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Hotel wird zu Nüdlinger Senioren-WG


Autor: Benedikt Borst

Nüdlingen, Dienstag, 21. Oktober 2014

Im Hotel Riedgrund entsteht die erste Pflegeeinrichtung für Senioren der Gemeinde: eine Wohngemeinschaft für zwölf Bewohner mit Betreuung rund um die Uhr. Die Menschen sollen hier bis zu ihrem Tod selbstbestimmt leben können.
Antje Beer setzt auf alternative Betreuungsformen. Im Hotel Riedgrund entsteht eine Senioren-Wohngemeinschaft.  Fotos: Benedikt Borst


Die Gemeinde bekommt ihre erste Senioreneinrichtung. "Wir hoffen, dass wir noch dieses Jahr eröffnen können", sagt Antje Beer. Derzeit befinde man sich noch im Genehmigungsverfahren. Ihr Vorhaben: Sie mietet zwei Geschosse im Hotel Riedgrund an und vermietet sie als Wohngemeinschaft für pflegebedürftige Senioren weiter. Es soll eine alternative Form der Betreuung sein und sich von anderen Angeboten wie stationären Pflegeheimen, betreutem Wohnen und ambulanter

Tagespflege abgrenzen.

"Zeiträume" wird die WG heißen und Platz für zwölf Senioren bieten. "Die Bewohner verwalten sich komplett selbst", erklärt Beer. Wie bei einer normalen Wohngemeinschaft auch. Sie entscheiden zum Beispiel, was sie kochen wollen, was für die Wohngemeinschaft angeschafft wird und wer als neuer Mitbewohner einziehen darf. Die Senioren werden von einer Hauswirtschaftskraft unterstützt und von mehreren Pflegekräften betreut. "Wir sind mit einem Pflegedienst 24 Stunden vor Ort sind", sagt Beer.

Die Gemeinde Nüdlingen bemüht sich bereits seit längerem um eine Altenpflegeeinrichtung am Ort. Das Thema hatten sich alle Parteien bei der Kommunalwahl im Frühjahr ins Wahlprogramm geschrieben. Senioren sollten bis zum Tod in Nüdlingen versorgt sein. "Ich freue mich sehr über die private Initiative", lobt Bürgermeister Harald Hofmann (CSU). Dennoch werde die Gemeinde das Thema weiter verfolgen. Die Serviceinfrastruktur müsse verbessert werden. Langfristig bleibe das Ziel bestehen, ein Heim nach Nüdlingen zu holen.

Wohnen bis ans Lebensende

Die 50-jährige Beer ist Fachkraft für außerklinische Intensivpflege und leitet den Tagespflegedienst "Am Schlossberg" in Reiterswiesen. "Die Wohngemeinschaft ist wie ein Privathaushalt. Ich bin dort als Dienstleister zu Gast" erklärt sie. Beer vermietet die Räume an die Bewohner weiter und schließt mit ihnen einen Betreuungsvertrag ab. Den können die Bewohner jederzeit kündigen und an einen anderen Dienst vergeben.

Sowohl Miete als auch Betreuungsvertrag zahlen die Bewohner selbst. Wie hoch die anfallenden Kosten sind, wird derzeit kalkuliert. Die anfallenden Pflegeleistungen hingegen übernimmt laut Beers Konzept vollständig die Pflegekasse. "Deshalb kann ich nur Bewohner mit Pflegestufe nehmen. Sonst wäre es unwirtschaftlich", begründet Beer. Die pflegerische Betreuung sei allerdings so ausgelegt, dass die Bewohner die Möglichkeit haben, bis zum Tod in der Wohngemeinschaft zu bleiben - ungeachtet wie schwer ihre Krankheit ist.

Die Bauarbeiten im Innern, die aus dem Hotels Riedgrund eine Pflegeeinrichtung machen, sind beinahe abgeschlossen. "Der Umbau dauert seit einem Jahr", sagt Gustav Müller. Er habe das Hotel beinahe 35 Jahre betrieben hat. Als er sich zur Ruhe setzte habe er sich nach einer anderen Nutzung umgesehen. "Es gab auch ein Angebot für eine Asylbewerberunterkunft", erzählt er. Letztlich habe er sich für das Pflegekonzept von Antje Beer entschieden. Müller: "Das sind zwölf Menschen, die gut betreut werden. Das ist eine gute Sache und wichtig für die Gemeinde."


Die Senioren-WG Zeiträume