In Gräfendorf gibt es Appartements in den Wipfeln
Autor: Arkadius Guzy
Gräfendorf, Montag, 05. August 2013
Die Gemeinde Gräfendorf im Landkreis Main-Spessart will verstärkt als Fremdenverkehrsort an der Saale wahrgenommen werden. Ein in der Region einmaliges privates Projekt könnte dabei helfen.
Der Wunsch, etwas im Bereich Tourismus auf die Beine zu stellen, hat Stephan Schulze und seine Frau Ulrike Schupp schon länger herumgetrieben. "Wir haben uns verschiedene Anwesen angeguckt - auch im Ausland", erklärt Stephan Schulze. Doch das Paar stieß auf Schwierigkeiten. Nur wenige Kilometer von ihrer Haustür in Weickersgrüben entfernt, klappte es aber.
Das Paar kaufte die Seemühle in Gräfendorf, um einen originellen Einfall in die Wirklichkeit
umzusetzen: ein Baumhaushotel. "Die Idee entstand während der Verhandlungen. Man braucht für so ein Anwesen eine pfiffige Geschäftsidee", sagt Schulze.
Drei Baumhäuser hängen schon in den Bäumen. Sechs sollen es bis zur Eröffnung im kommenden Frühjahr werden, wobei der Wald an der Seemühle noch Standorte für weitere dieser Appartements in luftiger Höhe bietet. Schulze: "Das besondere an unserer Entwicklung ist, dass die Konstruktion allein vom Baum getragen wird." Die Plattform mit der Hütte klammert sich über Holzverstrebungen an den Stamm.
Das Baumhaushotel ist nicht als fantasievolles Abenteuerland für Kinder geplant, wie es eines der bekannteren Beispiele in Deutschland vormacht. Die außergewöhnliche Unterkunft soll besonders Tagungsgäste ansprechen. Zwei bis vier von ihnen finden in den Appartements jeweils Platz. Sie müssen dabei auf keinen Komfort verzichten. Die 35 Quadratmeter großen Hütten in den Wipfeln haben eine Heizung, fließendes Wasser und Strom. Eine Terrasse bietet Sitzmöglichkeiten inklusive Ausblick auf das Tal des Waizenbachs. "Ich habe schon jetzt jeden Tag Anfragen", sagt Schulze.
Alfred Frank, Bürgermeister von Gräfendorf, setzt auf das Projekt. Er will die Gemeinde im Tourismus stärker positionieren. Die Eröffnung des Baumhaushotels Seemühle soll so etwas wie die Initialzündung für weiteres Engagement werden. Auch für den touristischen Zusammenschluss "Frankens Saalestück" könnte das künftige Angebot interessant sein, und Gräfendorf noch mehr zu einem Beitrittskandidaten machen. Die Gemeinde ist zumindest bereits im Verein "Tourismus Fränkisches Saaletal Hammelburg" Mitglied.
Aber vorerst ist das Gelände um die Seemühle noch eine Baustelle. Die Mühle wurde laut Schulze 1688 neu errichtet. Nun wird sie wieder umgebaut. In dem Gebäude werden die Gastronomie, die Rezeption und ein Seminarraum eingerichtet. Das Hotel wird neben den Baumhäusern auch normale Unterkünfte bieten. Außerdem wird die Nutzung der Wasserkraft reaktiviert. "Das war mir wichtig", erklärt Schulze, der ursprünglich aus Norddeutschland stammt.
Er schätzt die Lebensqualität im Saaletal. "Wir leben hier in der Region und wollen etwas zurückgeben", erklärt er sein Engagement. Schulze, der viele Jahre lang in der Windkraftindustrie arbeitete, ist nun täglich auf der Baustelle der Seemühle anzutreffen. Dafür habe er seinen "Managerposten an den Nagel gehängt".