Holz von und für Bedürftige
Autor: Anja Greiner
Bad Kissingen, Dienstag, 22. Dezember 2015
150 Ster Brennholz haben die Teilnehmer des Integrationsprogramms der Kidro heuer fertig verarbeitet. Geplant ist, im Herbst 2016 das Holz auch im Rahmen der Heizkostenzuschüsse des Jobcenters auch and Bedürftige zu verkaufen.
Albert Köpplin, bei der Kissinger Drogenhilfe (Kidro) für das Integrationsprojekt Kipp zuständig, fährt an einem regnerischen Mittwochvormittag schon ein wenig früher als geplant in den Wald.
"Das hat ja keinen Sinn, bei dem Regen, ich hole die Jungs eben jetzt schon ab", sagt er, setzt sich den kleinen Transporter, der vor der Wärmestube in der Maxstraße geparkt ist und fährt los in Richtung Stationsberg.
Eine Einnahmequelle für die Kidro
Von der Naturschutzbehörde des Landratsamts hat die Kidro dort ein Waldstück überlassen bekommen, erst haben sie dort Insektenhotels gebaut, dann kam die Brennholzproduktion dazu. 150 Ster haben sie das Jahr über gemacht - fünf bis sechs Kipp-Teilnehmer, zwei mal die Woche, meistens Donnerstag und Freitag, von neun bis 13.30 Uhr.
"Hoki" nennen sie das Holzprojekt, abgeholzt wird nur, was auch abgeholzt werden darf - das Reisig häufen sie auf, damit dort Tiere Schutz finden können. "Wir betreiben hier auch aktiv Naturschutz", sagt Thomas Heinrich, Geschäftsführer der Kidro, er hat das Projekt aufgebaut.
Mittlerweile arbeiten sie bereits im zweiten Waldstück - gleich neben dem ersten. Ebenfalls von der Naturschutzbehörde zugewiesen.
Die Fällarbeiten wurden von Forstarbeitern erledigt, dafür ist der Verein in Vorleistung getreten, durch den Verkauf, hofft Heinrich, das Geld wieder rein zubekommen.
Alle anderen Arbeiten, spalten, aufbereiten, aufsetzen, die Krone verarbeiten - die wurden von den Kipp-Teilnehmern selbst gemacht. Da unter ihnen auch zwei gelernte Forstwirte sind, konnten sie die Arbeiten mit der Motorsäge erledigen.
Das Werkzeug, ein Spalter, eine Kreissäge und drei Motorsägen, wurden gespendet - von der Firma Perma-tec aus Euerdorf.
Die 150 Ster aus dem ersten Waldstück, die müssen jetzt erstmal ein Jahr trocknen, im Herbst 2016 kann dann das erste Brennholz verkauft werden. "Zu marktüblichen Preisen", sagt Heinrich. Er würde es gern billiger anbieten, aber das würde die Mitbewerber zu sehr verärgern. Dennoch nennt Heinrich das Projekt gerne: "Holz von und für Bedürftige".
Den Vertrag mit dem Jobcenter liegt vor Heinrich auf dem Tisch, künftig soll es so laufen: Harzt-IV-Empfänger haben, wenn ihre Heizkosten nicht bereits mit der Miete abgerechnet werden, einen Anspruch auf einen Zuschuss zu den Heizkosten: Öl, Gas oder eben Holz.
Wie hoch der Betrag ist, hängt von vielen Faktoren ab, sagt Harald Kolb vom Jobcenter Bad Kissingen, es sind immer Einzelfallentscheidungen, er könne keinen Fixbetrag nennen. Wer nun Heizkosten in Form von Holzbezugsscheinen bezuschusst bekommt, der bekommt vom Jobcenter auch eine Liste mit möglichen Holzhändlern - und auf dieser Liste steht künftig auch die Kidro.
Weniger als 50 Haushalte, sagt Kolb vom Jobcenter, sind es, die im Kreis Bad Kissingen solche Holzbezugsscheine ausgestellt bekommen, es bleibt also noch genug Holz übrig.
Rentner, Geringverdiener, jeder, der, wie Heinrich sagt, seine Bedürftigkeit freiwillig nachweist, kann ebenfalls Holz von der Kidro kaufen - "Wie bei den Möbeln im Möbellager liefern wir auch das Holz an", sagt Heinrich.
Und da Heinrich hofft, mit dem Holzverkauf auch eine feste Einnahmequelle für den Verein zu generieren, kann auch jeder, der nicht Bedürftig ist, Holz kaufen.
Aus Sicht von Albert Köpplin ist das Projekt vor allem eins: gut für die Jungs, die er mit dem Integrationsprogramm versucht, wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern. Draußen arbeiten, körperlich arbeiten, gemeinsam im Team arbeiten - es ist keine Garantie, aber doch zumindest ein Anfang.