Ob radeln, wandern oder tanzen - in Gemeinschaft macht alles mehr Spaß. "LachfALTen" und der Kissinger Freundeskreis "Menschen treffen Menschen" haben jetzt ein Büro mit einer Ehrenloge. Wer dort Platz nehmen darf und warum.
Albrecht Neugebauer aus Aschach ist am Donnerstag, 10. März, 75 Jahre alt geworden. Er hätte eigentlich alleine feiern müssen. Doch stattdessen nahm er in der Ehrenloge Platz. Kennen Sie nicht? Kein Wunder, denn die ist neu in Bad Kissingen. Am Tag vor Neugebauers Geburtstag haben "LachfALTen" und der Freundeskreis "Menschen treffen Menschen" ihr Büro in der Spargasse 17 in Bad Kissingen eröffnet. Sie tun dort, was sie schon seit vielen Jahren tun: Sie leisten gemeinnützige Seniorenarbeit.
Dazu gehört ab sofort auch ein Büro mit einem Thron, ein weich gepolsterter Sessel, der mit blauem Samtstoff überzogen und mit silbernen Verzierungen umrandet ist. Hier kann sich jedes Geburtstagskind über 60 wie ein König oder eine Königin fühlen. "Mit dem Projekt 'Ehrenloge' möchten wir für die Senioren, die sich an ihrem Geburtstag einsam und traurig fühlen, eine kleine Geburtstagsfeier in unseren Räumlichkeiten organisieren", erläutert Anja Schneider, die Initiatorin von LachfALTen. Sie füllt das Büro zusammen mit Herbert Schmidt vom Freundeskreis "Menschen für Menschen" mit Leben. Die beiden haben viele Ideen und holen sich dafür auch immer wieder Unterstützung. Für die Ehrenloge hat die Dr. Erich-Lang-Stiftung Fördermittel zur Verfügung gestellt und übernimmt für drei Jahre die Mietkosten des Büros. Die Inneneinrichtung haben sie größtenteils gespendet bekommen, gestrichen haben sie selbst und auch der Vermieter sei sehr großzügig gewesen, berichtet Schmidt.
Das Büro soll hauptsächlich als Anlaufstelle für die geplanten Veranstaltungen genutzt werden. Denn die beiden Ehrenamtlichen haben nicht nur ein offenes Ohr für Alltagssorgen und helfen bei der Suche nach kompetenten Ansprechpartnern. Sie bieten für Senioren auch sonst jede Menge. So gibt es zum Beispiel wöchentliche Stammtische, bei denen sich Senioren ohne Anmeldung kennen lernen und austauschen können. Auch Radltouren und Wanderungen werden organisiert.
Und Anja Schneider gibt Whatsapp-Schulungen im Einzelunterricht, damit Senioren mit ihren Kindern und Enkeln kommunizieren können, wenn diese nicht in der Nähe wohnen. Dafür hat sie Tablets angeschafft, auf denen nur dieses Programm installiert ist und die sie auch bei Bedarf mit nach Hause gibt. Die Tablets sind größer als Handys und leichter zu bedienen.
Lindensingen ist beliebt
"Ich kenne viele hier vom Lindensingen", sagt Schneider mit Blick in das Büro, das zur Eröffnung gut gefüllt war. Das gemeinsame Singen unter den Linden im Innenhof der Unteren Saline ist beliebt und soll ab April auch wieder stattfinden. "Anfangs waren es nicht so viele, aber am Ende kamen bis zu 60 Leute", erzählt Albrecht Neugebauer, der stets rechtzeitig vor Ort war, um beim Aufbau der Stühle zu helfen. Er singt auch im Aschacher Chor und freut sich darauf, wenn es wieder los geht. Der Senior hat sogar schon den passenden Liedtext heraus gesucht.
Früher habe er auch viel getanzt, erinnert er sich. Und sobald Anja Schneider Tanzveranstaltungen in der Kissinger Gegend durchführt, "werde ich es wieder mal versuchen, obwohl ich das schon lange nicht mehr gemacht habe", sagt Neugebauer. In Walldorf, Behrungen und Exdorf organisiert die Meiningerin bereits alle 14 Tage Seniorentänze. "Da kommen auch immer ein paar Autos von hier", erzählt Schneider und so habe sie auch Herbert Schmidt kennen gelernt. Die beiden haben sich sofort gut verstanden und machen ihre Seniorenarbeit nun gemeinsam. "Sonst habe ich ja immer alles von meinem Küchentisch aus organisiert", erzählt Schmidt.
Während Anja Schneider aus Meiningen in ihrem ehemaligen Blumenladen ihren "Draht zu älteren Menschen" entdeckt und vor acht Jahren angefangen hat, Veranstaltungen für Senioren zu organisieren, hat der Bad Kissinger Herbert Schmidt diesen Entschluss bereits vor 16 Jahren gefasst. "Ich hatte einen Nachbar, der den Tod seiner Frau nur ganz schwer verkraftet hat", erzählt er. Der Nachbar sei bei allen Institutionen gewesen, doch die konnten ihm nicht helfen. Damals habe er beschlossen: "Das müssen wir selbst machen." So sind die wöchentlichen Stammtische entstanden. "Zum ersten Stammtisch im Werner Bräu kam rund 70 Leute, von 40 und frisch geschieden bis zum Senior mit 85", erinnert sich Schmidt. Seitdem treffe man sich wöchentlich in verschiedenen Lokalen. Sein Nachbar, der inzwischen gestorben ist, sei auch stets dabei gewesen und habe hier wieder eine Frau gefunden.