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Heiligenfeld GmbH expandiert: Neue Klinik in Bad Wörishofen ab Herbst 2022


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Donnerstag, 02. Dezember 2021

Das Unternehmen plant den vierten Standort außerhalb des Stammsitzes Bad Kissingen. Ab Herbst 2022 betreibt Heiligenfeld ein psychosomatisches Krankenhaus mit 66 Betten in Bad Wörishofen.
Das Kneippianum wurde bis 2018 als Vier-Sterne-Hotel betrieben, künftig führen die Heiligenfelder den Traditionsbetrieb als psychosomatisches Krankenhaus.


Die Heiligenfeld Kliniken expandieren und eröffnen nächstes Jahr eine neue Klinik in Bad Wörishofen. Das berichten die kaufmännischen Geschäftsführer Michael Lang und Stephan Greb gegenüber unserer Redaktion. Die Coronakrise habe Heiligenfeld als Klinikbetreiber zwar stark gefordert, "aber auch in der Pandemie haben wir uns weiterentwickelt und uns Ziele gesetzt", sagt Greb.

Die Heiligenfeld GmbH gehört mit 950 Beschäftigten zu den großen Arbeitgebern in Bad Kissingen. Mit seinen vier Kliniken steuert das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 12,5 Prozent der Übernachtungen in der Stadt bei. Bisher betreibt Heiligenfeld drei Kliniken außerhalb von Bad Kissingen, und zwar in Waldmünchen (Oberpfalz), Uffenheim (Mittelfranken) und Berlin; der Kneippkurort Bad Wörishofen im Unterallgäu kommt 2022 dazu.

Heiligenfeld belebt das traditionsreiche "Kneippianum" wieder, einen Kurbetrieb, der auf den berühmten Pfarrer Sebastian Kneipp zurückgeht. Bis 2018 führte der Orden der Barmherzigen Brüder das Haus als Vier-Sterne-Hotel. Laut Greb ist Heiligenfeld nicht Eigentümer des Gebäudes, sondern pachtet es. Nach den notwendigen Umbauarbeiten soll das "Kneippianum" als psychosomatisches Krankenhaus mit 66 Betten für Kassenpatienten im Herbst öffnen. Falls notwendig, behalte man sich vor, die Bettenkapazität auf 100 zu erhöhen. Platz in der Immobilie sei vorhanden. "Ein Wachstum ist an dem Standort vordefiniert", sagt Lang. Zu Beginn werden in der Klinik 50 bis 60 Mitarbeiter beschäftigt. Rund 24 000 Übernachtungen werde die Klinik im Jahr nach Bad Wörishofen bringen.

Kassen und Ministerium bewilligen Betten

Das Bayerische Gesundheitsministerium sowie die Kassenverbände haben der neuen Klinik bereits zugestimmt und entsprechend die neuen Bettenkapazitäten bewilligt. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) erklärt in einer Pressemitteilung: "Die bayerische Krankenhausplanung hat damit auf den steigenden Bedarf der Bevölkerung im Bereich der psychosomatischen Medizin und Psychotherapie reagiert." Die Heiligenfeld Kliniken bezeichnet der Minister als "wertvolle Leistungserbringer". Die Entscheidung, ein psychosomatisches Krankenhaus in Bad Wörishofen zu eröffnen, ist für Holetschek "ein starkes Signal für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum." Knapp drei Jahre haben die Verhandlungen gedauert.

"Es ist eine Win-Win-Situation", erklärt Heiligenfeld Geschäftsführer Lang. Normalerweise gebe es immer bei einer beteiligten Stelle Widerstände, wenn es darum geht, eine neue Klinik zu öffnen. In Bad Wörishofen, sei das nicht der Fall gewesen. "Es ist ein positives Investitionsklima. Alle hatten gleichausgerichtete Interessen", berichtet Lang. Es mache Spaß, in so einem Umfeld etwas zu entwickeln. Beim Kneippianum würden alle Beteiligten profitieren: Die Stadt Bad Wörishofen, die einen prominenten Leerstand beseitigt; das Ministerium, das die Versorgung von Patienten mit psychischen Erkrankungen verbessert; die Patienten, die lange auf einen Platz in einer psychosomatischen Klinik warten müssen, und schließlich auch die Heiligenfeld Kliniken, die wegen monatelanger Wartelisten Patienten vertrösten müssen und die sich mit der Erweiterung wirtschaftlich noch krisenfester aufstellen.

Vor Corona hatten die Heiligenfeld Kliniken eine nahezu 100-prozentige Auslastung gehabt, Patienten mit psychischen Erkrankungen mussten oft Monate warten, bis sie einen Behandlungsplatz bekamen. "Wenn man so eine Warteliste hat, ist man gezwungen zu handeln", sagt Greb. Beide Geschäftsführer betonen, dass es kein Selbstzweck sei, zu expandieren. Es gehe auch um die Firmenphilosophie und darum, dass man einen gesellschaftlichen Auftrag habe, die Patienten zu versorgen.

Die Investitionskosten in das Kneippianum lassen sich aktuell noch nicht beziffern. Michael Lang geht davon aus, dass es sich um einen Millionenbetrag handeln wird. Die Belegschaft für den Standort wird neu aufgebaut. Die Personalgewinnung werde die Hauptherausforderung sein. "Pflegekräfte und Ärzte werden immer gesucht", sagt Greb. Man werde zeitnah regional und überregional die Stellen ausschreiben, um einen reibungslosen Klinikstart zu gewährleisten.

Aus medizinischer Sicht fühlen sich die Heiligenfelder in der Kneippstadt Bad Wörishofen gut aufgehoben. Bei Kneipp liege ein ganzheitliches Gesundheitsverständnis zugrunde, es gebe gewisse Überschneidungen mit dem eigenen Therapiefokus. "Eine Weiterentwicklung oder Ergänzung des Heiligenfelder Therapiekonzeptes um weitere Ansätze aus der Kneipp-Medizin sind bereits in Überlegungen", erklärt Unternehmenssprecher Thorn Plöger.

Schnelle Aufnahme bayerischer Patienten

Neben der Expansion gehen die Heiligenfeld Kliniken noch einen anderen Weg, um die Wartezeiten für Patienten zu verkürzen, die einen stationären, psychosomatischen Behandlungsplatz benötigen. Die Suche nach einem Therapieplatz war laut Plöger bereits vor der Corona-Krise für viele Patienten kritisch. Die Situation habe sich seitdem verschärft. In der Pandemie sei eine Zunahme der psychischen Belastungen zu beobachten. Die Heiligenfeld Kliniken haben daher aktuell beschlossen, "bayerischen Patienten eine besondere Priorität einzuräumen." Für bayerische Patienten soll die Wartezeit wesentlich verkürzt werden. "Sobald alle erforderlichen Unterlagen vorliegen, garantieren wir die Aufnahme in eines unserer im bayerischen Krankenhausplan gelisteten Häuser in Bad Kissingen, Uffenheim und Waldmünchen", erklärt er.

Die Wartezeit für gesetzlich versicherte Patienten soll sich demnach von mehreren Monaten auf wenige Wochen verkürzen. Heiligenfeld behandelt nach eigenen Angaben nahezu das gesamte Spektrum psychischer und psychosomatischer Erkrankungen, wie Depressionen, Angsterkrankungen, posttraumatische Belastungsstörungen ebenso wie Zwangserkrankungen und Persönlichkeitsstörungen.

Nachgefragt zum Streit für die Seele:

Versöhnlichere Töne von der Heiligenfeld GmbH

Bis zur Kommunalwahl 2020 war das Verhältnis zwischen den Heiligenfeld Kliniken und dem Rathaus stark belastet. Die Auseinandersetzung zwischen dem größtem privaten Arbeitgeber der Stadt und der Stadtverwaltung hatte sich an der Nutzung des Waldes für die Seele entzündet. Dabei handelt es sich um ein Areal im Klauswald, das die Stadt den Heiligenfeldern zur Verfügung stellt. Die zentralen Figuren des Streits, Heiligenfeldgründer Joachim Galuska und Altoberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD), sind inzwischen aus den entscheidenden Positionen ausgeschieden. In der Sache ist zumindest nach außen Ruhe eingekehrt. Aus der Heiligenfeld-Geschäftsführung ist zu hören, dass im Moment Funkstille zwischen dem Unternehmen und dem Rathaus herrscht. Geschäftsführer Stephan Greb zeigt sich aber gesprächsbereit. "Wenn die Stadt auf uns zukommt mit einer Idee, für unsere Flächen etwas zu entwickeln, sind wir grundsätzlich offen", sagt er.