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Integration an Bad Kissinger Berufsschule


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Mittwoch, 31. Mai 2017

Die sieben Integrationsklassen an der Berufsschule laufen reibungslos. Bei den Erlebnistagen kamen deutsche Schüler und Flüchtlinge in Kontakt.
Schüler diskutieren mit Laura Sartori (rechts) darüber, wie viel Zucker in Lebensmitteln steckt.  Fotos: Ralf Ruppert


Im Pausenhof klettern Schüler, im Raum neben der Aula wird zu lauter Musik getanzt, in der Café-Ecke sitzen Flüchtlinge und deutsche Schüler zusammen und spielen "Mensch ärgere dich nicht", ein paar Zimmer weiter geht es um Schriftzeichen aus aller Herren Länder: Die Premiere der interkulturellen Erlebnistage an der Staatlichen Berufsschule hatte viel zu bieten.
"Wir wollten möglichst viele Schüler einbinden", berichtet Doris Peter von den Vorbereitungen. Sie ist Fachbetreuerin und Flüchtlingskoordinatorin an der Berufsschule. Mit den Erlebnistagen ist sie genauso zufrieden wie mit der Arbeit in den Integrationsklassen allgemein: "Es läuft prima, wir haben so gut wie keine Zwischenfälle - eigentlich alles wie bei unseren deutschen Schülern", lautet ihr Fazit, und: "Die Rückmeldungen sind durchweg positiv, von beiden Seiten."
An der Berufsschule gibt es seit zwei Jahren einen Arbeitskreis Integration. Im vergangenen Jahr organisierte er einen losen Austausch mit den Flüchtlingen: Die Schüler der Integrationsklassen bereiteten Speisen in der Mittagspause zu und stellten ihre Heimatländer vor. Heuer sollten sich nun beide Seiten beteiligen: "Die Klassen haben sich die Aktionen zusammen mit ihren Klassenlehrern ausgedacht", berichtete Schulleiterin Karin Maywald. Neben den sieben Flüchtlingsklassen engagierten sich 13 Regel-Klassen.
Laura Sartori aus Oberthulba etwa lernt Verkäuferin. Ihre Klasse bot ein Quiz an: Welche Waren kann ich ab welchem Alter kaufen? Wie viel Zucker steckt in Cola, Ketchup oder Energy-Drink? Über die richtigen Antworten rätselten deutsche und ausländische Schüler gleichermaßen. "Das ist mal was anderes, und wir können uns vorstellen, was wir in unserer Ausbildung lernen", freute sich Laura Sartori über den Austausch und das gemeinsame Lachen mit den Flüchtlingen.


Kyrillisch, griechisch, arabisch

Als gute Aktion bewertet auch Lehrerin Barbara Escher den Einsatz ihrer Klasse: "Die Schüler waren begeistert dabei", berichtet sie über die Vorbereitungen. Auch die Organisation habe gut geklappt: "Die ganze Klasse hilft mit, wir haben Schichten eingeteilt, damit man sich auch andere Stationen anschauen kann." Auch sie habe nur begeisterte Rückmeldungen von ihrer Klasse bekommen.
Auch Gäste kamen zu den Erlebnistagen: Mohammed Emran Raziqi aus Afghanistan und Nidal Nasro aus Syrien besuchen die Integrationsklasse am bfz. Diplom-Sozialpädagogin Viktoria Nanaschi-Popp betreut die Flüchtlingsklassen an der Berufsschule im Auftrag des bfz und machte dort auf das Angebot aufmerksam.
Sie selbst kam vor 20 Jahren nach Deutschland, kennt also die Situation, als junger Mensch plötzlich in einem anderen Land zurechtkommen zu müssen. Bei den Erlebnistagen betreute Viktoria Nanaschi-Popp einen Tisch, an dem Berufsschüler in kyrillischer Schrift schreiben konnten. Für Mohammed Emran Raziqi und Nidal Nasro eine fast schon bekannte Erfahrung: In der Liste suchten sie eben nicht die lateinischen, sondern die kyrillischen Lettern. Auch Julia Achter kämpfte mit den verschiedenen Schreibweisen ihres Namens: "Ich find's gut, mal verschiedene Kulturen kennenzulernen", sagt die angehende Hotel-Kauffrau aus Haßfurt. In den Schul-Pausen hätten deutsche Schüler und Flüchtlinge "eher nichts miteinander zu tun". Bei den Erlebnistagen sei sie aber schon mit etlichen Schülern der Berufsintegrationsklassen ins Gespräch gekommen. Und das Blatt mit den reich verzierten Schreibweisen ihres Namens in arabischer, persischer, griechischer und kyrillischer Schreibweise hebt sie natürlich auch auf.


"Viel Leben in der Bude"

"Es ist sehr viel Leben in der Bude", kommentiert Schulleiterin Maywald die vier Tage. Am lautesten schallte es jeweils aus dem "Café international", bei dem jeder Musik aus seinem Heimatland auflegen konnte. Einige trommelten die Rhythmen mit, vor allem viele Flüchtlinge tanzten. Die deutschen Schüler wagten sich nur vereinzelt auf die Tanzfläche, meistens schauten sie aus sicherer Entfernung zu. Ganz praktisch ging es dagegen in der Kfz-Werkstatt zu, in der Azubis das Wechseln eines Autoreifens vorstellten. Egal, ob laut oder leise: An allen Stationen wurde viel gelacht und geredet.
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