Ideen, Pläne und Konzepte für die Stadt Bad Kissingen
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Freitag, 28. November 2014
Das Gremium diskutiert über die Zukunft des Kurhausbades und der gesamten Innenstadt sowie über ein einheitliches neues Logo. Beschlüsse gab es aber keine.
Die jüngste Stadtratssitzung streifte jede Menge Grundsatzfragen der Stadtentwicklung: Ein einheitliches Erscheinungsbild stand ebenso auf der Tagesordnung wie die Städteplanung und das Nutzungskonzept für das Kurhausbad. "Bad Kissingen verdient einen Mercedes-Stern, aber hat derzeit viele kleine Sternchen", kommentierte Justiziar Joachim Kohn das aktuelle Erscheiungsbild. Kurdirektor Frank Oette bezeichnete die Vielzahl der aktuellen Logos als "gewachsenes Konglomerat" und gab als Ziel aus, dass Staatsbad GmbH und Stadt gemeinsam eine Lösung finden.
Im Sommer wurde die Berliner Agentur "Müller Valentini" mit der Planung beauftragt - mit Bezug zur Region: "Ich bin in Bad Kissingen geboren und in Langendorf aufgewachsen", berichtete Mit-Gründerin Tina Müller. Auf Inhalte ging Dennis Oliver Schroer ein, der sich auf strategische Markenführung spezialisiert hat. Die Gestaltung einer einheitlichen starken Marke sowie die Positionierung des traditionellen Kurortes als modernen Kultur- und Gesundheitsstandort gab er als Ziele aus. "Der Aufwand, eine Marke zu pflegen, ist viel geringer", nannte er praktische Vorteile.
Verjüngung der Zielgruppe
Grundlage seien das Tourismus-Leitbild, das 2009 entwickelt wurde, und eine aktuelle Umfrage unter Stadträten und Mitarbeitern von Stadt und Staatsbad GmbH. Bei der Außenwirkung seien die Aspekte "klassisch" und "idyllisch" bereits jetzt sehr gut vertreten. Andere Attribute wie erfrischend, offen, fröhlich oder modern müssten zusätzlich etabliert werden.
"Sie müssen sich nicht verstellen, um erfolgreich zu sein", stellte Schroer klar, dass es eher um eine Evolution, als um eine Revolution gehe. Eine nachhaltige Verjüngung der Zielgruppe und das Setzen eines zentralen Themas sind aus seiner Sicht der richtige Weg. Dabei könne Bad Kissingen auf eine weit überdurchschnittliche Bekanntheit in allen Altersgruppen aufbauen, sagte Schroer und belegte das mit vielen Zahlen. Allerdings hinken die Sympathiewerte hinter denen anderer Fremdenverkehrsorte her. Schroers Fazit: "Sie müssen nicht an der Bekanntheit arbeiten, sondern an einem Imagewechsel."
Der Markt-Stratege war überrascht vom großen Veranstaltungskalender und von Angeboten wie Brunnenfrauen und Kurorchester. Das sei "fast ein bisschen viel", sagt Schreoer und empfahl, nicht mehr so sehr auf die Bereiche Kur und Vergnügen zu setzen, sondern "sich eher in Richtung Erholung und Auszeit zu positionieren." Bis Mitte 2015 sollen nun das neue Logo und der Internet-Auftritt, im Herbst der neue Urlaubskatalog 2016 gestaltete werden.
CSU-Stadtrat Michael Heppes stellte in der Sitzung seine Vorschläge zur Begrünung des Berliner Platzes vor. Busse sollten zum einen den Salinen-Parkplatz und zum anderen die Schulen direkt anfahren. "Das ist ein Konzept, das Bad Kissingen zukunftssicherer und interessanter macht", sagte Heppes. "Wir müssen mit unseren Ressourcen sparsam umgehen", erwiderte jedoch OB Kay Blankenburg und verwies die Planung auf den Bauausschuss.
"Innovativ und alternativ"
Ausfühlicher wurde über das Kurhausbad diskutiert: Der Stadtrat beauftragte Wirtschaftsförderer Michael Wieden, ein "Zentrum für innovative und alternative Gesundheitsmedizin" zu planen. Viel Zeit hat er dafür aber nicht: Am 12. Dezember soll es den Fraktionen vorgelegt, am 17. Dezember im Stadtrat beschlossen werden, denn: "Wir müssen bis Jahresende beim Freistaat liefern", berichtete Blankenburg.
Der OB stellte klar, dass die Stadt zwar die Moorbäder in die Kisssalis-Therme verlegt habe, das aber nicht mit allen medizinischen Anwendungen vorhabe. Er schlug für das Kurhausbad neben dem geplanten Zentrum für Telemedizin eine Heilwasser-Schau-Abfüllung vor. "Es muss etwas sein, was mit der Geschichte der Stadt zu tun hat."
Keinen Sinn sieht er in einer Ausschreibung der Therapieräume: Das habe bereits der frühere Kurdirektor Gunter Sauer erfolglos versucht. Für medizinische Angebote in dem Gebäude sieht der OB kaum Chancen: "Ein Privater wird's nicht machen, Stadt und Staat können's nicht", verwies er auf die finanzielle Lage: "Wir können nicht auf unbestimmte Zeit Anwendungen subventionieren." SPD-Stadtrat Thomas Menz fasste es so zusammen: "Es tut mir leid für die Freunde des Kurhaus-bades, aber die nächste Generation badet in der Kisssalis."
Erfolglos hat ein Teil der CSU-Fraktion einen so genannten Nachprüfungsantrag zum Alten Reitersteg gestellt. Die Stadträte wollten erreichen, dass ein Beschluss des Bauausschusses aufgehoben wird. Am Ende wurde die Entscheidung vom 13. Oktober jedoch mit 21:6 Stimmen eindeutig bestätigt. Damit steht nun fest, dass der seit Mai 2012 gesperrte Steg abgerissen wird. Doch selbst die Gegner machten klar, dass mit dem jetzigen, auf 23 000 Euro veranschlagten Abbau keine neue Lösung ausgeschlossen sei, schließlich bleiben die beiden Widerlager.
Der Alte Reitersteg sei ein "sehr wichtiger Übergang und Anschluss an die Au", begründete CSU-Stadtrat Michael Heppes den Antrag. Das jetzige Bauwerk sei "symbolhaft", und: "Es wäre schade um das Erscheidungsbild." Seine Fraktionskollegin Karin Renner verwies auf den Einsatz des "Vereins zur Erhaltung des Alten Reiterstegs", der bislang 15 000 Euro gesammelt hat. "Wir wollen ihn deshalb erhalten, weil Bürger dahinter stehen."
In der Diskussion wurde mehrfach der Sinn eines Nachprüfungsantrages in Frage gestellt, weil laut Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) sämtliche Experten versichert hätten, dass der jetzige Steg auf keinen Fall erhalten werden könne. "Wollen Sie das als Mahnmal stehen lassen?", lautete Blankenburgs Frage. Laut Wolfgang Lutz (CSU) soll die jetzige Brücke die Widerlager schützen. Dem widersprach jedoch 2. Bürgermeister Anton Schick (DBK) vehemnt: "Die Widerlager werden nicht beschädigt", ist sich der Bauexperte sicher. Andererseits wäre eine Aufhebung des Beschlusses und damit der Ausschreibung für den Abriss eine "Unverschämtheit gegenüber der Wirtschaft": "Dann wird die Stadt nicht mehr als ernsthafter Partner wahr genommen", warnte Schick und verwies auf das Hin und Her beim Palais Erthal vor kurzem.
Den Ausschlag gab für die Mehrheit aber die finanzielle Situation der Stadt: "Das kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren", stellte sich etwa CSU-Stadtrat Thomas Schlembach gegen die meisten Räte seiner eigenen Fraktion. "Für mich ist klar, dass wir uns den Steg nicht leisten können", sagte auch SPD-Stadträtin Christina Scheit. Und FDP-Stadtrat Hans-Joachim Hofstetter schlug als Kompromiss vor, der bisherigen Verein in "Verein zum Neubau eines Bürgersteges" umzubenennen.
"Die Zahlen machen mich schwindelig", verwies auch der neue Stadtrat Klaus Zehe (FW) auf die Haushaltslage. Und an die alten Stadträte richtete er die Frage: "Weshalb habt ihr den Steg nicht schon 2012 repariert? Jetzt bleibt das auf der neuen Mannschaft sitzen."
Landrat Thomas Bold (CSU) kam in die jüngste Stadtratssitzung, um langjährigen Mitgliedern des Gremiums die Kommunale Verdiensturkunde zu überreichen: Die ausgeschiedene Rätin Isolde Anstötz (CSU), der frühere Kleinbracher Ortssprecher Josef Plener sowie der aktuelle SPD-Fraktionssprecher Bernd Czelustek und der 3. Bürgermeister Thomas Leiner (CSU) haben sich jeweils mindestens drei Amtsperioden, also 18 Jahre engagiert. "Für unsere demokratische Grundordnung ist die kommunale Selbstverwaltung besonders wichtig", sagte Bold, und: "Es geht nicht nur um die Entscheidung im Gremium, sondern auch um die Vertretung nach außen." Bold und OB Kay Blankenburg (SPD) dankte für dan kommunalpolitischen Einsatz der Geehrten, die gute Zusammenarbeit und den gegenseitigen Respekt.
Nachfragen Karin Renner (CSU) fragte an, weshalb sich die Stadt Bad Kissingen nicht um Stabilisierungshilfen beworben hat. OB Blankenburg erinnerte an einen entsprechenden Stadtratsbeschluss: Die Stadt hätte sämtliche freiwilligen Leistungen auf den Prüfstand stellen müssen, um an die Förderung des Freistaates zu kommen. Florian Keßler (DBK) hatte Nachfragen wegen des Blindenleitsystems und des Platzes vor der Stadtpfarrkirche.
Resolution Bad Kissingen ist eine der Modell-Kommunen für das Projekt "Bayern barrierefrei". Nun teilte die Verwaltung mit, dass der Freistaat beschlossen hat, keine konkreten Projekte zu fördern, obwohl diese Zuschüsse Grundlage für den Antrag waren. Die Modell-Kommunen wollen in einer gemeinsamen Resolution zumindest die Förderung einzelner Projekte erreichen.
Trauerfeier Kurzfristig in die Tagesordnung aufgenommen wurde der Antrag auf eine Dienstreise des 3. Bürgermeisters Thomas Leiner nach Israel: Vom 11. bis 14. Dezember wird er in den Nahen Osten fliegen, um die Stadt bei der Trauerfeier von Joske Ereli zu vertreten. Ereli wurde 1921 in Bad Kissingen geboren, flüchtete vor den Nazis nach Palästina und engagierte sich in den vergangenen Jahrzehnten für die Verständigung zwischen Deutschland und Israel. Er starb am 4. November.
Markttag Der Verein "Pro Bad Kissingen" hat beantragt, in Zukunft den verkaufsoffenen Sonntag im November auf den Sonntag vor dem Pfingstwochenende zu verlegen. Der Stadtrat stimmte einstimmig der entsprechenden Änderung der Satzung ab dem Jahr 2015 zu.
Satzungen Jeweils einstimmig wurden auch die "Satzung über die Benutzung der städtischen öffentlichen Grünanlagen" und die Abfallwirtschaftssatzung geändert. Unter anderem wird der Bürgerplatz in der Schurzstraße/ Ecke Johann-Philipp-Geigel-Straße neu ins Grünanlagenverzeichnis aufgenommen, um besser gegen Verschmutzung vorgehen zu können.