Heimspiel für die Augsburger
Autor: Arnold Nöth
Münnerstadt, Sonntag, 07. Oktober 2012
Drei ausverkaufte Vorstellungen der Augsburger Puppenkiste in der Münnerstädter Aula sprechen für sich. Manche der Besucher kamen über hunderte Kilometer angereist und waren begeistert von Urmel und seinen Freunden.
Ältere kennen sie auf jedem Fall, die großen Stars der "Augsburger Puppenkiste", Jüngeren sind die an Fäden hängenden und so rührend agierenden Puppen vom Hörensagen oder aus Videoaufzeichnungen auch noch bekannt. Den Jüngsten aber waren die niedlichen Gestalten von Oehmichens Puppentheater bisher zumeist wohl noch unbekannt. Was sich nun aber gründlich geändert hat. Dafür gibt es jetzt eine große Fangemeinde von Buben und Mädchen, die ihr Herz an die altertümlich und Phantasie anregenden Marionetten-Figuren der besonderen Art verloren haben.
Vollbesetzt von vorn bis hinten, erwartungsfrohes Publikum aller Altersschichten, die große Kiste mit dem den Älteren vertrauten Schriftzug "Augsburger Puppenkiste" auf der Bühne; die Spannung in der Aula war fast greifbar. Und dann kamen sie - die Kistendeckel öffneten sich und die Augsburger Puppenkisten-Welt tat sie auf.
Wenn man ins Publikum blickte, war schwer festzustellen, wessen Augen denn nun größer waren: die der Kinder, der Eltern oder der Großeltern?! Getrübt wurde die Freude am Geschehen dort auf der Bühne nur durch die etwas unglückliche Konstellation von Bühnenhöhe und Zuschauer-Sichtfeld. Da wurden lange Hälse gemacht, Stühle gerückt, Stehplätze eingenommen. Und nach und nach setzte eine stille Umschichtung im Zuschauerraum ein, so dass plötzlich alle Kinder vor der Bühne versammelt waren; sie knieten, standen und saßen direkt und sozusagen auf Armlänge an der Welt, in der Urmels große Reise spielte. Interessant auch, einmal sehen und erleben zu können, wie die vier Puppenspieler mit kunstvollen Finger- und Handbewegungen die Figuren des Sauriers Urmel, der süßen Schweinchenmama Wutz, dem Krokodil, dem Professor, dem Stein der Weisheit, dem Hasen von der Ostereierinsel und dem mickrigen Rhinozeros, nicht zu vergessen dem gewaltigen, furchteinflößenden Vulkan zum Leben erweckten und Kinderherzen erfreuten. Als nach der Vorstellung gar einige Figuren zum Bühnenrand wackelten und sich bis auf Haut-Kontakt den Kindern näherten, da wurden sie voller Begeisterung aus der Nähe betrachtet, gestreichelt, liebkost und in die Arme genommen. Die "Augsburger Puppenkiste kann also ruhig wieder mal wieder nach Münnerstadt kommen, eine Fangemeinde gibt es jetzt hier.