Hortensien mögen den Schatten
Autor: Sigismund von Dobschütz
Bad Bocklet, Mittwoch, 24. August 2016
Bei einer Führung durch den Kurgarten lernten die Teilnehmer eine große Vielfalt von Pflanzen und Pflegetipps kennen.
Viel gärtnerisches Wissen und wertvolle Tipps zur Pflanzenpflege konnten die Teilnehmer nach der einstündigen Führung durch den Bad Bockleter Kurgarten mitnehmen. Ein Dutzend Besucher war Kurgärtner Roland Metz auf seinem Streifzug durch die fachkundig gepflegte und üppig blühende Anlage zwischen Fürstenbau und Brunnenbau gefolgt.
"Pflanzen in Licht und Schatten" hatte der stellvertretende Leiter der Bad Kissinger Kurgärtnerei als Thema für
seinen Rundgang gewählt. Schnell musste er einsehen, dass er nicht alles, was er sich vorgenommen hatte, würde zeigen können. Bei jedem Halt vor einem Baum, Strauch oder vor bunten Blumen musste er die Fragen der ihn begleitenden Hobbygärtner beantworten. Doch Metz war um keine Antwort verlegen. Seit seiner Ausbildung vor 30 Jahren in der Bad Kissinger Kurgärtnerei, die noch heute die Gartenanlagen des benachbarten Staatsbades pflegt, ist er schon in Bad Bocklet
eingesetzt. Während seiner Lehrjahre wurden der Bockleter Kurgarten "komplett umgekrempelt" und das heutige Aussehen geschaffen.
Umriss einer Bischofsmütze
Den Anfang nahm Metz' Gartenführung am Außenrand des Kurgartens auf dem Weg zwischen dem Wetterhäuschen und dem 1766 im Auftrag von Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (1708 - 1779) errichteten dreiflügeligen Fürstenbau.
Erst drei Jahrzehnte später ließ dessen Amtsnachfolger Franz Ludwig von Erthal (1730 - 1795) im Jahr 1793 den Kurgarten in den Umrissen einer Mitra, einer Bischofsmütze, anlegen.Zwar nicht ganz so alt wie der Kurgarten, aber "locker über hundert Jahre" sind die hohen Bäume, die das kurze Wegstück zum Fürstenbau optisch als Allee erscheinen lassen, ließ Metz seine Gäste wissen. Heute seien diese Bäume die ältesten des Gartens.
Am Fürstenbau bestaunten die Gäste die Rabatte mit den "schlichten, bunten Sommerblühern". Metz erklärte jede einzelne, nannte ihre Vorzüge und Eigenschaften. Anfang Oktober werden die Sommerpflanzen wieder entfernt, die Rabatte wird aufgelockert und mit frischer Erde aufgefüllt. Dann kommen die Stiefmütterchen als Winterbepflanzung, für den Jahresanfang werden Blumenzwiebeln gesteckt. "Kommen Sie im Frühjahr wieder", machte der erfahrene Kurgärtner den Gästen Lust auf einen nächsten Besuch.
Alles ist abgestimmt
Alles ist im Kurgarten durchdacht, nichts dem Zufall überlassen. Die Pflanzen sind nach Licht und Schatten, nach Größe und Blütenfarbe abgestimmt. Metz kennt sie alle mit Namen.
Fast alle, denn bei einer muss er passen: "Die ist so neu, die hat noch gar keinen Namen." Dafür wusste er es ein paar Meter weiter bei der Kornelkirsche, die mancher seiner Begleiter für giftig hielt, umso besser: "Die ist zwar nicht giftig, aber sie schmeckt trotzdem nicht." Er forderte zur Geschmacksprobe auf, doch nur ein Mutiger wagte den Griff an die dunkelroten Kirschen: "Dicke Haut, wenig Fruchtfleisch, großer Kern."Ähnlich wie die kleine Steinmauer, die den Kurgarten stellenweise umschließt, stammt wohl auch die dichte Efeu-Hecke aus der Gründungszeit des Kurgartens, machte Metz seine Gäste aufmerksam und blieb vor dem etwas eigentümlich wirkenden Kugeltrompetenbaum stehen. "Der ist aber stark beschnitten worden", wunderte sich eine Dame. Der Gärtner, der das unnatürliche Beschneiden von Bäumen und Sträuchern wiederholt als "Vergewaltigung" bezeichnete, widersprach in diesem einen Fall: "Bei diesem Baum muss die Symmetrie gehalten werden."
Rosen lieben die Sonne
Zu seinem eigentlichen Thema über die Wirkung von Licht und Schatten auf die Pflanzenwelt konnte Roland Metz dann doch noch am Beispiel eines Schattenbeetes voller verschieden blühender Hortensien kommen. Früher sei an dieser Stelle ein Rosenbeet gewesen.
Dann habe die Kurgärtnerei überzählige Linden aus dem Bad Kissinger Kurgarten nach Bad Bocklet verpflanzt. Durch den allmählich größer werdenden Schatten unter diesen Baumkronen seien die Rosen schließlich verkümmert. Neue Pflanzen mussten also her, die im Schatten gedeihen konnten. Die Wahl fiel auf die genügsamen Hortensien.Aufmerksam lauschten die Teilnehmer den Schilderungen des Kurgärtners. Auch Gaby aus dem hessischen Hünfeld hatte ihren Geburtstagsausflug mit Ehemann Wolfhart, einem eingefleischten Hobbygärtner, extra für die Führung unterbrochen. "Das war sehr informativ. Ich habe einiges Neues erfahren, denn man macht doch Fehler", gestand er und bewunderte die Fuchsien am Brunnenbau von 1787.
Obwohl die für die Führung angesetzte Stunde längst vorbei war, musste Metz immer noch Fragen der Teilnehmer beantworten. Zu guter Letzt ließ er sich sogar noch zu einer "Privatführung" überreden: Eine ältere Dame wollte unbedingt noch etwas über eine ganz bestimmte Blume an anderer Stelle im Bad Bockleter Kurgarten wissen.