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Jugendliche sind oft und gerne daheim


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Montag, 13. Juli 2015

Das Jugendamt hat die Attraktivität der Gemeinden abgefragt: Drei Viertel der 1242 Zwölf- bis 21-Jährigen verbringt die Freizeit im Wohnort, die meisten davon freiwillig.
In Aura verbringen Jugendliche gerne ihre Freizeit im Ort: Christian Holzinger (von links), Niklas Graser, Lukas Baldauf, Levin Geßner und Stefan Graser spielen auch mal im Auraer Jugendheim Play-Station und verabreden sich über soziale Netzwerke. Foto: Ralf Ruppert


Für die Zwillingsbrüder Niklas und Stefan Graser ist Aura mehr als nur ein Wohnort , sondern echte Heimat: Sie kicken in der U 17 des Sportvereins, engagieren sich bei der Feuerwehr und beim Faschingsverein. "Das ist wie eine große Familie", beschreibt Stefan den Zusammenhalt im Ort. Deshalb ist es für sie selbstverständlich, dass sie auch den größten Teil ihrer Freizeit dort verbringen.

Damit sind sie nicht alleine: Laut einer repräsentativen Umfrage halten sich 81,8 Prozent der Auraer Jugendlichen auch in der Freizeit in der Gemeinde auf. Und vor allem: Ausnahmslos alle gaben an, dass sie das auch freiwillig und gerne tun. Das ist ein Spitzenwert im Landkreis.

"Tolle Gegend" wird geschätzt

"Das ist natürlich ein klasse Signal", freut sich der Auraer Bürgermeister Thomas Hack (CSU) über die guten Werte seiner kleinen Gemeinde. Das habe natürlich nicht nur einen Grund, sondern ganz viele: Ein funktionierendes Vereinsleben etwa. "Jede Gruppierung hat bei uns einen eigenen Raum", verweist er darauf, dass die Gemeinde dafür die Voraussetzungen schaffe. Zuletzt habe die Kommune für die Garden ein ehemaliges Klassenzimmer mit Spiegeln ausgestattet. Das Naturschwimmbad, der soziale Kontakt und vieles mehr würden helfen. Und: "Natürlich ist es auch Zufall, wenn jemand einen Job in der Nähe findet".
Thomas Hack macht generell einen Stimmungswandel bei den Jugendlichen aus: "Mir fällt immer öfter auf, dass wieder mehr Bewusstsein dafür vorhanden ist, in was für einer tollen Gegend wir leben." Das deckt sich auch mit dem Trend der repräsentativen Jugendbefragung: 1999 verbrachten nur 65,9 Prozent der Jugendlichen ihre Freizeit im Wohnort, und von ihnen nur ebenfalls 65,9 Prozent gerne. In der jüngsten Umfrage geben 76,3 Prozent der Zwölf- bis 21-Jährigen an, oft im Wohnort zu sein, und nur 24,8 Prozent begründen das damit, dass sie nicht von dort wegkommen.

Je älter, desto mobiler

Dabei ist die Spannweite in den einzelnen Kommunen groß: In Sulzthal etwa verbrachten alle Befragten die Freizeit vor Ort, davon 88,9 Prozent gerne. Im Nachbarort Ramsthal bleiben nur 66,7 Prozent im Ort und davon wiederum nur zwei Drittel gerne. Schlusslicht bei der Vorliebe für den Heimatort ist Euerdorf: Nur 57,1 Prozent derer, die die Freizeit im Ort verbringen, tun dies trotz Alternative.
Untersucht wurden auch viele Zusammenhänge: Je älter und mobiler die Befragten werden, desto öfter sind sie beispielsweise außerhalb. Allerdings ergibt sich bei der Frage nach den Vorlieben ein anderes Ergebnis: Die 12- bis 14-Jährigen sind zu 77,0 Prozent gerne im Wohnort, die 15- bis 17-Jährigen zu 62,3 Prozent, während die jungen Erwachsenen, die eigentlich mobiler wären, zu 83,7 Prozent freiwillig im Ort bleiben.
Eindeutig ist die Geschlechterverteilung: Jungs und junge Männer sind öfter und lieber im Wohnort, fast ein Drittel der Mädchen und jungen Frauen würde lieber woanders sein. Nicht verwunderlich ist, dass die Vereinsmitglieder lieber in ihren Heimatorten bleiben als die, die nicht verbandlich organisiert sind. Und: Zufriedener mit ihrem Wohnort sind die Befragten überall dort, wo es einen Bauwagen oder ein Jugendzentrum gibt. "Wir haben beides", sieht der Auraer Bürgermeister auch darin eine Ursache für das gute Abschneiden seiner Gemeinde.