Ab in die Buddel!
Autor: Benedikt Borst
Garitz, Mittwoch, 02. Januar 2019
Matthias Schultz baut Buddelschiffe. Aus Holz, aus Knochen, vom historischen Segler bis zum Phantomschiff. Jetzt geht der Bremer seinem Hobby an der Fränkischen Saale nach.
Ein Nordlicht hat es in die Rhön verschlagen. Mit im Gepäck: Norweger-Pullover, Backenbart, breiter plattdeutscher Dialekt und ein Hobby, das sonst eher an der Küste zu finden ist. Matthias Schultz ist gebürtiger Bremer. Da ist seine Leidenschaft für Segelschiffe quasi in die Wiege gelegt, auch wenn er selbst nicht zur See fährt. Der 46-Jährige arbeitet als freiberuflicher Journalist für verschiedene Fachzeitschriften. Privat ist er Ehemann, Vater und Buddelschiffbauer.
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Für alle Franken und sonstige Landratten, die nicht wissen was das ist: Schultz baut filigrane Modellsegelschiffe, die er dann mittels ausgeklügelter Technik in Flaschen quetscht und ausstellt. "Ich sehe mich in der Tradition der Seeleute des 19. Jahrhunderts. Mein Hobby ist eine Fortsetzung der Volkskunst", sagt er.
Hochzeit auf dem Buddelschiff
Schon als Kind kam er mit Modellbau in Berührung. Damals drehte sich allerdings alles um die Standard-Plastikmodelle aus dem Spielwarenladen wie Oldtimer und Flugzeuge. "Aus heutiger Sicht würde ich sagen, die waren halbe Höhe", findet er. Schultz wusste, dass er irgendwann einmal etwas Anspruchsvolles basteln wollen würde. "Mit zehn Jahren habe ich mir gesagt, du bastelst irgendwann im Leben einmal ein richtiges Buddelschipp."
Bis dahin sollte es aber noch mehr als 30 Jahre dauern, und zwar bis zu seiner Eheschließung 2013. "Wir haben auf der Schulschiff Deutschland geheiratet. Die Hochzeit habe ich als Anlass genommen, um mein erstes richtiges Buddelschiff zu bauen." Die Schulschiff Deutschland ist ein ehemaliges Segelschulschiff der deutschen Handelsschifffahrt. Heute liegt es als Kulturdenkmal in Bremen-Vegesack. Der Nachbau des historischen Dreimasters steht heute in Schultz' Vitrine, auf dem Deck hat er seine Frau und sich bei der Trauung als Holzfigürchen verewigt.
33 Buddelschiffe hat der studierte Architekt und Kunsthistoriker in fünf Jahren gebaut. Als Vorbilder verwendet er Segler aus der ganzen Welt, vom deutschen Handelsschiff über britische Marinekutter bis zur chinesischen Dschunke. Schultz: "Ich brauche die Vielfalt der Modelle. Ausschlaggebend ist für mich die Ästhetik. Ich habe nur meine Freude daran, wenn es schön ausschaut." Anregungen holt er sich in Museen und in einem Fachforum im Internet.
Ein Budellschiff entsteht ausschließlich in Handarbeit. "Da gibt es keine vorgefertigten Teile. Ich mache alles selber", erzählt er. Je detaillierter ein Schiff, desto aufwendiger ist es. "Ein Modell besticht durch seine Detailarbeit." Wenige Tage bis mehrere Wochen Arbeit benötigt Schulz für ein Modell. Mit zwölf Wochen am aufwendigsten war bislang der Nachbau der "Preussen". Der Frachtsegler war mit fünf Masten das größten Vollschiff, das jemals gesegelt ist. Ebenfalls sehr stolz ist Schultz auf sein Modell des Fliegenden Holländers. Das Besondere daran: Das Schiff hat er nicht aus Holz, sondern aus Tierknochen gefertigt. "Das war eine Knochenarbeit. Das war mit Schnitzen nicht viel zu machen." Den Schiffsrumpf hat er mit einem Diamantbohrer aus einem Pferdefuß herausgefräst. Als Vorbild diente ihm eine Pinasse, die real in dem Gebiet fuhr, in dem auch das sagenumwobenen Schiff angesiedelt ist.