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Heimat, die finde ich in mir


Autor: Peter Klopf

Bad Kissingen, Montag, 01. Juni 2015

Der Fränkisch-Egerländer Heimatabend im Bad Kissinger Rossini-Saal zeugt von Verbundenheit zweier Landsmannschaften.
Musik die an kalten Winterabenden in der warmen Stube erklang, interpretierte die "Egerländer Stubenmusik" aus Eichenzell bei Fulda.  Foto: Peter Klopf


Das Ende des vom Nazi-Deutschland entfachten Zweiten Weltkrieges bedeutete für die Menschen aus den östlichen Gebieten des Deutschen Reiches Flucht oder Vertreibung. Als vor rund 70 Jahren die ersten aus dem Egerland Vertriebenen im Raum Bad Kissingen ankamen, brachten sie neben Heimweh nach ihrer verlorenen Heimat ein riesiges Kulturgut mit.

Eine kleine Auswahl Mundartgedichten, Liedern und Musikstücken wurde jetzt bei einem Fränkisch-Egerländer Heimatabend im Rossini-Saal des Regentenbaues den rund 260 Zuhörern vorgestellt. Als Vertreter der Egerländer waren die "Egerländer Stubenmusik" aus Eichenzell bei Fulda sowie die "Egerländer Blasmusik" aufmarschiert. Als Vertreter der Franken waren die Spessart Spielleut - Lissy und Hans Heiligenthal - aus Hofstetten bei Gemünden und das "Duo Helmut und Daniela" aus Unterelsbach und Fladungen. Gekommen. Durchs Programm führte der Vorsitzende der "Egerländer Gmoi" Eichenzell, Adolf Penzel und Gabi Kanz auf fränkischer Seite. Mit viel Gefühl und einem bunten Programm brachten beide Volksgruppen den Zuhörern ihre Heimat nahe. So gelang ein Abend - spannend und unterhaltend - mit viel Sehnsucht, Melancholie und Sentimentalität, der unter die Haut ging und die Zuhörer einfach mitriss. Für die Organisatorin, Gabi Kanz wird es immer schwieriger, Musikgruppen aus dem Egerland zu finden. "Ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr noch Egerländer einladen kann. Es gibt aus Altersgründen kaum noch Gruppen der Egerländer", erläuterte sie. Denn jene, die noch im Egerland geboren sind, sind alle mindestens 70 Jahre alt. Daher droht die Kultur zwangsläufig auszusterben. Einer, der dieses vor langen Jahren bereits erkannt hat, ist der im Egerland geborene Franz Egerer aus Trimberg. Bereits 1997 hat er beim Organisator des damaligen Fränkischen Abends, Ludwig Moritz, angeregt, gemeinsam mit den Ureinwohnern von Rhön und Saale einmal pro Jahr einen Fränkisch-Egerländer Heimatabend zu veranstalten. Neben dem bestehenden Fränkischen Abend sollte ein Abend durchgeführt werden, bei dem beide Kulturkreise gemeinsam im Mittelpunkt stehen. Doch waren damals die Franken und die Egerländer noch je zur Hälfte vertreten, so war mit der "Egerländer Stubenmusik" aus Eichenzell nur eine einzige Egerländergruppe anwesend. Die Musiker der "Egerländer Blasmusik" in ihrer Egerländer Tracht waren alles Franken aus dem Raum Bad Kissingen. Wie es für einen Funktionär üblich ist, sieht Adolf Penzel, Vorsitzender der "Egerländer Gmoi" Eichenzell, der aus Fleissen im Kreis Eger stammt, die Zukunft rosiger. Er sagt, dass es in der "Egerländer Gmoi" in Deutschland rund 600 Jugendliche gibt, die dieses Kulturgut noch pflegen. Rund 500 ehemalige Egerländer seien nach 1945 Eichenzell gekommen, da sei der Zusammenhalt noch sehr groß. Man habe ein Heimatmuseum in der die Kultur der Egerländer wachgehalten werde und noch pflege man die Kultur dieser Landsmannschaft. Allerdings so räumt auch er ein, ob das auch in Zukunft so bleiben wird, sei ungewiss. Doch von all den Problemen war beim Fränkisch-Egerländer Heimatabend nichts zu spüren. Denn es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen beiden Kulturen, aber auch einige Unterschiede, sei es in der Sprache oder der Musik. Und gerade diese Gegenüberstellung machte auch diesen Heimatabend so prickelnd - nicht nur für Zuhörer beider Landsmannschaften, sondern auch für die Gäste der Stadt. Der riesige Applaus eines begeisterten Publikums am Ende des Abends zeugte davon, wie sehr die Mitwirkenden ihre Zuhörer im Herzen berührten.