Druckartikel: Impfnachweis am Arbeitsplatz: Wann die Unternehmen das befürworten und wann nicht

Impfnachweis am Arbeitsplatz: Wann die Unternehmen das befürworten und wann nicht


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Freitag, 10. Sept. 2021

Geht es den Arbeitgeber etwas an, ob seine Mitarbeiter geimpft sind oder nicht? Bei den Unternehmen im Landkreis Bad Kissingen ist das Meinungsbild ziemlich eindeutig.
Aktuell dürfen einzig Arbeitgeber in sensiblen Bereichen wie Kliniken den Impfstatus des Personals erfragen.


Der Coronaschutz im Unternehmen bereitet Sabine Fingerhut-Heinemann grundsätzlich keine schlaflosen Nächte. Als mikrobiologisches und chemisches Analytik-Labor hat LS in Großenbrach schon zu Beginn der Pandemie ein konsequentes Hygienekonzept umgesetzt. "Wir haben das gemacht, was geht. Die Regeln greifen. Wir hatten zwar schon Infizierte im Unternehmen, das Virus wurde aber nicht weitergegeben", berichtet die geschäftsführende Direktorin. Hier helfe es, dass sowohl Schnell- als auch PCR-Tests im Hause im großen Maßstab angewendet werden.

Über eine höhere Impfquote unter ihren Beschäftigten würde sie sich hingegen freuen. Sie schätzt, dass die Quote bei LS etwa auf dem allgemeinen Impfniveau bei 70 Prozent liegt. "Dafür, dass wir ein Labor und im pharmazeutischen Bereich unterwegs sind, sind wir damit als Geschäftsführung aber noch nicht zufrieden", sagt Fingerhut-Heinemann.

Offiziell sind in Deutschland 51,5 Millionen Menschen vollständig geimpft. Je stärker die Inzidenz wieder steigt, desto größer wird der politische und gesellschaftliche Druck auf Ungeimpfte. Das Abfragen des Impfstatus im Job ist bislang jedoch nur in sensiblen Bereichen gestattet - etwa in Kliniken, Kitas und Schulen sowie in Pflegeheimen. In anderen Berufen müssen die Angestellten ihren Chefs keine Auskunft darüber geben, ob sie geimpft sind oder nicht.

Labor LS: Anreize fürs Impfwillige

Bei LS gab es früh betriebliche Impfangebote über den Betriebsarzt. Außerdem gibt es Zeitgutschriften für Mitarbeiter, die sich anderweitig impfen lassen - sei es beim Hausarzt oder im Impfzentrum. Darüber schätzt die Geschäftsführung ab, wie hoch der Anteil an Ungeimpften in der Belegschaft ist. Dennoch spricht sich Fingerhut-Heinemann dafür aus, dass es Arbeitgebern erlaubt sein sollte, den Impfstatus ihrer Beschäftigten zu erfragen. "Das wäre von Vorteil", sagt sie. Es würde den Coronaschutz im Unternehmen erleichtern und effektiver machen.

"Letztlich steht es jedem Menschen frei und wir müssen es akzeptieren, wenn ein Mitarbeiter ungeimpft ist und sich dem Risiko aussetzt. Aber wir appellieren ständig an die Mitarbeiter, sich impfen zu lassen", betont Fingerhut-Heinemann.

Bindrum: Keine Heimlichtuerei

Klaus Hayer, Geschäftsführer bei dem Hammelburger Bauunternehmen Bindrum, hat ebenfalls eine klare Meinung zu dem Thema. Er bekräftigt: "Ich habe kein Verständnis, dass da so eine Geheimniskrämerei draus gemacht wird!" In der mittelständischen Firma versuche man, möglichst offen und pragmatisch damit umzugehen. "Wir hatten eine größere Impfaktion organisiert, die auch gut angenommen wurde", sagt er. Von daher sei auch bekannt, wer geimpft ist und wer nicht. Hayer betont, dass die Entscheidung frei ist und akzeptiert wird. Das Betriebsklima leide darunter nicht. Von Sanktionen gegenüber ungeimpften Mitarbeitern hält er nichts.

Sparkasse: Viele im Home-Office

Bei der Sparkasse Bad Kissingen haben in der Spitze während der Pandemie die Hälfte der Beschäftigten von zuhause aus gearbeitet. Inzwischen sind viele tageweise ins Büro zurückgekehrt, die Mobile-Office-Quote ist laut dem Vorstandsvorsitzenden Roland Friedrich aber nur unwesentlich gesunken. Aktuell liegt sie bei 45 Prozent. Für die Mitarbeiter in der Zentrale und den Filialen greife ein entsprechendes Schutz- und Hygienekonzept, um Beschäftigte und Bankkunden zu schützen. "Die Mitarbeiter haben sich sehr besonnen verhalten. Im Team hat es sich gut eingespielt", lobt Friedrich.

Der Chef der Kissinger Sparkasse hält es aus organisatorischen Gründen zwar für hilfreich, jedoch "nicht für zwingend nötig", den Impfstatus der Belegschaft zu kennen. Es handle sich um sensible Gesundheitsdaten, gleichzeitig sei ein vertrauensvollen Verhältnis im Betrieb wichtig. "Wir vertrauen darauf, dass es den Mitarbeitern wichtig ist sich, die Kollegen und die Kunden zu schützen", sagt er. Als Vorstandsvorsitzender appelliere er an die Selbstverantwortung der Mitarbeiter, sich gegen Corona impfen zu lassen. Zwang und Druck ist in seinen Augen kontraproduktiv, es gebe mehr Akzeptanz für die Impfungen, wenn es gelingt, die Leute mit einer guten Ansprache zu überzeugen.

Geratherm: Abfrage bringt nichts

Geratherm-Geschäftsführer Manuel Heinz hält die aktuelle Regelung für ausreichend. Beim Impfstatus handelt es sich um sensible, persönliche Gesundheitsdaten. Die zu erfassen "muss gut begründet sein". Sinn mache es, wenn wie in der Kita oder im Pflegeheim Kontakt zu gefährdeten Personen besteht. "Natürlich wünscht man sich, dass möglichst viele Mitarbeiter geimpft sind", kommentiert er. Bei Geratherm könne er mit dem Impfstatus jedoch nicht viel anfangen. Jeder Büromitarbeiter im Betrieb habe ein eigenes Zimmer, an den Produktionsarbeitsplätzen werden große Abstände eingehalten. "Wir können die Leute nicht noch mehr vereinzeln", sagt Heinz. Betriebliche Anreize zum Impfen lehnen sowohl Heinz als auch Sparkassenchef Friedrich ab.