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Jon Lehrer Dance Company begeistert Bad Kissingen


Autor: Gerhild Ahnert

Bad Kissingen, Montag, 18. November 2013

Die "Jon Lehrer Dance Company" präsentierte zeitgenössisches Tanztheater in Bad Kissingen . Das Publikum war begeistert und ging voller Elan mit.
Die "Jon Lehrer Dance Company" Fotos: Gerhild Ahnert


Kann Tanzen lustig sein? Nicht beim Selbermachen. Beim Zuschauen? Wer das bisher nicht geglaubt hatte, konnte sich beim Gastspiel der "Jon Lehrer Dance Company" aus Buffalo im Staat New York davon überzeugen, dass es das wirklich sein kann.

Wenn man das Publikum des Theaterrings im Kurtheater beobachtete, während Kurt Adametz, Rachael Humphrey, Immanuel Naylor, Kristen Stein und Phil Wackerfuss sich bei ihrer Version von Johann Pachelbels ehrwürdigem "Kanon in D" unter dem Titel "Loose Canon" in den verrücktesten, überraschendsten Paarzusammenstellungen (sie schleppt ihn manchmal auch herum), Verrenkungen und wahrhaft burlesken Bewegungen tummelten, sah und hörte alle Variationen reinen Vergnügens in den Gesichtern. Das reichte von einem leichten Lächeln bis hin zu lautstarkem Prusten.

Schon in "Bridge and Tunnel" vor der Pause brachten die jungen Amerikaner um den Tänzer, Professor für modernen Tanz und gefragten Choreographen Jon Lehrer eine sprudelnde Lebendigkeit und überbordende Tanzlust auf die Bühne. Das bestach durch absolut coole, mühelos und beiläufig wirkende, aber raffiniert ausgetüftelte und am Rande des physisch Machbaren getanzte Performance zu Paar- und anderen Beziehungen.

Vier Tänzer, vier Tänzerinnen

Gespielt wurde dazu die Musik von Paul Simon, etwa den wunderbar passenden "50 ways to leave your lover". Bei dieser Choreographie wie auch der am Anfang getanzten "The Alliance" sah man die gesamte Truppe, vier Tänzerinnen und vier Tänzer, an diesem Abend als eine fröhliche, angesichts des enormen Grundtempos nimmermüde scheinende Truppe. Bei der sollte das Zuschauen vor allem Spaß machen ... und das tat es auch.

Ein Pas de deux und mehr

Aber die besinnlicheren Choreographien in kleinerer Besetzung wie der Pas de deux "Here in this Eden" mit Rachael Humprhey und Immanuel Naylor, das Solo "The Way Within" mit Marideth Wanat und das Quartett "Murmur" mit Kurt Adametz, Rachael Humprhey, Immanuel Naylor und Colleen Walsh zeugten von immer neu faszinierenden Bildern, Konstellationen und Figuren. Sie waren Zeugnis von der Phantasie Jon Lehrers und der stupenden Technik seiner Tänzer.

Sie zeigten Figuren des Disco Dancing bis hin zu solchen aus dem Bereich des Bodenturnens als Wettkampfsportart. Die Zuschauer im Kurtheater, beim Theaterring eigentlich gewöhnt an modernes Tanztheater und moderne Choreographien, sahen nicht noch eine weitere Version sehr ernst dreinschauender Tanzkünstler, die vor allem zeigen wollen, dass sie mit ihren Körpern die Welträtsel darstellen können, ihre eigene Innerlichkeit nach außen kehren und bei solch schwierigem und bedeutungsschwerem Tun den Spaß am eigenen Tun lieber außen vor sein lassen wollen.

Interessant und geistreich

Auf perfekt ausgeleuchteter Bühne, mit sekundenscharfem Timing vorgenommenen Lichtwechseln (Lichtdesign von Kam Hobbs und John Imburga), interessanter, raffinierter, geistreicher oder einfach nur ins Ohr gehende Musik gab es einen Abend des reinen Tanzvergnügens, bei dem die verschiedenen optischen Eindrücke ständig ineinander übergingen und ständig Neues zu sehen war. Das Publikum staunte, die üblichen Nachpausenhuster wichen schnell wieder einer andächtigen Stille, es gab immer heftigeren Beifall, Bravos, Jubelgeheule schon nach den einzelnen Partien.

Der Chef tanzte auch mit

Am Schluss kam auch noch der berühmte Jon Lehrer selbst mit auf die Bühne und tanzte in Straßenkleidung mit. Das jubelnde Publikum beruhigte sich erst, als die Truppe einfach nicht mehr auf die Bühne kam, sondern in die Garderoben zum wohlverdienten Ausruhen verschwand. Die USA sind ein Land ausgezeichneter junger Tanzensembles geworden, die immer noch eine neue Facette modernen Tanzes in petto haben.

Das bewies dieser Abend und das Theaterring-Publikum konnte sich aus erster Hand davon überzeugen.