In Nüdlingen werden Rettungshunde geprüft
Autor: Sigismund von Dobschütz
Nüdlingen, Dienstag, 29. April 2014
Aus ganz Deutschland kamen Rettungshunde der Johanniter nach Nüdlingen.
"Fast jeder Hund kann zum Rettungsdienst ausgebildet werden", sagt Andreas Ebeling (55), Zugführer der Rettungshundestaffel Schweinfurt. Tatsächlich ist seine neunjährige Border-Collie-Hündin Patty von keinem anderen Hund zu unterscheiden. Schwanzwedelnd kommt sie im Nüdlinger Feuerwehrhaus, dass als Leitstelle dient, auf die umstehenden Menschen zu und lässt sich bereitwillig streicheln. "Unsere Hunde sind Familienhunde."
Zum dritten Mal führte die Johanniter-Unfallhilfe eine bundesweit angebotene Prüfung ihrer Rettungshunde in Nüdlingen durch. Für die Organisation war die Rettungshundestaffel Schweinfurt verantwortlich. 30 Hunde aus ganz Deutschland waren zur Prüfung gemeldet. Erstmals gab es auch ein Seminar zur Ausbildung künftiger Prüfungsausrichter.
Schon im Welpenalter von zwölf bis 15 Monaten sollten Besitzer ihren Hund zum Training für den Rettungsdienst anmelden. "Menschenfreundlich sollte der Hund sein", nennt Ebeling als wichtigste Voraussetzung. Und: "Ausgewachsen sollte das Tier nicht zu groß und nicht zu schwer sein." Denn im Ernstfall müssen Hundeführer oder Hundeführerin ihr Tier auch tragen können, wenn es beim Einsatz verletzt wurde, der Hund über eine Leiter getragen werden oder im Bedarfsfall auch abgeseilt werden muss.
Am Ende gibts ein Leckerli
In den ersten sechs bis acht Wochen der Grundausbildung wird der junge Hund beim spielerischen Training begutachtet: Ist er schreckhaft? Hat er Angst vor Menschen? Sind die Mindestvoraussetzungen erfüllt, wird nach zweijähriger Ausbildung eine Eignungsprüfung abgelegt, die alle 18 Monate zur Prüfung der Einsatzbereitschaft wiederholt werden muss. Besondere Talente oder charakterliche Eignungen sind nicht erforderlich. Ebeling: "Für den Rettungshund ist jeder Einsatz nur ein Spiel, das abschließend mit einem Leckerli belohnt wird."
Die mögliche Dramatik eines Einsatzes wird dem Hund nicht bewusst. Egal, ob er bei der Suche nach Verschütteten in Trümmern oder auf der Fläche im Wald nach Vermissten sucht - für Patty aus Schweinfurt oder die zehnjährige Sammy aus Kempten ist alles nur Spiel.
Bellend zeigt Mischlingshündin Sammy ihrer Führerin Dietlinde Jörg im Unterholz ihren Fund an und bekommt anschließend von Sandra Mentzel, die für diese Übung das verletzte Opfer spielte, den erwarteten Leckerbissen zur Belohnung.
Die anschließende Prüfung, bei der übrigens auch die Hundeführer in einem schriftlichen Test ihr Wissen beweisen müssen, ist etwas anspruchsvoller: Beim Verweistest kommt es nicht nur darauf an, einen Verletzten aufzuspüren, sondern ihm auch nicht zu nahe zu kommen, denn besonders Schwerverletzte dürfen nicht bedrängt werden.
Beim Gehorsamkeitstest wird das Zusammenspiel zwischen Hund und Hundeführer geprüft: Kommandos müssen korrekt ausgeführt werden und der Hund muss seinem Führer auch ohne Leine folgen.
Die größte Herausforderung ist die Flächensuche. Auf einem 30 000 Quadratmeter großen Waldgelände muss das Team aus Herr und Hund binnen 20 Minuten eine verletzte Person finden, die in Nüdlingen von ehrenamtlichen Helfern natürlich nur gespielt wurden. "Alles ist ehrenamtlich", sagt Christoph Fleschutz (29), Pressesprecher der Schweinfurter Johanniter-Unfallhilfe. Deshalb seien die Johanniter bei der Ausbildung ihrer Rettungshunde und deren Weiterbildung auf Spenden angewiesen.
20 Hundeführer in der Staffel
Momentan engagieren sich bei der Schweinfurter Hundestaffel der Johanniter-Unfallhilfe, die für Rettungseinsätze in einem Umkreis von 150 Kilometern rund um Schweinfurt eingesetzt wird, etwa 20 Hundeführer. Einige Hunde sind noch in der Ausbildung. Geprüft und einsatzbereit sind momentan zehn Rettungshunde, die im Notfall auch in Bad Kissingen zur Vermisstensuche eingesetzt werden.