Druckartikel: Interessante Einblicke in die Geschichte von Bildhausen

Interessante Einblicke in die Geschichte von Bildhausen


Autor: Hanns Friedrich

Bad Kissingen, Donnerstag, 10. Juli 2014

Anlässlich des jährlichen Sommerfests der Behinderteneinrichtung Maria Bildhausen gab es auf dem Gelände zahlreiche Angebote für Jung und Alt, sowie einen Rundgang durchs Kloster.
Foto: Hanns Friedrich


Die kleinsten Besucher waren vom Schminken, der Hüpfburg, Rhön-Lamas und einer Spielstraße begeistert, vor allem aber von den Motorrad-Beiwagenfahrten und dem Streichelzoo. Wer wollte, der nahm die historische Kegelbahn an und zeigte seine Talente. Außerdem konnte man auf den Spuren von Dominikus Ringeisen, der vor 110 Jahren gestorben ist, wandeln.


Die Besucher erfuhren von Heike Waldvogel, dass 1897 Ringeisen die 376 Hektar große Anlage als Kornkammer für seine Behinderteneinrichtung in Ursberg, westlich von Augburg, erworben hat. Die ersten Menschen mit Behinderungen wurden 1929 aufgenommen. Zur Betreuung und Pflege wurden Klosterschwestern der St. Josefskongregation aus Ursberg in Bildhausen eingesetzt. Dominikus Ringeisen war ein Priester, der gesundheitlich angeschlagen war und kein Geld besaß, aber auf den Heiligen Josef vertraute.
Bilder zeigten das Kloster Ursberg und die einst zahlreichen Schwestern, die dort lebten und arbeiteten. Gleiches galt für Maria Bildhausen. Heute sind es nur noch wenige Schwestern, die im Konvent leben und in die Behindertenarbeit eingebunden sind.
Auch geschichtlich gab es Informationen. So auch, dass zwischen 1552 und 1555, im sogenannten Zweiten Markgrafenkrieg, das Kloster schwerste Schäden an seinem Vermögen und an den Gebäuden erlitt, aber ein Wiederaufbau erfolgte. 1571 wurde eine Kapelle auf dem Petersberg eingeweiht. Unter Abt Michael Christ erlebt die Abtei ab 1582 eine zweite Blütezeit. Bildhausen gewinnt wieder an Macht und Einfluss. Im Dreißigjährigen Krieg müssen schwerste Verluste durch Notverkäufe, Einlagerung von Truppen und Schäden an den Gebäuden verkraftet werden. Später wurde eine große Basilika errichtet, die nach der Säkularisation als Steinbruch diente und nach und nach abgerissen wurde. Heute erinnern nur noch ein Turm und Mauerreste an das einst stolze Gebäude.
Nach 645 Jahren unter 44 Äbten werden 1803 die Abtei, seine Liegenschaften und sein Vermögen verstaatlicht. Die Gebäude, die Äcker und die Wälder gerieten in private Hände; eine Mennonitenzelle entstand. Im November 1954 wird auf Betreiben des damaligen Verwalters Alfons Maria Wirsing der Gemeindeteil Bildhausen von der Bayerischen Staatsregierung in "Maria Bildhausen" geändert. Ab 1976 wurde die Anlage generalsaniert. Seit 1983 ergänzt eine anerkannte Werkstatt für behinderte Menschen das bestehende Wohnheimangebot mit einer Vielzahl von Arbeitsmöglichkeiten. 1998 kamen dezentrale Wohnangebote in Bad Königshofen und seit August 2008 in Münnerstadt die Wohn- und Betreuungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen dazu. Ab 1999 werden die stationären durch ambulante Angebote der Offenen Behindertenarbeit für den Landkreis Bad Kissingen und seit 2005 für den Landkreis Rhön-Grabfeld ergänzt. Seit 2009 gibt es in Münnerstadt eine Teilwerkstatt sowie eine Tagesförderstätte für Menschen mit Autismus in Aschaffenburg.
Die Gäste erhielten auch Einblicke in die "Sommerresidenz" der einstigen Äbte, die heute Ausstellungsraum ist.
Informationen gab es zum Konventbau, zur kleinen Kirche mit der Josefstatue und dann vor allem zur einstigen Mühle. Hier durften die Besucher einen Blick in das historische Gebäude werfen. Es ist als ob der Müller oder die Müllerin gerade eben mal weggegangen sind", sagen die Gäste und zeigten auf die Schlüssel, die am Schreibtisch liegen oder die ordentlich aufgestapelten Säcke. "Erinnerungen an unsere Schwester Nicoletta, die letzte Müllerin, die diese Mühle gepflegt und gehegt hat", sagt Then.
Weiter ging es in eine ehemalige Brauerei. Ein Blick galt dem großen Bierkeller mit den großen Fässern, aber auch der gesamten Anlage, die noch intakt ist. Dann ging es zum sogenannten "Bäulein", das in Privatinitiative hergerichtet wurde und heute von den behinderten Menschen gerne als Freizeitraum genutzt wird. Hier gibt es aber auch die Möglichkeit einzukaufen.
Der "krönende Abschluss" der Führung war dann im Abteigebäude, wo die Besucher das Schlafzimmer des Sonnenabtes Nivard Schlimbach aus Althausen mit der monumentalen Türeinfassung des Königshöfer Bildhauers Johann Joseph Kessler bewundern konnten