Druckartikel: Immer zusammengehalten

Immer zusammengehalten


Autor: Peter Klopf

Reiterswiesen, Mittwoch, 06. August 2014

Hermine und Richard Schimmel können auf 65 Jahre glückliches und harmonisches Eheleben zurückblicken.Beide sind in Reiterswiesen fest verwurzelt.
Ein sehr seltenes Ehejubiläum - die Eiserne Hochzeit - können Hermine und Richard Schimmel heute feiern. Heute vor 65 Jahren schlossen die Reiterswiesener Eheleute den Bund fürs Leben.  Foto: Klopf


Reiterswiesen — Wenn Hermine und Richard Schimmel am Mittwoch, 6. August, im Kreise ihrer Familie ihre Eiserne Hochzeit feiern, können sie auf 65 Jahre glückliches gemeinsames und harmonisches Eheleben zurückblicken. Auf die Frage, was das Geheimnis einer so langen Zweisamkeit ist, antwortet Hermine Schimmel mit liebevollen Blicken: "Keine Ahnung, es ist eben so.

Einfach tief durchatmen und zusammenhalten." Richard Schimmel fügte lächelnd hinzu: "Wir haben kein Geheimrezept. Wir haben immer in Liebe zusammengehalten."
Bevor sich beide kennenlernten, waren für sie Krieg, Flucht und Vertreibung entscheidende Einschnitte in ihrem jungen Leben. Hermine, in Stadt Olbersdorf im Sudetenland geboren, kam mit dem ersten Flüchtlingstransport im Januar 1946 nach Bad Kissingen und wurde ins Kurheim Regina einquartiert. Richard Schimmel, in Grüntanne, Kreis Ohlau/Schlesien groß geworden, wurde 1943 als Panzersoldat eingezogen und erlebte das Kriegsende im Raum Tamsweg-Mauterndorf (Österreich). Er wurde von den Engländern interniert, um bereits im Juni 1945 in Aalen (Baden-Württemberg) wieder entlassen zu werden.

Neuanfang in Garitz

Da er nicht mehr nach Schlesien zurück konnte, erinnerte er sich an seine Großtante, die in Garitz lebte. Hier traf Richard Schimmel auch seine Verwandten wieder, die auf der Flucht verabredet hatten, sich ebenfalls in dem jetzigen Stadtteil von Bad Kissingen zu treffen.
Als der damals 20-Jährige die Schwester seiner Mutter in der Bad Kissinger Bäckerei Obermeier besuchte, lernte er die damals 16-Jährige Hermine kennen, die ebenfalls dort arbeitete. "Gemeinsam ging man mit Freunden zum Tanzen, doch es hat lange gedauert, bis es endlich gefunkt hat", meinte Richard Schimmel schmunzelnd. Am 6. August 1949 war es so weit. In der Bad Kissinger Jakobus-Kirche wurden beide getraut. Richard arbeitete als Friseur in seinem erlernten Beruf, um die neu gegründete Familie über Wasser zu halten, denn schon bald kündigte sich die erste von drei Töchtern an. Später wechselte er seinen Beruf und wurde Versicherungsvertreter.

Für den TSV Reiterswiesen aktiv

Nachdem Mutter und Großmutter in der Kiefernstraße einquartiert waren, zogen die Jungvermählten auch nach Reiterswiesen, wo sie noch heute leben, tief verwurzelt und im Vereinsleben fest eingebunden sind.
Richard Schimmel ist noch heute mit dem TSV stark verbunden, wo er in den Nachkriegsjahren in der neu aufgestellten ersten Mannschaft kickte und noch heute Fußballertreffen der "Altherren" organisiert. Auch Hermine Schimmels Steckenpferd ist der TSV, wo sie seit 1971 noch jede Woche an der Frauen-Gymnastik teilnimmt.
Den Ehrentag wird das Jubelpaar im Kreise seiner drei Töchter, Schwiegersöhne, sechs Enkelkinder und sechs Urenkel verbringen.