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Hoffnung und Kreativität: Der "Garitzer Weg der guten Laune"


Autor: Ellen Mützel

Bad Kissingen, Montag, 13. April 2020

Christina Scheit ist ein Mensch, der versucht, stets etwas Positives zu bewirken. Das gilt auch für die aktuelle Situation. Deswegen hat sie in Garitz den "Weg der guten Laune" erschaffen.
Der Weg der guten Laune in Garitz. Foto: Christina Scheit


Wer derzeit in Garitz spazieren geht, dem ist links der St. Nepomuk-Apotheke wohl schon ein besonderer Zaun aufgefallen: An einer dort aufgespannten Leine hängen Wäscheklammern und an denen in Klarsichtfolie eingepackte Bilder. Auf einem der Blätter ist die Aufforderung zu lesen, beim nächsten Spaziergang eigene Bilder anzubringen und damit den "Weg der guten Laune" wachsen zu lassen.

Die Idee kam von Christina Scheit, die dort wohnt. Normalerweise wäre sie als Stadträtin (SPD), als Tanzlehrerin oder bei der Mitgestaltung des Garitzer Gottesdienstes gut beschäftigt. Weil sie die Untätigkeit nicht gewohnt ist, hat sie sich überlegt, wie sie die gewonnene Zeit nutzt.

Ohne direkten Kontakt

Scheit wollte etwas Gutes bewirken: "Irgendwas, was den Leuten Freude bereitet. Aber das ist eben schwer, weil man ja nichts machen kann," meint sie. Sie bedachte auch, dass es etwas sein müsse, wo die Ansteckungsgefahr gegen Null geht. "Ich habe überlegt, das müsste ja dann was sein, wo keiner direkt Kontakt hat." Die Idee zum Weg kam ihr dann am Freitag: "Da war ich im Garten gesessen und dachte, ich habe ja da so einen langen Zaun. Da kann man doch was machen", erzählt Scheit. Direkt machte sie sich ins Haus. "Da hab ich mich gleich mal auf die Suche nach einer Wäscheleine gemacht und sie an den Zaun gespannt."

Dazu hing sie einen Zettel: Der fordert auf, zuhause ein Bild zu malen und an die Leine zu hängen. "Die Eltern wissen schon gar nicht mehr, was sie mit ihren Kindern noch basteln sollen. Jetzt haben sie eine neue Aufgabe", sagt Scheit. Und da es ihr Zaun ist, müsse sie nicht erst vorher irgendwo anfragen und genehmigen lassen.

Kein "Bildertourismus"

Sie bat ihre beiden Kinder, die ersten Bilder für den Zaun zu malen. Sie betont, dass die Aktion für Garitzer gedacht ist, die beim Spazieren gehen dort vorbeikommen. "Ich will ja keinen Bildertourismus anfachen!" Scheit weiter: "Man muss ja aufpassen, dass man keine Menschenversammlungen verursacht. Aber ich habe mir überlegt, ich kann ja die Leine zur Not einfach wieder abhängen", führt sie ihre Überlegungen aus. Das sei zum Glück nicht eingetreten. "Ansonsten kann meine Aktion gerne kopiert werden. Gute Laune ist schließlich überall willkommen!", sagt Scheit.

Positive Resonanz

Scheit freut sich, dass ihre Idee so gut ankommt: "Die Eltern kommen mit ihren Kindern her, hängen das Bild auf und die Kleinen freuen sich wie ein Schneekönig." Weil Menschen trotz der Ausgangsbeschränkung spazieren gehen dürfen, sei das kein Problem. "Manche Eltern auf dem Weg zum Einkaufen oder zur Arbeit die Bilder der Kids auf und machen ein Foto für die Kinder - als Beweis", sagt Scheit.

Wie die kleinen Maler erfreuen sich auch die Passanten an den Bildern. "Es ist so schön, wie die Leute darauf reagieren! Ich seh das manchmal, wenn ich in meinem Wohnzimmer sitze. Manche schauen sich jedes einzelne Bild an." Es sei toll, das Lächeln auf den Gesichtern der Menschen zu sehen. "Wenn ich die Fenster offen hab, hört man auch was sie so reden: "Oh guck mal das hier, hast du das schon gesehen?" oder: "Wow und das haben Kinder gemalt!", berichtet Scheit.

Das Projekt wird bisher gut angenommen: "Über 35 Bilder hängen schon da, das ist irre!", findet Scheit. "Ich hab auch schon eins aus Brückenau geschickt bekommen, zwei Stück von Bekannten kamen sogar aus Düsseldorf." Die hätten es in ihrem WhatsApp Staus gelesen und die Idee super gefunden.