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Im Landkreis Bad Kissingen sind 410 Genossen gefragt


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Dienstag, 03. Dezember 2013

Lange wurde über Schwarz-Rot diskutiert, jetzt haben die SPD-Mitglieder ihre Wahlzettel im Briefkasten. Urgestein Reinhold Moritz aus Sulzthal hat gleich zugestimmt, "aber mit Bauchschmerzen".
Reinhold Moritz hat sich schnell entschieden und Ja angekreuzt, viele andere SPD-Mitglieder tun sich schwerer. Fotos: Ralf Ruppert


Reinhold Moritz ist eines von genau 410 SPD-Mitgliedern im Landkreis Bad Kissingen, die über die Große Koalition mitentscheiden dürfen. "Ich habe nicht lange rumgemacht und sofort zugestimmt", sagt der Vorsitzende des kleinen SPD-Ortsvereins Sulzthal. "Aber das ist durchaus umstritten bei uns", berichtet er von Diskussionen bei seinen Genossen: Am Wochenende waren die Sulzthaler SPD-Mitglieder beieinander, um den Christbaum auf dem Dorfplatz aufzustellen. "Ich schätze, dass es so 50:50 steht", fasst Moritz die Stimmung dort zusammen.

Sorge über Folgen der Ablehnung

"Ich habe auch meine Probleme", schränkt selbst Reinhold Moritz ein, der seit 38 Jahren in der SPD ist. "Nur mit Bauchschmerzen" habe er "Ja" angekreuzt: "Natürlich gehen wir nicht gerne mit den Schwarzen zusammen." Aber: "Ich sehe die größere Gefahr darin, dass sich die SPD zerstreitet und zerfleischt." Denn: "Bei einer Ablehnung des Koalitionsvertrages müssten aus der Sicht von Reinhold Moritz "nicht nur Gabriel, sondern auch manch anderer zurücktreten". Das will Moritz vermeiden: "Dann würde die SPD wieder ganz von vorne anfangen, da würde die ganze Partei in ihren Grundfesten wackeln." Deshalb setzt Moritz auf Optimismus: "So schlecht ist das Ergebnis auch wieder nicht." Es spiegle eben das SPD-Bundestagswahlergebnis von nur 26 Prozent wieder.

24 Mitglieder bei 900 Einwohnern

Im kleinen Sulzthal im Süden des Landkreises mit rund 900 Einwohnern ist die SPD verhältnismäßig gut organisiert: 24 Mitglieder hat der Ortsverein. Zum Vergleich: Der Ortsverein der Stadt Bad Brückenau im Norden hat auch nur "gut 20" Mitglieder, berichtet die dortige Vorsitzende Angelika Somaruga. "Die Tendenz ist, dass es die Basis ablehnt", fasst sie ihre Wahrnehmung zusammen (siehe Umfrage unten).

Die frisch gebackene SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar aus Maßbach dagegen hat einen anderen Eindruck: "Im Kreisvorstand am Montagabend habe ich erfahren, dass viele Mitglieder bereits zugestimmt haben", berichtete Dittmar gestern. Am vergangenen Wochenende war sie bereits auf Werbetour in Schweinfurt: "Fast 100 Mitglieder waren da, und ich würde schätzen, dass am Ende 90 Prozent für die Große Koalition waren." Die Einführung des Mindestlohnes und die abschlagsfreie Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren komme bei der Parteibasis gut an.

MdB Sabine Dittmar tourt am kommenden Wochenende durch die Landkreise ihres Stimmbezirks: Für den Landkreis Bad Kissingen findet die Versammlung am Samstag, 7. Dezember, um 14 Uhr im Hotel "Tilmann" in Münnerstadt statt. Dittmar versucht, die insgesamt 1401 SPD-Mitglieder in ihrem Bundestagswahlkreis auf ihre Seite zu ziehen. 410 davon wohnen im Landkreis Bad Kissingen. "Seit September sind elf Menschen in die SPD eingetreten, drei davon hier im Landkreis", hält Dittmar die Mitgliederbefragung für einen sinnvollen Schritt. "Mindestens von einem ehemaligen Mitglied weiß ich, dass er wegen dieser Befragung zur SPD zurückgekehrt ist."

Den kompletten Koalitionsvertrag kann man zum Beispiel auf der Homepage von MdB Sabine Dittmar runterladen.