Industrieabgase im Luftkurort
Autor: Benedikt Borst
Bad Brückenau, Freitag, 19. Februar 2016
Autozulieferer GKN hat in Brückenau Energieverbrauch und CO2 -Ausstoß je produzierter Tonne reduziert. Dennoch gibt es Beschwerden einzelner Anwohner.
Anwohner Matthias Jost beschwert sich über die Luftverschmutzung im Luftkurort. "Es ist nicht schön, wenn man morgens nicht einmal lüften kann", klagt er. Er ist Anwohner in der Frühlingsstraße und befindet sich in direkter Nachbarschaft zu dem Gewerbegebiet, in dem auch der Autozulieferer GKN Sinter Metals produziert. Die Abgase aus dem Werk ziehen laut Jost regelmäßig über die Kissinger Straße in das Wohnviertel.
Wenn er über die Fabrikemissionen berichtet, klingt es ein bisschen nach großem VW-Abgasskandal in der beschaulichen Rhön. "Die Arbeitsplätze sind für die Stadt zwar wichtig, aber die müssen sich an die Umweltvorgaben halten", sagt er.
Das tut sein Arbeitgeber, betont Martin Schmidt. Er ist für die Mitarbeitergesundheit, die Arbeitssicherheit und den Umweltschutz in allen GKN-Standorten in Europa und Asien zuständig. Bei einem Großteil des Dampfes, der auf dem Werksgelände in Bad Brückenau aufsteigt, handelt es sich um verdunstendes Wasser aus der Kühlanlage. "Das ist weithin sichtbar", erklärt er. Und vollkommen ungefährlich.
CO2 -Ausstoß reduziert
Das Unternehmen unterliegt in Sachen Energie-, Umwelt- und Mitarbeitersicherheit verschiedenen europäischen Normen mit komplexen Namen, etwa der DIN EN ISO 14001.
Ob die geforderten Richtlinien eingehalten werden, wird sowohl von externen Kontrolleuren, aber auch von eigenen Mitarbeitern überwacht. "Selbst wenn man die Grenzwerte einhält, reicht es nicht. Man muss sie stetig verbessern", sagt Werksleiter Joachim Prölss. Daten vom Energieverbrauch bis zum CO2 -Ausstoß werden in Bad Brückenau Tag für Tag erfasst und ausgewertet.
In den vergangenen vier Jahren habe das Werk seinen Energieverbrauch um zwölf Prozent je produzierter Tonne gesenkt, auch der CO2 -Ausstoß sei deutlich reduziert worden.In den Standort wird regelmäßig investiert, um weiter Energie zu sparen und weniger Abgase zu produzieren. Zum Beispiel sind die Sinteröfen technisch optimiert, in denen die aus Metallpulver gepressten Werkstücke fest gebacken werden. Gute Dämmung, kleinstmögliches Innenvolumen, ausgeklügelte Aerodynamik: "Das führt zu einer sauberen Verbrennung", erklärt Schmidt. "Im Wesentlichen entweicht CO2 ." Die Sinteröfen werden elektrisch betrieben, etwaige Schmutzpartikel in der Abluft werden nachverbrannt. GKN halte auch die Vorgaben des Bundesumweltministeriums zur Reinhaltung der Luft für Großemittenten ein. Rechtlich sei man dazu nicht verpflichtet.
Verkehr ist problematischer
Kreiskaminkehrer Ralf Rüttiger sind die Beschwerden einzelner Anwohner bekannt. Die Überwachung der Industrieemissionen fällt allerdings nicht in seine Zuständigkeit. Die Heizanlage des Werks überprüft er dagegen schon. "Hier gab es noch nie Probleme mit den Grenzwerten", berichtet er. Die ansässige Industrie hält er für den Luftkurort für eher unproblematisch.
"Bad Brückenau hat Grobstaubprobleme", verweist er auf das letzte Luftgutachten. Da bereiten der Verkehr und alte Holzöfen in Privathaushalten mehr Schwierigkeiten. Ähnlich beurteilt auch Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) die Lage. GKN erfülle sämtliche Auflagen, bei der Stadt lägen keine offiziellen Beschwerden vor. "Im Sommer bei bestimmten Wetterlagen riecht man, dass Metall verarbeitet wird", bestätigt sie.
Die Mehrheit der Anwohner stoße sich daran allerdings nicht."Der Umweltschutz gehört zum Unternehmenskodex", betont Martin Schmidt. Das tut GKN nicht nur aus Umweltbewusstsein, sondern auch aus wirtschaftlichen Überlegungen. "Wir sparen Energie aus Kostengründen", sagt er. Der Preiskampf in der Automobilbranche sei hart. Um langfristig in Deutschland Arbeitsplätze zu sichern, ist es wichtig, sparsam mit Energie umzugehen.