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Hochwasser riss die Menschen aus dem Schlaf


Autor: Heike Beudert

Poppenlauer, Samstag, 01. Juni 2013

In Poppenlauer und Burglauer wurden am Samstagmorgen mehrere Anwohner durch ein plötzliches Hochwasser aus dem Schlaf gerissen. Während in Burglauer die Schäden gering sind, hat das Wasser in Poppenlauer deutlich höhere Schäden angerichtet.
Die Feuerwehr packt in Poppenlauer bei den Aufräumarbeiten tatkräftig mit an. Foto: Heike Beudert


Thomas Erdmann aus Poppenlauer ist am Samstagmorgen durch ein lautes Rauschen wach geworden und dann hat es auch schon geknallt. Das Wasser hatte seine Kellertüre eingedrückt und den gesamten Keller komplett überflutet. Erdmanns Anwesen im Wermerichshäuser Weg liegt an einem kleinen Wassergraben. Der führt eigentlich nur Wasser, wenn es stark regnet und auch dann bleibt der Wasserlauf meistens ganz zahm.

Eine solche Überflutung hat es bei den Erdmanns noch nicht gegeben. Im Garten breitet sich dicker Matsch aus. Der reicht direkt bis an die Terrassentüre seines Wohnzimmers. Glücklicherweise hielt die Tür weitgehend dicht. Nur ein bisschen Wasser sei eingedrungen, sagt er. Den Garten wollte er neu anlegen, erzählt Erdmann. Dafür hatte er schon Mutterboden angefahren. Dieser ist jetzt weg bzw. verteilt sich als morastige Masse über den gesamten Hof. Sein Auto konnte Thomas Erdmann in letzter Minute noch aus dem Hof fahren. Da stand das Wasser aber auch schon bis zur Türe.

Doch besonders groß sind die Schäden im Keller. "Die Zentralheizung ist kaputt", sagt er. Es habe die Öltanks hochgedrückt. Auch die neuen Gartenstühle, ein neuer Pavillon schwammen im Wasser, alles sei wohl kaputt, meint der Poppenlaurer. "Man kann es einfach nicht glauben", sagt der Familienvater und zeigt ein Video, das er schnell mit dem Handy gedreht hat. Es zeigt, wie die Wassermassen durch sein Grundstück rauschen.

Zahlt die Versicherung?
Er sei versichert, meint Thomas Erdmann. Er hofft nun, dass die Versicherung den Schaden auch trägt. Denn so etwas wie am Samstagmorgen hat er noch nicht erlebt. Erdmann hatte bereits vor einigen Jahren den gesamten Garten leicht erhöht, um eine solche Situation zu vermeiden. Das hatte bislang auch ausgereicht - nur am Samstagmorgen nicht.

Ein Lob gibt es von dem Hochwasseropfer für die Feuerwehr. "Die haben super gearbeitet". Noch am späten Vormittag halfen Wehrleute, den überfluteten Keller leer zu räumen und abzupumpen.Mit rund 25 Leuten sei die Feuerwehr im Einsatz gewesen, meint Einsatzleiter Dominik Blümlein. Er weiß, dass in Poppenlauer dieser Wasserlauf am Wermerichshäuser Weg immer wieder einmal Probleme macht. So schlimm hat er es aber noch nicht erlebt. Wenige Meter unterhalb der Familie Erdmann hat es auch das Haus der Familie Förster getroffen. Auch dort ist der Keller voll gelaufen. Die erst vor drei Wochen eingebaute Heizung hat das Hochwasser vermutlich ebenfalls nicht heil überlebt.



Der kleine Wassergraben schoss durch die Grundstücke hindurch und floss dann als breiter Bach die gesamte Straße hinunter, um sich schließlich einen Weg in die Lauer zu suchen. Beschädigt wurden durch das Hochwasser nach Angaben eines Poppenlaurers auch Tennisplätze des Turnvereins. "Es sieht furchtbar aus", sagt TV-Vorsitzender Georg Kirchner. Die Plätze seien komplett mit Schlamm überzogen. Sie müssen auf jeden Fall abgezogen und neu mit Sand befüllt werden. Schlimm hat es auch den Parkplatz getroffen. Dort wurde die gesamte Schotterschicht weggespült. Auch er muss neu gemacht werden. Kirchner schätzt den Schaden auf mindestens 2000 bis 3000 Euro.

Burglauer kam glimpflicher davon
Auch in Burglauer musste die Feuerwehr ausrücken. Hier allerdings verlief das Hochwasser glimpflicher. In der Gemeinde war es der Reichenbach, ein kleines Gewässer, das im Sommer mehr Gras als Wasser hat, der sich in einen rauschenden Sturzbach verwandelte, über die Ufer trat und am frühen Morgen einige der Höfe in der Neustädter Straße überflutet hat. Marco Müller hat so ein Hochwasser des Reichenbaches noch nicht erlebt, erklärt er. Er wohnt seit zwölf Jahren am Reichenbach. Eine solche Überschwemmung gab es da noch nie, sagt er und zeigt auf seinem Handy Bilder seines Hofes, in dem das Wasser am frühen Samstagmorgen gestanden war.

Bürgermeister Kurt Back weiß, dass der Reichenbach bei lang anhaltenden Regenfällen über die Ufer tritt und dann die Neustädter Straße überspült. Doch so massiv sei es lange nicht mehr gewesen, meint er. Er erinnert sich an eine ähnliche Situation im Jahr 1997. Das neuerliche Hochwasser des Reichenbaches schürt in Burglauer wieder die Diskussion um eine Hochwasserfreilegung. "Der Gemeinderat steht voll dahinter", betont Back auf Anfrage und erinnert daran, dass ein Rückhaltebecken seit langem geplant sei. Die Verwirklichung scheiterte bislang am Protest einiger Bürger im Ort. Back geht davon aus, dass die Überschwemmung die Diskussion um den Hochwasserschutz wieder beleben wird.

Doch für Gesprächsstoff sorgte am Samstagmorgen sowohl bei den betroffenen Anwohnern, als auch bei den Feuerwehrleuten nicht nur das Wasser, sondern auch ein Biber, der sich scheinbar in den Fluten verirrt hatte.

Auch in Münnerstädter Stadtteilen sorgte der Regen für Hochwasser. Die Straße zwischen Kleinwenkheim und Bildhausen musste am Samstagmorgen wegen Überflutung gesperrt werden. Der Wannigtalradweg bei Großwenkheim war zeitweise gesperrt. In Münnerstadt war der Musikschulweg am Samstag unpassierbar.