Jubiläumsbier auf dem Kreuzberg: Ein Bier wie vor 500 Jahren
Autor: Marion Eckert
Bischofsheim an der Rhön, Sonntag, 10. Juli 2016
Zum Jubiläum "500 Jahre Reinheitsgebot" haben sich bayerische Klosterbrauereien zusammengetan. Das Ergebnis: ein Bier, gebraut nach alter Handwerkskunst.
"Ich mog's!" Edgar Schöppner aus Unterweißenbrunn war nach dem ersten Schluck vom Jubiläumsbier schon überzeugt. "Es ist würzig. Es ist ein gutes Bier, das zur Brotzeit hervorragend geeignet ist." Nicht nur Edgar Schöppner war begeistert. Die Schlange, um einen kostenlosen Schluck zu probieren, wollte gar nicht abreißen. "Es ist ein Wohlfühlbier", sagte Dirk Noll aus Hauneck bei Bad Hersfeld, der mit seinen beiden Arbeitskollegen nur zufällig beim Bieranstich des Aktionsbiers dabei war. Als "Frauenbier" bezeichnete es Markus Fretzer aus Leipzig. Thilo Wagner konnte sich dem nur anschließen "Es ist leichter und milder als das Kreuzbergbier."
Es war ein ganz besonderes Bier, das da am Kreuzberg unter großem Aufgebot von Ehrengästen vorgestellt wurde. Anlässlich des Jubiläums "500 Jahre Reinheitsgebot" haben sich im Frühjahr dieses Jahres zwölf bayerische Klosterbrauereien zusammengetan und jeweils 5000 Liter ihres Brauwassers nach Aldersbach geliefert. Dort wurden zwei Biere wie vor 500 Jahren gebraut. Mit dabei war auch die Klosterbrauerei auf dem Kreuzberg, und so wurden nun die beiden Sorten des Jubiläumsbiers auf dem Kreuzberg offiziell verkostet.
Pforten- und das Konventbier werden die Sorten genannt, die nach der Hohen Schule der Braukunst hergestellt wurden. Der Bieranstich war dem langjährigen ehemaligen Braumeister Ludwig Klebl vorbehalten. Routiniert und gekonnt zapfte er den würzigen Gerstensaft. Zu dieser Gelegenheit hatte er seine alte Brauschürze, die er das letzte Mal 1998 trug, wieder hervorgeholt. Mit dabei auch Theresia Weigl, die Frau seines verstorbenen Braumeister-Kollegen Xaver Weigl.
Ludwig Klebl absolvierte von 1953 bis 1956 seine Lehre auf dem Kreuzberg, als Braumeister kehrte er 1963 zurück. 1998 ging er in den Ruhestand, sein Sohn Uli Klebl übernahm den Posten. Auf eine jahrzehntelange Braugeschichte auf dem Kreuzberg blickte Ludwig Klebl zurück. "In früherer Zeit wurde im Winter der Schnee in die Keller geschaufelt zur Kühlung des Biers. Der Schnee hielt dort das ganze Jahr", erinnerte er sich.
Aktionsbier in neuen Krügen
Begrüßt wurden die Gäste von der Leiterin des Wirtschaftsbetriebs auf dem Kreuzberg, Angelika Somaruga, die 15 Hektoliter des exklusiven Gerstensafts für den Kreuzberg beschafft hatte. "Das wird gerade mal übers Wochenende reichen", schätzte Somaruga. 10 Hektoliter Konventbier und 5 Hektoliter Pfortenbier standen zur Verfügung, solange der Vorrat reicht, wurde ausgeschenkt. Eigens für das Aktionsbier wurden neue 0,3-l-Glaskrüge angeschafft, natürlich mit Kreuzberglogo. Für unter drei Euro war das Aktionsbier zu haben.Somaruga sieht in der Aktion eine doppelte Wertschätzung. Zum einen, um das Reinheitsgebotsjubiläum gebührend zu feiern und zum anderen, um an die eigene langjährige Brautradition zu erinnern. Immerhin besteht die Kreuzbergbrauerei seit 1731.
Der heutige Braumeister Uli Klebl gab den Gästen weitergehende Informationen zu den Besonderheiten des Pforten- und Konventbiers. 15 Hopfensorten und obergärige Hefe sind beim Konventbier verwendet worden. Es weist eine Stammwürze von 13,5 Prozent auf und einen Alkoholgehalt von 6,1 Volumenprozent. So ein Konventbier war vor 500 Jahren in den Klöstern der hochrangigen Geistlichkeit, dem Abt, dem Konvent und besonders geschätzten Gästen vorbehalten. Das Pfortenbier, gebraut aus fünf Hopfensorten, mit einer Stammwürze von neun Prozent und gut 4,1 Volumen-Prozent, wurde dem einfachen Volk an der Klosterpforte ausgeschenkt.
Musikalisch wurde das kleine Fest im Biergarten auf dem Kreuzberg von der Musikkapelle aus Oberweißenbrunn umrahmt. Kabarettist Fredi Breunig unterhielt die Gäste mit seinen Anekdoten und Gedanken zum Thema Bier und Kreuzberg.
Unterfränkischer Vertreter
Zu den Gästen auf dem Kreuzberg gehörten neben den Bürgermeistern der Kreuzbergallianz auch Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner. Auch ihm schmeckte das Jubiläumsbier, doch auf Dauer sei ihm "sein" Kreuzbergbier doch lieber. Das sah Fredi Breunig ähnlich. "Es schmeckt gut, doch das Kreuzbergbier kann es nicht ersetzen." An der Entstehung der beiden Klosterbiere beteiligten sich neben dem Kloster Kreuzberg als einzigem unterfränkischen Vertreter folgende Brauereien mit ihrem Wasser: Brauerei Aldersbach, die Klosterbrauereien Mallersdorf und Weltenburg aus Niederbayern, die Klosterbrauereien Baumburg, Ettal, Reutberg, Scheyern und Weihenstephan aus Oberbayern, die Klosterbrauerei Irsee und das Klosterbräuhaus Ursberg aus Schwaben sowie die Klosterbrauerei Weißenohe aus Oberfranken.