Druckartikel: Historische Elemente der Kulturlandschaft sichtbar machen

Historische Elemente der Kulturlandschaft sichtbar machen


Autor: Sigismund von Dobschütz

Premich, Sonntag, 24. Sept. 2017

Seit drei Jahren läuft im Markt die Erfassung historischer Kulturlandschaftselemente. Nun wurden weitere Ergebnisse in Premich präsentiert.
Doris Pokorny, stellvertretende Leiterin der Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, vor einer topographischen Landkarte im Gespräch mit dem Bamberger Geographen Armin Röhrer (Mitte) und Landschaftsplaner Thomas Büttner aus Morschen (Hessen). Foto: Sigismund von Dobschütz


Im Premicher Gemeindehaus fand die dritte und letzte Teilpräsentation der Marktgemeinde Burkardroth für die Dörfer Gefäll, Stangenroth und Premich statt. Auftraggeber ist die Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, verantwortlich für das Projekt dessen stellvertretende Leiterin Doris Pokorny.

In ihrem reich bebilderten Vortrag stellten der Bamberger Geograph Armin Röhrer und Landschaftsplaner Thomas Büttner aus Morschen (Schwalm-Eder-Kreis, Hessen) dem aus örtlichen Senioren zusammengesetzten Rat der Weisen und anderen Gästen die gemeinsam erarbeiteten Erkenntnisse ihrer Forschungsarbeit und Ortsbesichtigungen vor. Sie machten im Abgleich historischer topografischer Karten mit der heutigen Situation die infrastrukturellen, soziologischen und baulichen Veränderungen seit der ersten Besiedlung der Dörfer im Spätmittelalter deutlich. So sei in Stangenroth einst in mühsamer Handarbeit der Basalt abgebaut worden, wo man heute nur noch einen See findet. "Der Mensch hat sich zurückgezogen", zeigte Büttner an diesem Beispiel auf die enge Verbindung zwischen Natur und Mensch. Noch heute sei das historische Leben in den Dörfern an vielen Punkten erkennbar, meinte der Landschaftsplaner und verwies auf die Mühlen aus alter Zeit, die noch heute stehen oder deren Reste freigelegt werden könnten. "Wasser und Mühlen spielen in den Dörfern eine wichtige Rolle."

Sein Kollege Röhrer verwies auf die vielen aus alter Zeit stammenden und noch immer ortsbildprägenden Doppelhäuser. "Viel altes Kennzeichnendes ist noch erhalten." Zugleich zeigte er allerdings auch die soziostrukturelle Veränderung, die sich in der Landschaft widerspiegelt. So sei Stangenroth noch um 1850 mit einem Einwohneranteil von über 80 Prozent "ein reines Bauerndorf" gewesen. Dieser Anteil sei im 20. Jahrhundert stark zurückgegangen, seitdem Einwohner zur Arbeit in die Städte pendeln, weshalb frühere Ackerflächen heute Wiesen oder sogar Wälder sind. Ein Vergleich der alten mit den von den Planern neu erstellten topografischen Karten machte dies sichtbar. "Die Nutzung der Landschaft ändert sich."

Zusammenfassend berichteten die Planer von einem "reichen Inventar an Kulturlandschaftselementen in allen drei Ortsteilen". Dies können Mauerreste, Brücken und Wege wie der alte Kirchweg zwischen Premich und Gefäll, aber auch andere Punkte in der Landschaft sein, "die Geschichte und Geschichten erzählen".

Auftraggeberin Doris Pokorny verwies auf die langwierige Erhebung solcher kulturellen Landschaftselemente, da Burkardroth eine sehr weitflächige Marktgemeinde mit zwölf Ortsteilen sei. Wichtig sei aber diese Erhebung, solange man "jetzt noch solche Elemente findet, an denen man sonst achtlos vorbeigehen würde". Sie müssen deshalb erfasst, dokumentiert und bezüglich Schutzwürdigkeit und touristischer Bedeutung bewertet werden. So könne man an solchen Punkten Infotafeln mit Erläuterungen aufstellen und sie in Wanderwege einbinden. Dies wurde kürzlich in der Gemarkung Frauenroth mit dem historischen Stauwehr im Aschachtal gemacht.

Auch nach der Ergebnispräsentation gab es ergänzende Hinweise einiger Zuhörer, die noch als Augenzeugen aus frühester Kindheit berichten konnten. Mit diesem Projekt wollen die Verantwortlichen das Heimatbewusstsein fördern. "Die Jugend kann sich doch gar nicht mehr vorstellen, wie wir vor 60 Jahren hier gelebt haben, geschweige denn unsere Vorfahren im 19. Jahrhundert", meinte Bürgermeister Waldemar Bug in seinem abschließenden Dank an die beiden Planer.