Harte Arbeit und große Freude bei spectaculum
Autor: Markus Reeh
Hammelburg, Sonntag, 16. Juni 2013
Langsam wird es ernst für die Laienspieler der Gruppe spectaculum. In knapp drei Wochen wollen sie mit "Les Miserables" ein aufwändiges Stück auf die Bühne bringen.
Werner Bergmann entgeht nichts. "Dieter, das ist die Szene 10. Da hast du keine Perücke auf", lässt der Regisseur keinen Fehler durchgehen. Der Schauspieler nimmt die künstliche Haarpracht vom Kopf. Wenn ihm Unstimmigkeiten auffallen, lässt Bergmann seine Akteure das meist sofort wissen. Andere Dinge wiederum notiert oder merkt er sich und spricht sie nach der Probe an.
"Zum Beispiel, wenn mir aufgefallen ist, dass nicht die richtige Körperspannung aufgebaut wurde", erläutert Bergmann.
Welches Stück für eine Inszenierung gewählt wird, hängt nach seinen Worten zunächst auch von der Zahl der Schauspieler ab. Weil heuer über 25 Akteure zur Verfügung stehen, wurde eine große Aufführung möglich, wie sie "Les Miserables - die Elenden" verlangt. Hierfür wurde dann sogar die Nebenbühne erweitert.
Einen konkreten inhaltlichen Anlass, sich für die Vorlage von Victor Hugo zu entscheiden, gab es nicht. "Es ist einfach ein Stück, mit dem man spektakuläres Theater machen kann, das dem Zuschauer auch was fürs Auge bietet", sagt Bergmann. Einige aktuelle Bezüge hat der Regisseur dennoch eingebaut, so spielt er im 2. Teil zum Beispiel auf die Rolle der V-Leute in der rechtsextremen Szene an.
"Es gibt keine Routine"
Bergmann reizt an seiner Aufgabe, dass er kreativ sein darf. Die Arbeit mit den Akteuren bereitet ihm Freude. "Es macht Spaß zu sehen, wie sie auch Gedanken des Stücks weiterentwickeln und eigene Ideen einbringen", sagt der erfahrene Regisseur.
Doch bis der Spaß beginne, müsse ein jeder erstmal in seine Rolle hineingefunden haben. Und bis dahin sei es vor allem harte Arbeit. "Wir proben seit April zwei Mal pro Woche. Das ist schon eine anstrengende Sache", macht er deutlich.
Dennoch stoßen immer wieder Neue zu der Gruppe. Ein Auswahlverfahren gibt es nicht, jeder wird nach seinen persönlichen Fähigkeiten integriert. "Wichtig ist, dass sie sich engagieren und Freude an der Schauspielerei mitbringen", sagt Bergmann. Dass er immer wieder mit neuen Akteuren zu tun hat, macht dieses Hobby für ihn auch spannend. "Es gibt keine Routine", versichert er. So fiebert er nach all den Jahren auch nach wie vor mit, wenn die Premiere ansteht: "Natürlich bin ich gespannt, ob alles hinhaut."
Mit zwei Sätzen fing es an
Wolfgang Althoff kann sich noch gut an seinen ersten Auftritt erinnern. Da musste er nur zwei Sätze sagen: "Sie sind der ehrenwerteste Mensch der Stadt. Ich bewundere Sie." Mit dieser kleinen Rolle in dem Stück "Der Bauer als Millionär" begann seine Karriere bei spectaculum.
Aufmerksam geworden auf die Hammelburger Laienspieler war er ein Jahr zuvor bei der Aufführung "Der Goldene Topf". Althoff war so angetan von der Gruppe, dass er einfach hingegangen ist und gefragt hat, ob er mitmachen darf. Seitdem hat er viel Freude an seinem "anspruchsvollen Hobby". In der aktuellen Inszenierung übernimmt er - wie einige andere Akteure auch - gleich mehrere Rollen: Bischof, Gerichtspräsident, Präfekt und ein Nachbar.
Das Schauspielern allein reichte ihm offenbar aber nicht. Gemeinsam mit Georg Schuler kümmert sich der pensionierte Offizier auch um den Bühnenbau - sehr zur Freude von Werner Bergmann. "Ich muss nur sagen, dies und jenes brauchen wir noch, dann klappt das auch", lobt der Regisseur.
2007 übernahm Althoff auch Verantwortung an oberster Stelle und wurde Vorsitzender des Vereins. Und er hofft natürlich auch auf möglichst viele Zuschauer. Damit der Kunstgenuss keine Frage des Geldbeutels wird, hat sich die Gruppe heuer etwas Besonderes einfallen lassen. "Das Café Hoffnung wird von uns eingeladen, sich die Aufführung unentgeltlich anzuschauen", erklärt Althoff.