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"Jetzt kommt der Bumerang zurück"


Autor: Sigismund von Dobschütz

Bad Bocklet, Mittwoch, 14. Sept. 2022

Regierung entfacht neue Diskussion um die Stromtrassenführung: Bürgermeister Andreas Sandwall ist verärgert. Noch sei aber Zeit für Verhandlungen.
So soll die Osttrasse von Burkardroth (links) in Richtung Osten über Aschach, Staatsbad Bad Bocklet und Burghausen weiter südlich an Bad Kissingen vorbei verlaufen.


Seinen Ärger über den neuen Vorstoß der Bezirksregierung zur Trassenführung der ohnehin stark umstrittenen Fulda-Main-Wechselstromleitung ließ Bürgermeister Andreas Sandwall (CSU) am Dienstag in der Sitzung des Gemeinderats deutlich erkennen. Anlass ist eine unerwartete Initiative der Landwirtschaftsabteilung, die der Bundesnetzagentur kürzlich eine Trassenführung von Burkardroth in Richtung Osten über Bad Bocklet und Münnerstadt mit Fortsetzung nach Süden als Alternative vorgeschlagen hatte. Nach bisheriger Planung soll die 380-kV-Leitung entlang der Autobahn A 7 verlaufen. In diesen neuen Prüfauftrag, der von der Bundesnetzagentur nun an die Betreiberfirma Tennet weitergegeben wurde, soll auch die auf identischer Strecke bereits bestehende 110-kV-Leitung einbezogen werden.

Ostvariante schon früher abgelehnt

"Ich dachte eigentlich, das Thema wäre durch", führte Sandwall in diesen Tagesordnungspunkt ein. "Jetzt kommt der Bumerang wieder zurück." Schon in früheren Planungsstadien hatte Tennet von sich aus diese Ostvariante abgelehnt. Sandwall: "Die Fachleute werden sich damals ja schon etwas dabei gedacht haben." Doch da es sich um einen offiziellen Antrag der unterfränkischen Bezirksregierung handelt, sind sowohl Bundesnetzagentur als auch Betreiber Tennet zur erneuten Prüfung verpflichtet. Somit sind auch die betroffenen Gemeinden erneut zur Behandlung dieses Themas aufgefordert.

Umweg länger und teurer

Zahlreiche Argumente gegen diesen alternativen Trassenverlauf wurden sowohl seitens der Verwaltung schon in der Beschlussvorlage als auch von Gemeinderäten während ihrer Beratung vorgetragen. So sei dieser Umweg etwa 20 Kilometer länger und entsprechend teurer, lautete nur ein Argument. Das "Aufhängen" der neu geplanten 380-kV-Wechselstromleitung auf die auf derselben Strecke bereits bestehende 110-kV-Leitung sei technisch nicht möglich, machte Geschäftsleiter Thomas Beck deutlich. "Es muss in jedem Fall neu gebaut werden. Wir würden also zwei Trassen parallel laufen haben." Noch sei Zeit für Beratung und Verhandlung, denn die Planungen sollen nach aktueller Zeitrechnung erst im Jahr 2025 abgeschlossen sein. Mit dem Bau der Fulda-Main-Leitung soll dann ab 2030 begonnen werden.

Zwingende Gründe

Man wolle nicht nach dem Sankt-Florians-Prinzip argumentieren, machten Geschäftsleiter und Bürgermeister dem Ratsgremium deutlich. Doch gibt es nach ihrer Ansicht zwingende Gründe, diese von der Bezirksregierung angedachte Osttrasse grundsätzlich abzulehnen. So wird durch die Trassenführung die künftige bauliche Entwicklung von Aschach stark behindert. Auch würde dem Aschacher Sportplatz jegliche Erweiterungsmöglichkeit genommen.

Besonders hart würde diese Trassenführung vor allem das Staatsbad Bad Bocklet in seiner gesundheitstouristischen Weiterentwicklung treffen.

Kur- und Heilwald nicht möglich

"Die Einrichtung eines Kur- und Heilwaldes, der für die Behandlung psychosomatisch erkrankter Patienten geplant ist, wird ebenso unmöglich wie alle entsprechenden Gesundheitsangebote im Wald- und Kurparkbereich", argumentierte Beck in seiner Doppelfunktion als Geschäftsführer der Staatsbad und Touristik GmbH. Auch die Aussiedlerhöfe und das Sondergebiet Photovoltaik würden in ihren Entwicklungsmöglichkeiten stark behindert. Beck: "Wir müssen hier für Generationen vorausdenken."

Ganz allgemein wird durch diese Ostvariante die gesamte Naturlandschaft und der Artenschutz um Aschach und Bad Bocklet herum ungemein beeinträchtigt, ist Auffassung der Verwaltung.

Stellungnahme geplant

Der Gemeinderat schloss sich der Argumentation der Verwaltung in allen Punkten an. Das Ratsgremiums beauftragte sie deshalb einstimmig, gemeinsam mit dem Landkreis Bad Kissingen und den gleichfalls betroffenen Nachbargemeinden eine offizielle Stellungnahme zu erarbeiten, aus der erkennbar ist, "dass diese geplante Trassenvariante aus der weiteren Planung entfallen soll".