Jubiläum der Oerlenbacher Pilger
Autor: Peter Klopf
Oerlenbach, Sonntag, 28. Oktober 2018
Seit 150 Jahren pilgern die Oerlenbacher nach Retzbach. Diese lange Tradition würdigt ein Gottesdienst und ein Begegnungsabend.
Bereits seit 150 Jahren machen sich Wallfahrer von Oerlenbach aus zu Fuß auf den Weg zur Wallfahrtskirche "Maria im grünen Tal" in Retzbach. Zum Abschluss des Jubiläumsjahres trafen sich die Pilger bei einem Festgottesdienst in der Oerlenbacher Pfarrkirche St. Burkard, den der frühere Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann und der langjährige Retzbacher Wallfahrtspfarrer Gerold Postler gemeinsam zelebrierten.
Bei einem Empfang zuvor im Rathaus trugen sich Bischof Hofmann, Pfarrer Postler und der Wallfahrtsführer Otmar Lutz in das Goldene Buch der Gemeinde ein. Bürgermeister Franz Kuhn sagte bei seiner Ansprache, dass viele bei der Wallfahrt Raum fänden, um einmal für eine kurze Zeit innezuhalten und sich neu aufzustellen.
"Mit dem Empfang möchte auch die Gemeinde den Einsatz und die Leistung all derjenigen würdigen, die diese Wallfahrt seit Jahren und Jahrzehnten durchführen", erklärte der Bürgermeister. Bischof Hofmann führte aus, dass er große Achtung vor den Wallfahrern habe: "Ich erinnere mich, als ich mich als Kind von Köln aus auf die Wallfahrt nach Kevelaer machte. Ich hatte Blasen an den Füßen und weiß daher, was Wallfahren bedeutet."
Der Festgottesdienst wurde von der Wallfahrtskapelle unter der Leitung von Tobias Lutz musikalisch begleitet. Fahnenabordnungen erwiesen die Anerkennung der örtlichen Vereine für die Wallfahrer. Hofmann ging bei der Festpredigt auf die Wallfahrt nach Retzbach ein und erklärte, dass Wallfahren wieder an Bedeutung gewinne.
Man müsse in der heutigen Zeit über den Tellerrand schauen. "Im Grund sind wir alle Pilger zwischen dieser Erde und dem Himmel", sagte der Bischof.
Renate Brand aus Ebenhausen war 40 Mal in Retzbach dabei, davon die letzten 15 Jahre als Vorbeterin: "Wallfahren ist wie eine Sucht. Man will einfach dabei sein. Die Wallfahrer sind wie eine große Familie. Einmal nicht dabei zu sein ist für mich so, als wenn man Weihnachten mit den Kindern ausfallen ließe. Ich würde nie im September Urlaub machen. Jeder in meiner Familie und auch meine Freunde wissen, dass das dritte Wochenende für Retzbach reserviert ist."
Der 83-jährige Reinhold Reuß aus Pfersdorf war 1964 das erste Mal bei der Wallfahrt dabei. 44 Mal hat er sich auf den Weg gemacht. Seit sechs Jahren kann er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr teilnehmen. Trotzdem schlägt sein Herz für die Wallfahrt: "Ich sage jede Viertelstunde zu meiner Frau, wo die Prozession sich gerade befindet. Es ist wie ein Virus, der einem befällt."