Kälteeinbruch dezimiert Verkaufsstände
Autor: Gerd Schaar
Hammelburg, Montag, 19. März 2018
Etliche Händler kamen erst gar nicht. Beliebte waren das Kaufhaus mit den Kunsthandwerkern und die Stände mit warmen Speisen und heißen Getränken.
Der Kälteeinbruch hielt eine große Anzahl Aussteller heuer von der Teilnahme am Hammelburger Frühjahrsmarkt zurück. Hinzu kam noch der starke Wind, der etliche Händler schon am Samstag zur Abreise bewegte. Unabhängig vom Wetter waren die Aussteller im ehemaligen Kaufhaus am Marktplatz, das jetzt zum Markt für das Kunsthandwerk wurde.
Dort ist Leentje van Hoeck anzutreffen. Die geschickte Klöpplerin stammt aus dem belgischen Leopoldsburg, unweit der Hammelburger Patenstadt Turnhout. "Ich fertige gerade ein kleines Armband für die Tochter des Hammelburger Bürgermeisters", sagt sie. Noch wird das Bändchen mit einer Unzahl von Stecknadeln auf der ebenen Unterlage festgehalten, denn das Werk ist noch nicht fertig. An den Fäden, die aus dem Armbandende ragen, hängt eine unübersichtliche Menge von Klöppeln. Das sind kleine runde Holzstäbchen, auf die der Vorrat der Fäden aufgewickelt ist. Das Muster auf dem Bändchen entsteht durch geschicktes Vertauschen der Klöppel-Reihenfolge nach vorliegendem Plan. "Angefangen mit dem Klöppeln habe ich in den 1980er Jahren", erzählt van Hoeck.
Am späten Sonntagmorgen kommt langsam Leben in die wenigen Verkaufsstände. In der Nacht hat es geschneit, und der Schnee wird von der Straße und von den Stoffdächern geräumt. Ein Händler hatte seinen Stand am Samstagabend abgebaut. "Wegen des starken Windes in der Nacht", sagt er. Nun muss er alles wieder aufbauen. Andere Händler sind inzwischen abgereist oder erst gar nicht gekommen. Beliebte Anlaufpunkte für die Besucher sind die Stände mit warmen Speisen und heißen Getränken. Vor dem Stadt-Cafe steht ein Schild: "Glühwein oder Eiskaffee". Noch reichlich Platz ist auf dem Kinderkarussell.
Keine Sorgen hat der Gewürzhändler aus Bamberg. Gezielt steuert dessen Stammkundschaft seit Jahren seinen langen Verkaufsbus an und packt sich den Halbjahresvorrat bis zum Herbstmarkt in die Taschen. Gute Verkaufschancen haben bei den Minusgraden an einem anderen Stand die Wollmützen. Eine Besucherin erinnert sich: "Beim vergangenen Frühjahrsmarkt waren es fast 20 Grad plus, da habe ich mich nach den Strohhüten umgeschaut".
Selbst gefertigte Hasen aus Ton, Holz oder Stoff an den Bastelständen im ehemaligen Kaufhaus weisen auf die nahe Osterzeit hin. "Die Kunden schauen jetzt gern nach weißen Schneehasen, die inzwischen fast schon alle verkauft sind", sagt eine Bastlerin. Aus Schweinfurt ist Ausstellerin Blanda Lutz angereist. "Alles ist Handarbeit und mit Liebe gemacht. Es sind meine Babys", sagt sie. In ihren weichen Osterhasen zum Knuddeln seien Stoff und Watte. An weiteren Ständen locken selbst gefertigter Modeschmuck und Glasperlen. Aber auch Getöpfertes zieht die Blicke auf sich, teils als Geschirr und Tassen, teils als Augenschmaus für die Deko drinnen und draußen.
Froh ist Josef Krapf, stellvertretender Vorsitzender vom Kreistierschutzverein Bad Kissingen, dass die Stadt Hammelburg einen Platz für den Bücherflohmark zugunsten des Tierheims Wanningsmühle im Kaufhaus eingerichtet hat. "Ohne diesen Bücherflohmarkt hätte was gefehlt", sagen die Besucher. Ständig spenden hilfsbereite Privatleute ihre Bücher, um das Überleben des Tierheims zu sichern. Krapf: "Uns ist der Kontakt mit den Besuchern sehr wichtig". Seit 1985 ist er für die Tierwelt aktiv.
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