Heißer Herbst für die Kirche
Autor: Heike Beudert
Bad Kissingen, Freitag, 17. Juni 2022
Die Diözese kann sich den Unterhalt ihrer vielen Pfarr-und Filialkirchen nicht mehr leisten. Im Dekanat Bad Kissingen werden die katholischen Gemeinden ab dem Herbst mit der Thematik konfrontiert. Was nun?
"Bleibt die Kirche im Dorf?" "Ja", heißt es in der Diözese Würzburg. "Die Kirche ist das Erbe des ganzen Dorfes", erklärt der Projektleiter der Immobilienkategorisierung Dr. Jürgen Emmert. Doch die Sache ist kompliziert. Letztendlich geht es um die Frage, wie die 900 Pfarr-, Filial- und Wallfahrtskirchen in Unterfranken so genutzt werden können, dass ihr Erhalt für die Diözese und die Kirchenstiftungen vor Ort finanzierbar bleibt. Der Prozess wird nicht schmerzfrei sein, meint Bad Kissingens Pfarrer Gerd Greier. Damit die Kirche im Dorf bleibt, muss sie sich in manchen Fällen wandeln. Und dies kann im äußersten Fall sogar einen Verkauf bedeuten, um sie für einen weltlichen Zweck zu nutzen. Im Dekanat Bad Kissingen werden die katholischen Gemeinden ab dem Herbst mit der Thematik konfrontiert.
Künftig werden Kirchen in Kategorien unterteilt, von A - bedeutsame pastorale oder historische Kirche - bis E. Die Einstufung regelt, in welchem Umfang künftig Zuschüsse für Sanierungen oder Bauunterhalt fließen werden.
Weltliche Nutzung denkbar
In der vorletzten Kategorie D, der Dorfkirche mit weniger als 100 Katholiken oder ohne regelmäßiges Gottesdienstangebot, werden diözesane Zuschüsse höchstens für die Verkehrssicherheit Innen wie Außen gegeben. Unter die Kategorie E fallen Gotteshäuser, die als Zweitkirchen eingestuft werden. Das betrifft Pfarrgemeinden, in denen zwei Gotteshäuser existieren. Hier muss mittelfristig die Möglichkeit ins Auge gefasst werden, eines davon anders zu nutzen und/oder sogar für rein weltliche Zwecke freizugeben.
Ihre Mittelpunktfunktion im Ort könnte die Kirche so trotzdem behalten, beispielsweise als Gemeindesaal, sagt Jürgen Emmert. Doch selbst die Umwandlung in ein Restaurant ist aus Sicht der Diözese unter Umständen kein Tabu mehr. Die Mitnutzung eines Gotteshauses durch andere christliche Gemeinschaften wird ebenso als Option genannt.
Noch ist nicht bekannt, welche Kirchen im Landkreis in welche Kategorie fallen. Er als Unterfranke wolle, sagt Jürgen Emmert, dass die Region lebenswert bleibt. Die Kirchen gehören für ihn dazu. Doch der Gebäudestand müsse in die Zukunft gebracht werden. Im Herbst sollen in den Pastoralen Räumen des Dekanats die Gespräche beginnen. In anderen Regionen der Diözese wird die Diskussion bereits geführt. Jürgen Emmerts erste Erfahrungen: Es sei schon Verärgerung da. "Aber die Leute wissen, dass die Dinge nicht so bleiben können". Sein Eindruck insgesamt: Es läuft fair, wenn auch mitunter emotional.
Dieser Prozess tue ihm persönlich weh, sagt Pfarrer Gerd Greier. Trotzdem ist es für ihn ein Thema, das eigentlich überfällig ist. Der Handlungsspielraum sei nicht mehr sehr groß, weil der Kirche die Einnahmen wegbrechen. Und die Leute würden ja selbst mitbestimmen, wenn sie ihre Kirche nicht mehr nutzen.