Investitionsstau in Bad Kissingens Stadtteilen
Autor: Benedikt Borst
Arnshausen, Mittwoch, 15. Juli 2015
Bad Kissingen hat seine Stadtteile in der Vergangenheit in Sachen Investitionen stiefmütterlich behandelt. Die Interessengemeinschaft Arnshausen bleibt hartnäckig und setzt sich für die Dorferneuerung ein. Der Ort wird zum Vorreiter für andere Stadtteile.
Das Arnshäuser Dorfzentrum besteht im wesentlichen aus der Lindenstraße und einer Handvoll kleiner, abzweigender Gässchen. Auf rund 200 Metern reihen sich das Pfarrheim, zwei große Linden, der Dorfbrunnen, die Kirche St. Peter und Paul sowie das alte Feuerwehrhaus, das heute als Lagerraum für die örtlichen Vereine genutzt wird. Die Hauptstraße ist abgenutzt.
Auch sonst ist leicht sichtbar, dass schon länger nicht mehr in die Ortsmitte investiert worden ist. "Als letztes wurden die öffentlichen Toiletten im Alten Feuerwehrhaus gemacht", sagt Stefan Greubel. Das war in den 1970ern.
Während in die Kernstadt investiert wird, fallen die Stadtteile hinten runter. So sehen es einige Bürger und die Interessengemeinschaft Arnshausen. "Aus unserer Sicht war es jetzt genug", meint Harald Wedler. Willi Pfeiffer stimmt zu: "Wir denken, dass für die Zukunft unseres Dorfes jetzt etwas gemacht werden muss." Deshalb setzt sich die Interessengemeinschaft seit einigen Jahren dafür ein, dass das Dorfzentrum aufgehübscht wird. Die Mehrheit der Einwohner haben sie hinter sich.
Bei der Stadt ist die Forderung der Arnshäuser nach einer Dorfbegehung und mehreren Bürgerversammlungen angekommen. "Die Stadtteile waren in der Vergangenheit immer ein bisschen hinten an gestanden", räumt Stadtplaner Wolfgang Russ ein. Das habe vor allem daran gelegen, dass es für Städte kein passendes Förderprogramm in dem Bereich gegeben habe. Vor kurzem wurde ein Neues vom Amt für ländliche Entwicklung aufgelegt, das für die Stadtteile infrage kommt. "Mit dem neuen Gemeindeentwicklungskonzept haben wir jetzt Möglichkeiten", sagt Russ. Nicht nur für Arnshausen, sondern für alle.
Einkaufen in den Stadtteilen
Das städtische Bauamt hat mit vorbereitenden Untersuchungen in den Stadtteilen begonnen. Mängel werden aufgenommen und es soll festgestellt werden, was wo zu machen ist. "Da geht es nicht nur um bauliche Maßnahmen, sondern um die ganze Infrastruktur vor Ort", betont der Stadtplaner. In Dörfern wie Albertshausen, Poppenroth und in Reiterswiesen nach der Schließung vom Kaufhaus Renninger, sei es beispielsweise wichtig, eine grundlegende Nahversorgung zu gewährleisten. Anderswo werde es wiederum mehr darum gehen, Leerstände zu beseitigen oder die Anbindung zu verbessern.
Die Stadt hat ausgeschrieben und wählt als nächstes einen Planer, der bis Herbst nächsten Jahres die entsprechenden Konzepte erarbeitet. "Danach können wir in die konkrete Umsetzung gehen", erklärt Russ.
Planung dauert bis Herbst 2016
Die Bürger in den Stadtteilen müssen also noch warten, bis etwas passiert. Wenn überhaupt etwas passiert und nicht die städtischen Finanzen einen Strich durch die Rechnung machen. Arnshausen hat da bereits einen Vorsprung. Hier ist die Planung weiter vorangeschritten und so konkret, dass das Bauamt die Bürger vor wenigen Wochen über den ersten Entwurf informiert hatte.
Das Alte Feuerwehrhaus soll so saniert werden, dass es bei Feierlichkeiten gastronomisch genutzt werden kann, der Platz vor der Kirche soll ebenerdig und der alte Judenbrunnen reaktiviert werden. Damit sind die drei Arnshäuser Stefan Greubel, Willi Pfeiffer und Harald Wedler von der Interessengemeinschaft grundsätzlich einverstanden. Viele der Vorschläge griffen auf den Dorfrundgang zurück. Verbesserungsbedarf sehen sie bei den kleinen Nebengässchen. "Die müssten auch beplant werden", fordert Wedler.
Unklar ist bislang, was die Erneuerung kostet, wie viel Zuschüsse es gibt und was die Anlieger beitragen müssen. Jedenfalls sollen in dem Zusammenhang auch die alten Abwasserrohre ertüchtigt werden. "Wir untersuchen parallel auch die Kanäle", sagt Russ. Dadurch lassen sich Kosten sparen und eventuell auch skeptische Anlieger überzeugen.
Wichtig ist den Arnshäusern, dass der dörfliche Charakter erhalten bleibt und dass der Ort wieder einen echten sozialen Mittelpunkt erhält, auf dem man sich treffen und den man für Feste nutzen kann. Den gab es zuletzt nur bedingt, die meisten Feierlichkeiten finden aus praktischen Gründen auf dem Gelände des Pfarrheims statt. "Das was entsteht, soll von der Mehrheit getragen werden", betont Willi Pfeiffer. Letztlich gehe es darum, mehr Lebensqualität und Attraktivität auch für junge Familien zu schaffen.
Dorferneuerung
Besichtigung Die Interessengemeinschaft veranstaltet eine Fahrt, auf der verschiedene Maßnahmen vorgestellt werden. Sie findet am Donnerstag, 23. Juli, statt. Treffpunkt ist um 18 Uhr am Alten Feuerwehrhaus. Besichtigt werden Eltingshausen, Ebenhausen, Rannungen und Rottershausen.