Ist Nachverfolgung überhaupt möglich? Hohe Inzidenz zwingt Bad Kissinger Gesundheitsamt zu neuer Strategie
Autor: Rebecca Vogt
LKR Bad Kissingen, Donnerstag, 18. November 2021
42 Personen arbeiten derzeit im Bad Kissinger Landratsamt daran, die Kontaktpersonen der Corona-Infizierten nachzuverfolgen. Doch ist das bei so hohen Fallzahlen überhaupt noch zu bewältigen?
- Bad Kissingen: Inzidenzwert liegt nur knapp unter 500er-Marke
- hohe Infektionszahlen erschweren Nachverfolgung der Kontakte
- Containment-Strategie: Gesundheitsamt muss Prioritäten setzen
77, 86, 130, 81, 64, 30, 44. Insgesamt: 512. Das ist die Anzahl der neuen Corona-Fälle, die in den zurückliegenden sieben Tagen vom Landratsamt Bad Kissingen für den Landkreis registriert wurden. Mitte vergangener Woche lag die Sieben-Tage-Inzidenz knapp unter der 400er-Marke. Aktuell beträgt der Wert für den Landkreis nach Berechnung des Staatlichen Gesundheitsamts 493,4 (Stand: 17. November). Zwischenzeitlich hatte die Sieben-Tage-Inzidenz auch die 500er-Marke schon deutlich überschritten.
Kontaktnachverfolgung nicht mehr umfassend möglich
Angesichts dieser hohen Infektionszahlen gestaltet sich die Nachverfolgung der Personen, die mit einer oder einem Corona-Infizierten Kontakt hatten, schwierig bis unmöglich. "Das Gesundheitsamt Bad Kissingen ist ständig bemüht, alle Kontakte zu erfassen", teilt die Pressestelle des Landratsamts auf Anfrage mit. "Das ist jedoch auf Grund des massiven Anstiegs der Fallzahlen nicht mehr zu leisten."
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Bereits Ende Oktober mussten bei der Kontaktnachverfolgung Prioritäten gesetzt werden, wie das Landratsamt damals meldete. Das Gesundheitsamt könne sich aktuell nur noch auf Haushalts- und Familienangehörige konzentrieren sowie auf Vorerkrankte oder Personen, die in Einrichtungen wie etwa einem Pflegeheim leben, heißt es auch jetzt. Diese Vorgehensweise entspricht der Containment-Strategie des Bayerischen Gesundheitsministeriums. Weitere Kontaktpersonen sollen demnach von den Infizierten selbst benachrichtigt werden.
Zurück auf die Kreisebene: Wie lange dauert es im Schnitt, bis Kontaktpersonen vom Gesundheitsamt informiert werden? Je nach Anzahl der Kontakte könne das durchaus drei bis vier Stunden oder mehr in Anspruch nehmen, erklärt die Pressestelle des Landratsamts auf Anfrage. Dies sei auch abhängig von der Erreichbarkeit der Betroffenen. Häufig müssten zudem deren Telefonnummern erst recherchiert werden.
Stark gestiegener Informationsbedarf bei den Betroffenen
Weiter berichtet die Pressestelle, dass der Informationsbedarf der Betroffenen stark gestiegen sei. "Zudem fehlt den Bürgerinnen und Bürgern immer häufiger das Verständnis, warum wir so handeln müssen - also warum wir beispielsweise in einem bestimmten Fall eine Quarantäne anordnen müssen." Aktuell befinden sich dem Landratsamt zufolge 325 Kontaktpersonen in Quarantäne.
Landratsamt holt sich Verstärkung bei Nachverfolgung
Im Bereich der Kontaktnachverfolgung - auch Contact-Tracing genannt - unterstützen das Amt derzeit 42 Kräfte. 26 davon in Vollzeit und 16 in Teilzeit. Neun Frauen und Männer wurden dabei aus anderen Behörden hinzugezogen. Außerdem arbeiten zehn Bundeswehrsoldaten - jeweils fünf im wöchentlichen Wechsel - im Contact-Tracing-Team, wie die Pressestelle berichtet. "Die Zahl der CTT-Kräfte reichte in den vergangenen 1 ¾ Jahren von null bis zum heutigen Ist-Zustand, immer wieder musste in diesem Bereich Personal auf- und abgebaut werden."