle Becken zur Verfügung stehen könnten.
Die Sanierung des Terrassenbades steht schon

länger auf der städtischen Agenda. Und sie wird mit inzwischen veranschlagten 2,4 Millionen Euro neben der Erneuerung der Fußgängerzone die teuerste Maßnahme, die zur Zeit auf die Stadt zukommt.

Frost hat ganze Arbeit geleistet

Dass dringender Handlungsbedarf herrscht, betonte der Referatsleiter Gebäudemanagement, Hans Bauer, schon im Frühjahr 2013. In den Jahren 1986 bis 1988 waren die Becken letztmals generalsaniert worden. Inzwischen haben die alljährlichen Fröste ganze Arbeit geleistet. In den Becken lösen sich Fliesen, die Beckenköpfe sind marode. "Die Stadt kommt um eine Sanierung nicht herum", betont Hans Bauer.
Wenn sich Fliesen in den Becken lösen, entstehen scharfe Kanten, und die bergen ein erhebliches Verletzungsrisiko. Ein Risiko, das sich die Stadt schon aus haftungstechnischen Gründen nicht leisten kann.
Das könnte während der Freibadsaison 2015 durchaus zu Problemen führen. Würden sich größere Fliesen-Flächen am Boden eines Beckens lösen, dann müsste das Wasser für die Reparatur abgelassen werden, um danach wieder eingelassen und aufgeheizt zu werden. Würde das beispielsweise Mitte August passieren, dann stünde dieses Becken für den Rest der Saison wohl nicht mehr zur Verfügung.

Empfindliche Beckenköpfe

Wie mehrfach berichtet, wurde der Reparaturbedarf mit den Jahren immer umfangreicher, trotz der alljährlichen Wartungs- und Reparaturarbeiten, und obwohl während des Winters die Becken mit Wasser gefüllt werden, um Boden und Wände zu schützen. Doch die empfindlichen Beckenköpfe liegen frei.
Abhilfe könnten Beckenköpfe aus Edelstahl schaffen, doch der Stadtrat hat sich gegen diese Lösung ausgesprochen. Obwohl Edelstahl mit 24 Jahren etwa doppelt so lange hält wie Keramik, haben Berechnungen des Bauamtes ergeben, dass sich die Mehrkosten für Stahl mit 300 000 gegenüber konventionellen Fliesen nicht rechnen, Reparaturkosten eingeschlossen. Eigentlich wären laut Hans Bauer heuer im Herbst als erster Bauabschnitt Plansch- und Nichtschwimmerbecken an der Reihe gewesen. Beide Becken müssen nun noch ein Jahr durchhalten - oder sie werden während der Saison saniert, sollte ihr Zustand zu schlecht sein.

Technik ist in Ordnung

In den folgenden Jahren sind dann Sport- und Sprungbecken an der Reihe. Am Sprungturm, an den Kabinen und am Restaurant sind keine Arbeiten nötig. Auch die Technik des Terrassenschwimmbades ist laut Bauer in Ordnung.
Im Haushaltsentwurf für dieses Jahr waren die Investitionen für die Sanierung des Terrassenbades auf vier Jahre - von 2014 bis 2017 - verteilt. "Wenn keine Angebote eingehen, können wir keine Leistungen vergeben,", sagt Kämmerer Gerhard Schneider, "wir haben eine neue Situation, da muss der Stadtrat neu entscheiden." Ob das Ausbleiben von akzeptablen Angeboten zu einer Verlängerung der Bauzeit führt, ist derzeit offen.
Übrigens: Im Gegensatz zu Sporthallen, die auch schulisch genutzt werden, gibt es für die Sanierung des Freibades keine Zuschüsse. Die Stadt wird die 2,4 Millionen Euro alleine stemmen müssen.


Eines der schönsten Freibäder Deutschlands


Entstehung Das Bad Kissinger Terrassenschwimmbad gilt als eines der schönsten Freibäder Deutschlands. Der 1. Spatenstich fand am 24. März 1953 statt. Ohne die Hilfe der hier stationierten Amerikaner hätte das Bad nicht so schnell fertig gestellt werden können. Sie planierten unentgeltlich das Gelände und sparten der Stadt so rund 200 000 Mark. Gekostet hat das Bad 1,2 Millionen Mark. Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken konnten schon am 15. August 1953 in Betrieb genommen werden, offiziell eingeweiht wurde das Terrassenschwimmbad an Pfingsten 1954.