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Kabale und Liebe im Kurtheater: Alles andere als verstaubt


Autor: Gerhild Ahnert

Bad Kissingen, Dienstag, 06. März 2018

Friedrich Schillers "Kabale und Liebe" ist am 9. März im Bad Kissinger Kurtheater zu sehen - in der Inszenierung des Theaters Schloss Maßbach.
Die beiden Liebenden Ferdinand und Luise in Friedrich Schillers "Kabale und Liebe" in der sehr plausiblen modernen Inszenierung von Augustinus von Loë, die am 9. März im Kurtheater zu Gast ist.Foto: Sebastian Worch


Die Klassiker der deutschen Literaturgeschichte tun sich heutzutage schwer auf den Bühnen Deutschlands, die sich lieber Laien mit ihren Lebensgeschichten auf die Bühne holen oder alte Stücke bis zur Unkenntlichkeit umschreiben. So ist es erfreulich, wenn eine der traditionell zum Theaterring der Stadt Bad Kissingen eingeladenen Bühnen, das Theater Schloss Maßbach, solch ein Stück in aktualisierter, aber nicht vergewaltigter Form anbietet.

Friedrich Schillers "Kabale und Liebe" gehört zu den herausragenden Werken des nationalen Literaturkanons, wird in den Schulen behandelt und stammt von einem der heute zumindest dem Namen nach bekannten klassischen Dramatiker des deutschsprachigen Raumes und kann auch heute noch mit seiner spannenden Handlung, der bildgewaltigen, wirkmächtigen, wohlklingenden Sprache mit charakterisierenden Metaphern und treffsicheren Beschreibungen überzeugen. Schon am Titel kann man zeigen, dass es sehr gut in unsere Welt passt, wenn man nur hinter seine mehr als 230 Jahre alte Fassade schaut und es nicht nur als Historienstück in möglichst verstaubtem Gewand spielt.

Dass die titelgebende "Liebe" sich grundsätzlich nicht an äußere Barrieren hält, sondern diese einfach ignoriert, hat sich seit Schillers Zeit nicht verändert; auch ihre Formen haben sich wohl kaum gewandelt. Und so kann das Theater Schloss Maßbach die Liebe zwischen dem privilegierten Präsidentensohn Ferdinand (Lukas Redemann) und der aus nicht sonderlich bemittelten Verhältnissen stammenden Musikertochter Luise (Anna Schindlbeck) problemlos im Gewand verspielter, realitätsvergessener Liebestollheit unserer Tage darstellen.

Mit dem "Kabale"-Teil könnte es schwieriger werden, denn die Ränkespiele an einem kleinen Hof im 18. Jahrhundert nötigen uns nur noch historisches Interesse ab. Doch hat der Maßbacher Regisseur Augustinus von Loë auch bei ihnen das entdeckt, was wiedererkennbar macht: die schmierige Verschlagenheit eines Hofmarschalls von Kalb in den diensteifrig geplanten Winkelzügen eines heutigen PR-Managers (Georg Schmiechen) für den Präsidenten von Walther und die nicht so ganz mit anständigen Mitteln errungene Position dieses Präsidenten im Kleinstaat. (Warum ähnelt Marc Marchand als Präsident von Walther denn so sehr unserem Ex-Minister zu Guttenberg?)

Auch Walthers windiger Sekretär Wurm wird in dieser Inszenierung zu etwas durchaus Vertrautem: zum Drahtzieher, der im Windschatten des Präsidenten nach oben kommen will und sein Wissen um schmuddelige Dinge aus der Vergangenheit von Walthers zur allfälligen Benutzung in der Hinterhand behält, während er den unterwürfig-biegsamen Mann für alle Fälle vorgibt. Augustinus von Loë hat Schillers "Kabale" und das Personal seines Stücks für uns wiedererkennbar gemacht: Musikus Miller firmiert als nonkonformistischer Liedermacher, der dennoch sehr wohl auf Erziehung und Schutz seiner lebenslustigen Tochter Luise bedacht ist (Ingo Pfeiffer); Susanne Pfeiffer spielt eine sehr selbstbewusste und ob ihrer Machtposition auch arrogante Lady Milford, die das Wohl der Landeskinder im Mund führt, aber eigentlich eher ihr eigenes Image, auch in Modedingen, im Sinne hat. So katapultiert von Loë Schillers Personal nicht einfach in unsere Zeit, sondern klopft es ab auf das, was von uns schon und noch immer in ihnen steckt. Daniela Zeppers Bekleidungskonzept, meist Mischformen aus historischem Theaterkostüm und heutiger Bekleidung, betont, dass sie sowohl die Unsrigen als auch Gestalten aus Schillers Zeit sind. Peter Piccianis durch schnelle Umfunktionierung einzelner Teile zügig verwandelbare Bühne deutet die Räume zwischen Macht und Privatheit trotz großer optischer Beschränkung vollkommen einsichtig an.

Mit dieser gelungenen Aktualisierung kommt die Truppe des Maßbacher Theaters mit Schillers intriganten Mächtigen und zu deren Opfern werdenden Liebenden in einem plausiblen und kurzweilig gestalteten Theaterabend genau eine Woche nach der Premiere, am Freitag, 9. März, ab 19.30 Uhr, ins Kurtheater. Karten für das Gastspiel beim Theaterring gibt es in der Tourist-Information Arkadenbau im Kurgarten, unter Tel.: 0971/8048 444, im Internet bei kissingen-ticket@badkissingen.de und an der Abendkasse im Kurtheater.