Druckartikel: Hast du ´ne Meise? Klar, ganz viele sogar!

Hast du ´ne Meise? Klar, ganz viele sogar!


Autor: Carmen Schmitt

Bad Kissingen, Mittwoch, 03. Februar 2016

Bei der LBV-Mitmach-Aktion wurde beobachtet und gezählt, welche Vögel durch die Gärten flattern. Das Ergebnis: Rekorde und eine Invasion
Die Kohlmeise - ungeschlagener Spitzenreiter der Vögel, die im Winter am häufigsten zu beobachten sind. Foto: Ralf Sturm


Die Kohlmeise ist der Vogel, der im Winter in den Gärten des Landkreises am häufigsten vorkommt. Das ergibt die Mitmach-Aktion "Stunde der Wintervögel" des Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV). Anfang Januar legten sich Beobachter auf die Lauer, harrten aus, blickten geduldig durch Büsche und auf Bäume und zählten alle Vögel, die durch die Natur flatterten - innerhalb einer Stunde. Das Ergebnis: Rekorde und Invasionen.

Dieter Fünfstück dachte: "Das darf doch nicht wahr sein." Der Vorsitzende der LBV-Kreisgruppe Bad Kissingen hat von seinem Balkon aus gelauert. Bewaffnet mit Zettel und Stift. Das Fernglas stand griffbereit auf dem Fensterbrett. Doch auch der Blick durch die Linse konnte sein Zähl-Ergebnis nicht beschönigen. Als Schnee lag, "da hat sich was getan", erzählt er. Kleiber, Amsel, Kohlmeise, Blaumeise, alle waren sie da. Doch während der Zählaktion? Fehlanzeige. Im Gegensatz zum unterfränkischen Schnitt: Heuer wurden durchschnittlich mehr Vögel gezählt als 2015.

Damals waren es 37, ebenso hoch lag das Mittel in Bayern im Vorjahr. Heuer zählten die Vogelbeobachter 40 Tiere in den unterfränkischen Gärten. Auch wenn Dieter Fünfstück nur zwei Vögel zu Gesicht bekam, er hatte den Spitzenreiter der Zähl-Aktion vor sich: die Kohlmeise. Gewinner gibt es für den LBV aber mehrere.


Einfall der Erlenzeisige

Viele Vogelarten haben vom langen Sommer profitiert. Eine starke Brut und mehr Jungtiere als sonst sind die Konsequenzen. Besonders deutlich wird das bei den Erlenzeisigen aus Nordeuropa. Der LBV nennt es eine "Invasion": Den gestreiften, gelbgrünen Fink haben die Vobelbeobachter achtmal öfter gemeldet als 2015. Damit kommt der Finke auf Platz sechs bei den häufigsten Vögeln in diesem Winter.

Der Stieglitz, Vogel des Jahres, wurde heuer doppelt so oft gezählt wie im vergangenen Jahr. Laut Alf Pille, LBV-Biologe, hat das mehrere Gründe: "Sehr wahrscheinlich hat der Stieglitz zwei Bruten erfolgreich durchgebracht, seine Nahrungspflanzen waren wegen des wenigen Schnees bisher stets gut verfügbar und dazu kamen sicher auch noch einige Stieglitz-Schwärme aus Nordeuropa."

Gerade weil die Vögel heuer besonders viel Futter finden, hat Dieter Fünfstück so wenige vor die Linse bekommen, meint er. "Sie haben genügend Nahrung im Kompost und im Laub gefunden." Seine Futtersilos fliegen sie erst an, wenn es frostig wird oder geschneit hat.


Wann brütet Silberreiher hier?

Über einen Rekord freut sich der LBV besonders: Bayernweit wurden 118 Fichtenkreuzschnäbel bei der Aktion gesichtet - "so viele wie noch nie". Sie mögen es dort, wo sie Früchte von Fichten und Kiefen finden. Außerdem nimmt die Zahl eines Vogels weiter zu, der früher eher ein "seltener Gast" war: 700 Silberreiher zählten die Beobachter. "Obwohl die Silberreiher in Bayern immer mehr werden, brüten sie noch nicht bei uns. Warum das so ist, wissen wir immer noch nicht", sagt Alf Pille.

Ungeachtet seiner geringen Ausbeute während der "Stunde der Wintervögel" bleibt die Vogelzählung für Dieter Fünfstück ein wichtiges Instrument, um den Menschen zu zeigen, was sich vor deren Haustür tummelt. Und überhaupt: "Es ist interessant zu sehen, wer sich trotz der Temperaturen an die Futterstellen ran macht."