Hoher Bordstein in Bad Kissingen ist Schildbürgerstreich
Autor: Thomas Mäuser
Bad Kissingen, Mittwoch, 19. Juni 2013
Der hohe Gehsteig im Kapellenpfad muss wieder weichen. Mehrere Stadträte sprechen von Schildbürgerstreich. Die Rückbaukosten wird wohl die Stadt übernehmen müssen.
SPD-Stadtrat Christian Zoll nahm kein Blatt vor den Mund. Er bezeichnete den Hochbord-Gehsteig am Anfang des Kapellenpfades als Schildbürgerstreich. Weitere Stadträte erklärten sich solidarisch. Fazit: Der frisch gebaute Bordstein samt dem ebenso hohen Gehsteig muss wieder verschwinden und einer flachen Variante weichen.
Mit dem Segen der Stadt begonnen, dann mit einem Baustopp durch das Bauamt belegtbelegt, verengt der Hochbord-Gehsteig den Kapellenpfad so weit, dass
Begegnungsverkehr im Einmündungsbereich nicht mehr möglich ist. Und das, obwohl am Ende des Pfades eine Reifenfirma ihren Sitz hat. Deren geschäft bringt es mit sich, dass gerade im Frühjahr und im Herbst täglich über 200 Fahrzeugbewegungen auf der ohnehin engen Fahrbahn stattfinden.
Zunächst genehmigt
Der Leiter des Tiefbauamtes, Thomas Hornung, erläuterte dem Bauausschuss die Vorgeschichte. Während des Neubaus eines Wohn- und Geschäftshauses an der Ecke Hememrichstraße/ Kapellenpfad hatte der Bauher bei der Stadt angefragt, ob die Wiederherstellung des Gehsteiges als Hochbord erfolgen kann. Nach Rücksprache mit dem Ordnungsamt erteilte das Tiefbaureferat die Freigabe. Als die Bordsteine schon gesetzt waren, erhob die Nachbarschaft Einspruch und informierte auch die einzelnen Stadträte. Das Bauamt sprach daraufhin einen Baustopp aus, was den Bauherrn jedoch nicht hinderte, auch noch die Asphaltschicht des Gehsteiges herzustellen.
Vorher flach
Zwar ist mit dem neuen Gehsteig die eigentliche Straßenbreite von bereits vorher 3,9 Metern nicht enger geworden, doch ursprünglich war das Trottoir an dieser Stelle so flach, dass Autos zum Ausweichen auffahren konnten, ohne den Exitus von Reifen und Felge zu riskieren.
Die Inhaber der Reifenfirma sehen vor allem zu Spitzenzeiten ob des hohen Bordsteins eine Gefährdung des Verkehrs bis auf die Hemmerichstraße hinaus. Wäre doch gerade im Einmündungsbereich kein Begegnungsverkehr mehr möglich.
Rückstaus vorprogrammiert
"Die Zufahrt wird so nicht funkionieren", sagte auch Christian Zoll. Das sei eine allgemeine Feststellung und habe nichts mit der Reifenfirma zu tun. Grünen-Stadtrat Richard Fix sprach ebenfalls von einem Schildbürgerstreich. Er könne nicht verstehen, warum anfangs überhaupt ein Hochbord-Gehsteig von der Stadt freigegeben worden war. Gerade im Herbst und im Frühjahr werde es hier Rückstaus geben. Dem schloss sich Klaus Bollwein (CSU) an, der sich wunderte, dass die Verwaltung zur Sitzung vorgeschlagen hatte, den Hochbordstein zu belassen.
Bürgermeister Toni Schick (DBK) sah die Situation nicht so kritisch, notfalls müsse ein Fahrzeug halt mal 20 Meter zurücksetzen. Als einziger votierte er mit dem Tiefbauamt, doch der restliche Bauausschuss sprach sich für den Rückbau aus.
4700 Euro Kosten
Den gibt es nicht zum Nulltarif. Das Bauamt hat ausgerechnet, dass Rückbau und Wiederherstellung als Tiefbord 4700 Euro kosten. "Wer zahlt's?", wollte Bernd Czellustek (SPD) wissen. Zumindest mehrheitlich wenn nicht komplett die Stadt, die den Hochbord-Ausbau ja erst einmal freigegeben hat. Vielleicht bleibt aber auch der Bauherr auf einer gewissen Summe sitzen, da er trotz des zwischenzeitlich ausgesprochenen Baustopps hat weitermachen lassen.