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Im Januar startet die neue Nachbarschaftshilfe


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Dienstag, 19. November 2013

Das Mehrgenerationenhaus und der Landkreis Bad Kissingen organisieren die neue Nachbarschaftshilfe, das Projekt "Generationen Netz". Hilfesuchende zahlen acht Euro pro Stunde, die Helfer bekommen davon sechs Euro als Aufwandsentschädigung.
Ruth Frey (Bildmitte) und Christa Roth (rechts daneben) aus Nüdlingen üben schon einmal für ihren Dienst beim Projekt "Generationen Netz". Behilflich sind (von links) Mehrgenerationenhaus-Geschäftsleiterin Iris Hönig, Landrat Thomas Bold und Projektleiterin Magdalena Döblinger. Fotos: Ralf Ruppert


Ruth Frey aus Nüdlingen kann geben, was viele zu wenig haben: "Ich habe jetzt genug Zeit", sagt sie. Bis vor kurzem war sie bei einer Krankenkasse beschäftigt, jetzt sucht sie nach einer sinnvollen Beschäftigung im Ruhestand jenseits der eigenen Familie: "Ich habe zwei gesunde Hände, ich bin für alles offen", bot sie als eine der ersten ihre Mithilfe in der geplanten Nachbarschaftshilfe im Landkreis Bad Kissingen an. "Ich will mich gerne einbringen, aber nicht wie im Ehrenamt ganz unentgeltlich", findet sie den Grundgedanken gut.

Ausflüge und Fenster-Putzen

Am Dienstag kam Ruth Frey mit Christa Roth ins Mehrgenerationenhaus. Erfahren haben sie von dem geplanten Projekt über eine Bekannte, und: "Ich kenne das auch von jemandem, der gegen Punkte, nicht gegen Geld arbeitet", berichtet Christa Roth. Sie hat konkrete Vorstellungen, was sie selbst einbringen könnte: "Ich fahre gerne Auto, könnte also Senioren zum Arzt fahren oder Ausflüge machen." Und dann hat sie noch eine eher ungewöhnliche Vorliebe: "Ich putze gerne Fenster."

"Wir sind offen für alles und werden uns sicherlich nicht auf Rasen-Mähen und Vorhänge-Waschen beschränken", sagt Projektleiterin Magdalena Döblinger. "Es gibt da keine Denkverbote", pflichtet auch Landrat Thomas Bold (CSU) bei. Wichtig sei, dass Menschen durch kleine Hilfen ihre Eigenständigkeit behalten können. Dabei stelle der Landkreis in Zusammenarbeit mit dem Mehrgenerationenhaus nur das Gerüst: "Die Menschen, die sich engagieren, entscheiden, ob's funktioniert."

"Wir können einen sicheren Rahmen bieten", beschreibt Geschäftsleiterin Iris Hönig den Beitrag des Mehrgenerationenhauses. Konkret sind die Helfer haftpflicht- und unfallversichert, zudem werden sämtliche Fahrten versichert. Finanziert wird das Ganze dadurch, dass die Hilfebedürftigen acht Euro pro Stunde zahlen, von denen sechs Euro an die Helfer und zwei Euro als Verwaltungspauschale an den Verein gehen. Die acht Euro könne aber auch jemand anderes zahlen - und die Dienstleistung als Gutschein verschenken.

Gegen Langeweile

"Das Angebot hängt entscheidend davon ab, was die Leute für Fähigkeiten anbieten", sagt Georg Schulz-Hertlein von der Servicestelle Bürgerengagement im Landratsamt Bad Kissingen. Er sieht die positiven Effekte nicht nur bei denen, die Hilfe anfordern, sondern auch bei den Helfern: Wenn Menschen etwa in Ruhestand gehen, tue ihnen eine feste Aufgabe gut. "Wenn man sich erst einmal auf dem Sofa niedergelassen hat, wird es schwierig, sich wieder aufzuraffen", fordert Schulz-Hertlein die Menschen auf, sich am besten möglichst schnell nach dem Beginn des Ruhestands eine sinnvolle Beschäftigung zu suchen. Die Nachbarschaftshilfe soll allerdings keine Konkurrenz zum klassischen Ehrenamt in Vereinen sein: "Wir erschließen hier ein ganz neues Feld."

Für die Mitglieder

"Die Nachbarschaftshilfe wird vermutlich in einer Unterabteilung unseres Vereins organisiert", erklärt Karin Pohle, 2. Vorsitzende des Vereins "Generationen-Netz Landkreis Bad Kissingen". Rund 120 Mitglieder hat derzeit der Verein, der sich die Trägerschaft des Projektes mit dem Landkreis Bad Kissingen teilt. Nun sollen natürlich möglichst schnell möglichst viele hinzukommen, um eine möglichst breite Basis für angebotene und nachgefragte Dienste zu haben.

Ziel Schwerpunkt des Projektes "Generationen Netz" ist der Aufbau einer institutionalisierten Nachbarschaftshilfe.

Finanzierung Das Bayerische Sozialministerium fördert die Idee über das Modellprojekt "Aufbau von Seniorengenossenschaften" mit 30 000 Euro für drei Jahre. Zudem gibt es 12.000 Euro pro Jahr aus dem Budget der Fachstelle Generationenfreundlicher Landkreis. Das Projekt soll sich nach drei Jahren weitgehend selbst tragen.

Zeitplan Bis Anfang Dezember sollen sämtliche Formalitäten wie Versicherungsfragen geklärt sein, bis Jahresende wird die Werbung vorbereitet. Für Januar ist dann eine Auftakt-Veranstaltung geplant. Wissenschaftlich begleitet wird es von der TU Nürnberg.

Kontakt Projektleiterin Magdalena Döblinger ist im Mehrgenerationenhaus Bad Kissingen unter Telefon 0971/6993381 und unter m.doeblinger@mgh-badkissingen.de zu erreichen.