Bäume müssen raus
Der Leiter der Forstbetriebsgemeinschaft Rhön-Saale schätzt, dass der Grundwasserspiegel drei bis vier Meter unter dem normalen Niveau liegt - Stress für die Wurzeln. Abgesehen vom ökologischen auch ein ökonomisches Problem: Der Preis für Fichtenholz ist um zwei Drittel niedriger als sonst. Das Schlimmste für Fabian Menzel als Förster sind aber die Löcher.
Von den befallenen Bäumen muss er sich aber unbedingt trennen, meint er. Bevor sie andere "anstecken" und so lange sie noch etwas am Markt einbringen. Nur, wenn so eine Buche bloß noch Brennholzwert hätte, darf sie bei Fabian Menzel stehen bleiben. "Saubere Waldwirtschaft" heißt die Devise. Die Bäume müssen weg. So schnell wie möglich. Da liegt das nächste Problem: "Wir kommen jetzt schon kaum nach, betroffene Bäume rauszuholen", sagt der 39-Jährige.
"Waldbesitzer haben die Verantwortung", sagt Bernhard Zürner - es ist mehr als ein Appell. Jetzt gelte es, die Zeit zum Aufräumen zu nutzen. Im Nüdlinger Forst sind sechs der zehn betroffenen Hektar schon geschafft. Doch damit ist es nicht getan, meint Menzel. Wichtig sei vor allem die Pflege in den nächsten Jahren. Das kostet. "Gemeinden und Privatwäldler brauchen finanzielle Unterstützung beim Aufforsten." Schließlich profitiere die ganze Bevölkerung vom Wald. Wie wird der wohl in 20, 30 Jahren aussehen, wenn die nächste Generation durch den Forst spaziert?
Je bunter die Palette, desto besser könnte der Forst gewappnet sein für klimatische Veränderungen, meint Fabian Menzel. Nach dem Prinzip "Risiken minimieren, Chancen erhöhen" - aber: "Es weiß keiner, ob nicht auch die Eiche in zehn Jahren ein Schädling erwischt." Also setzt der Förster wie viele andere seiner Kollegen auf einen Mix. Neulinge und Altbekannte ziehen in den Wald: Douglasie, Küstentanne, Baumhasel, Elsbeere, Speierling, Spitzahorn. "Der Laubholz-Anteil wird in jedem Fall steigen", sagt Bernhard Zürner. Und was wird aus den Buchen?
Bernhard Zürner vertraut auf den nassen April und Mai in diesem Jahr. Hatten die Bäume ausreichend Gelegenheit, genug Energie zu sammeln, um zu überleben? "Die Hoffnung besteht, dass die Reaktionen nächstes Jahr nicht so krass ausfallen." Die Entwicklung im Wald hängt jetzt besonders von den Niederschlägen ab, die der Winter bringt. Und davon, wie fit die Bäume noch sind, meint Dr. Hannes Lemme vom LWF: "Die entscheidende Größe ist die Vitalität der Buchen."
Fabian Menzel hat derweil die Harvester angefordert, die anrücken werden, um die toten Buchen zu bergen - damit es auf diesem Friedhof am Altenberg wieder Platz für neues Leben geben kann.
Typen Borkenkäfer werden in Rindenbrüter und Holzbrüter unterteilt. Die bekanntesten Vertreter der ersten Gattung sind die "Buchdrucker" (Fichte), die "Kupferstecher" (Fichte) und die "Waldgärtner" (Kiefer). Sie bohren sich in die Rinde des Baumes, legen ihre Eier ab und leben vom Bast - das Todesurteil für den Baum, der ihr Wirt geworden ist. Wo ein Käfer zugeschlagen hat, werden seine Fraßgänge auf der Rinde sichtbar. Andere Zeichen sind verfärbte Nadeln und braunes Bohrmehl rund um den Stamm. Der Kleine Buchenborkenkäfer macht sich wie sein Name verrät vornehmlich über Buchen her. In unseren Breiten kann er auch an Eichen, Aspen, Birken und Walnussbäumen vorkommen. Wenn er sich in den Baum eingebohrt hat, zeigt sich eine Art Schleimfluss verteilt über den Stamm. Holzbrüter wie der "Gestreifte Nutzholzborkenkäfer" (Fichte, Tanne) haben eine etwas andere Taktik: Sie bohren sich in das Holz und legen dort ihre Eier ab. In ihren Gängen züchten sie Pilze, von denen sich die Borkenkäfer ernähren.