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Joyson Safety Systems: Seit der Krise geht's bergauf


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Sonntag, 02. Juni 2019

Erst Petri, dann Takata, jetzt Joyson: 380 Mitarbeiter produzieren in Albertshausen Kunststoff-Teile für die Automobil-Industrie.
Treue Mitarbeiter: Siegmund Schaupp (links) aus Aura ist seit 30 Jahren im Unternehmen, mittlerweile arbeiten auch seine Söhne im Werk Albertshausen, Thorsten Schaupp (rechts) sogar in der gleichen Schicht. Foto: Ralf Ruppert


Auch wenn die Schilder schon einige Zeit stehen: Der Name "Joyson" sagt kaum jemandem etwas. Dabei ist das Werk des Automobilzulieferers in Albertshausen einer der größten Industrie-Standorte im Landkreis: 380 Mitarbeiter hat "Joyson Safety Systems" dort. Tendenz seit Jahren - und trotz Krise - steigend.

Das frühere "Takata-Petri"-Werk sorgte immer wieder für Schlagzeilen: Im Jahr 2000 kaufte der japanische Takata-Konzern Petri, 2009 wurden in Albertshausen während der ersten Automobilkrise 86 Stellen abgebaut, in den vergangenen Jahren trieben Mängel bei Airbags Takata in die Insolvenz. "Wir haben hier keine Teile, die vom Rückruf betroffen waren", stellt jedoch Geschäftsführer Timo Albert klar, und: "Wir gehören zu den wenigen Standorten, in die auch während der Krise investiert wurde."

Kleinteile für Lkw und Pkw

Deshalb sei die Belegschaft in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich von rund 280 auf 380 gewachsen, darunter sind aktuell zwölf Auszubildende. Aus rund 8000 Tonnen Kunststoff-Granulat jährlich werden in dem Werk Kunststoff-Teile wie Lenkrad-Abdeckungen oder Frontblenden für alle möglichen Pkw- und Lkw-Marken gespritzt und lackiert.

Petri hatte das frühere Tabbert-Wohnwagen-Werk 1985 übernommen und ausgebaut. Viele Mitarbeiter sind seit den Anfangsjahren dabei: Geschäftsführer Timo Albert selbst hat vor 29 Jahren zunächst eine Lehre zum Werkzeugmechaniker in Albertshausen begonnen. Später machte er den Meister und den technischen Betriebswirt, schließlich studierte er Produktionsmanagement für Kunststoff-Technik.

"Alle unsere Werke zeichnet eine große Verbundenheit mit der Region aus", sagt Unternehmenssprecher Andreas Bartelt. Deshalb sei auch die Fluktuation bei der Belegschaft extrem gering. Das zeigt das Beispiel der Familie Schaupp aus Aura: Vater Siegmund Schaupp begann 1989 bei Petri. "Die ersten eineinhalb Jahre bin ich noch nach Aschaffenburg gependelt", erinnert sich der 59-Jährige. Am Stammwerk wurden Mitarbeiter eingelernt für die Kunststoff-Spritzerei, die nach Albertshausen verlegt wurde.

Seit zwölf Jahren arbeitet Siegmund Schaupp nun im Schichtbetrieb in der Lackier-Abteilung. Vor sieben Jahren kam per Zufall auch sein Sohn Thorsten (38) zunächst als Leiharbeiter ins Werk, mittlerweile arbeiten beide in der gleichen Schicht. "Und mein Sohn Sven ist auch hier im Werk", berichtet der stolze Vater.

Die Schaupps haben sich nach eigenen Worten gut informiert gefühlt über Rückruf-Aktionen und Verkauf. "Wir haben hier einfach unsere Arbeit gemacht", fasst Siegmund Schaupp die Haltung der Belegschaft am Standort Albertshausen zusammen. "Bei uns ging das relativ geräuschlos", kommentiert auch Geschäftsführer Timo Albert den Wechsel zu Joyson. Auf dem Gehaltszettel steht ein neuer Arbeitgeber, nach und nach gebe es neue Arbeitskleidung oder kleinere Umstellungen in der Produktion, aber insgesamt sei die Übernahme ein Glücksfall fürs Werk: "Durch die Umstrukturierung in Albertshausen bekommen wir hier noch Teile dazu", kündigt Albert an.

Rund um "Joyson Safety Systems"

Kauf Ein Konsortium unter Leitung von "Joyson Electronics" hat im April 2018 für rund 1,59 Milliarden US-Dollar den japanischen Automobil-Zulieferer "Takata Corporation" übernommen.

Unternehmen "Joyson Safety Systems" hat weltweit 94 Standorte in 24 Ländern und beschäftigt mehr als 50 000 Menschen, davon rund 3600 in Deutschland. Der Jahresumsatz 2018 betrug rund 6,4 Milliarden US-Dollar. Die Europa-Zentrale befindet sich in Aschaffenburg, wo das Unternehmen bislang zwei Werke unterhält: Allerdings soll das Werk im Stadtteil Nilkheim geschlossen werden, dafür werden ins Schweinheim 15 Millionen Euro investiert.