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Im dritten Akt wird alles anders


Autor: Björn Hein

Nüdlingen, Montag, 23. November 2015

Die Nüdlinger Mimen spielten sich durch Irrungen und Wirrungen und wussten das Publikum zu begeistern. Auch Maske und Bühnenbild waren perfekt.
Viel los war auf der Bühne im Pfarrsaal bei den Theaterabenden der KAB. Foto: Björn Hein


Wenn die KAB Nüdlingen ihre Theaterabende aufführt, ist gute Stimmung vorprogrammiert. Zwar ist es nicht leicht, die Rollen immer richtig zu besetzen - beim Stück "Alles Bauerntheater", das im Pfarrsaal aufgeführt wurde, zeigten die Theatermacher jedoch wieder ein glückliches Händchen, denn die Darsteller wirkten überaus glaubhaft.

Dies lag auch daran, dass die Laienschauspieler ganz in ihren Rollen aufgingen und mit viel Spaß bei der Sache waren.
Das Stück war gespickt mit Wortwitz, der auch schon einmal sehr derb daherkommen konnte. Besonderen Reiz bezog die Aufführung aus der Tatsache, dass man es in jenem Dialekt spielte, der in Nüdlingen gesprochen wird. Dies verlieh dem Stück viel Authentizität, so dass die Zuschauer nicht nur an der Handlung ihre Freude hatten, sondern auch die Sprache ihren Teil zum gelungenen Abend beitrug.


Liebe zum Detail

Maskenbildnerin Irmgard Grom hatte außerdem ganze Arbeit geleistet und die Darsteller passend zum Stück ausgestattet. Für die Technik war Peter Klöffel verantwortlich. Das Bühnenbild war phantasievoll und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt, so dass auch optisch einiges geboten war.
Mit viel Humor wurden die Protagonisten des Stücks passend in Szene gesetzt. Alfons (Gerd Nicolai), seines Zeichens Bauer und Bürgermeister, ist alles andere als ein Mustergatte. So ist er trinkfest und arbeitsscheu und lässt seine Frau Agnes (Gitte Kleinhenz) die Arbeit auf dem Hof am liebsten alleine machen. Diese ist natürlich alles andere als erbaut über einen solchen "Gemahl.


Amouröse Abenteuer

Die Gemeinderatssitzungen in der Gaststube arten nicht selten in Besäufnisse aus, bei denen Alfons natürlich immer mit dabei ist. Dabei ist der alte Schwerenöter auch amourösen Abenteuern nicht abgeneigt. Zu gerne würde er sich an die Kellnerin heranmachen, gemeinsam mit seinem Freund Heinz (Ernst Geist) hat er auch schon einen Plan geschmiedet: Bei einem Theaterstück will er der Angebeteten die Hauptrolle geben und so mit ihr anbändeln. Hierzu wollen die beiden einen "Kulturausschuss" bilden. Bei dem imaginären Theaterstück "Die Schöne und das Biest" will er mit der feschen Kellnerin anbandeln.
Außerdem will Alfons auch seine Schwägerin Hilde (Margot Freidhof) loswerden, die als alte Jungfer immer noch in seinem Haus sitzt und ihm gehörig auf die Nerven geht. Zusammen mit seinem Freund Heinz, der "dichterisch begabt" ist, setzt er eine Heiratsannonce auf, mit der er Hilde endlich an den Mann bringen will.
Doch nicht nur die Schwägerin geht ihm gehörig auf die Nerven, auch seine ausgeflippte Punkertochter Eva (Annalena Degand) - bei der die Maskenbildnerin ganze Arbeit geleistet hatte - würde er gerne in ihre Grenzen weisen. Diese ist derweil wenig an der heimischen Männerwelt interessiert, erst als sie auf den schüchternen und etwas tölpelhaften Studenten Hans (Thomas Klöffel) trifft, kündigt sich ein Techtel-Mechtel an. Sie verliebt sich in das unbeholfene "Zuckerhäschen", welches etwas schwer von Begriff ist und den Flirtversuchen der Bauerstochter zunächst recht ratlos gegenübersteht.
Die tugendhafte und für ihre Sittenstrenge bekannte Pfarrköchin (Bärbel Brumm) deckt die Pläne Alfons' auf, sich die Kellnerin anzulachen. Die Damen hecken hierauf einen Plan aus, wie sie dem alten Schwerenöter die Suppe tüchtig versalzen können. Verschiedene Irrungen und Wirrungen machen das Chaos dann perfekt, wobei auch der Altwarenhändler Franz (Oskar Hein) eine Rolle spielt, der im Verlauf des Stücks für einen Einbrecher gehalten wird.


Heiße Liebesnacht

Im dritten Akt kommt dann jedoch alles anders als man denkt. Beim Casting für die Theateraufführung ist die Kellnerin gar nicht anwesend. Vielmehr sind Eva, Agnes und Hilde in aufreizende Kleidung gehüllt. Vom Schleier verdeckt, führt das Trio einen Tanz vor, bei dem Hans, Alfons und Heinz ins Schwärmen geraten. Nach einer heißen Liebesnacht ist alles verändert. Bauer und Bürgermeister Alfons bringt seiner Angebeteten das Frühstück ans Bett, der hässliche "Uhu" hat sich in einen wunderschönen Schwan verwandelt.


Zum Schluss ein Happy-End

Auch Punktertochter Eva ist zu einer überaus attraktiven Dame gereift. Student Hans hat verstanden, wie man eine Frau umwirbt, was sich auch an seiner jetzt modernen Kleidung zeigt. Am Schluss steht das Happy-End - und die "Femmes fatales" haben natürlich gewonnen. Auch die sittenstrenge Pfarrköchin ist nun ganz Frau, nach einer Nacht, die sie mit dem Altwarenhändler Hans gezwungenermaßen im Schrank verbringen musste, da Heinz die beiden für Verbrecher hielt und sie kurzerhand mit dem "Potschamber", dem Nachttopf also, niedergeschlagen hat. Die ominöse Kellnerin tritt im Stück überhaupt nicht auf. Von ihr erfährt man nur, dass sie gemeinsam mit ihrem Kumpan die Häuser ausgeraubt hat.
Im dritten Akt zeigten die Schauspieler ihr großes Talent, leichtfüßig von einer in die andere Rolle zu schlüpfen, was für die Zuschauer sehr reizvoll war und zeigte, mit wie viel Liebe man sich der Umsetzung der Rollen gewidmet hatte.


Publikum spendete viel Applaus

Das Publikum war von der Aufführung begeistert, wie sich am großen Applaus ablesen ließ. Den Schauspielern, die durch große Textsicherheit glänzten, merkte man ihre Freude am Spielen auf der Bühne an, so dass es für alle eine gelungene Aufführung wurde. Rasant und fulminant war das Stück, mit viel Wortwitz und Klamauk wurden die Besucher köstlich unterhalten. Die Kulissen waren mit viel Liebe zum Detail hergerichtet worden, wobei auch auf kleine Details geachtet worden war. Und auch die Maskenbildnerin hatte ihre Aufgabe mit Bravour gemeistert.