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Handarbeit an der Fassade


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Freitag, 03. Juni 2016

Rund 2000 Quadratmeter Natursteine schmücken das Behördenzentrum von außen. Steinmetze ersetzen bis Oktober alle schadhaften Stellen.
Mehrere Firmen teilen sich die Arbeiten an der Fassade des Luitpoldbades. Im Bild zeigen Robert Homeier und Sebastian Loth von der "Denkmalpflege Mühlhausen" das Scharrieren eines Steins. Fotos: Ralf Ruppert


Abteilungsleiter Erwin Full vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt ist zufrieden: "Es läuft alles wie geschmiert", kommentiert er den aktuellen Stand beim Umbau des historischen Luitpoldbades zum Behördenzentrum. Im Winter hatte eine Insolvenz für Verzögerungen auf der 37-Millionen-Euro-Baustelle gesorgt, aber: "Wir sind wieder voll im Soll."


7000 Quadratmeter Fassade

Nicht betroffen von den Folgen der Insolvenz waren die
Arbeiten an der 7000 Quadratmeter großen Fassade. Alleine 1500 Quadratmeter davon sind Fensterfläche, den besonderen Charme verleihen dem Gebäude aber die Naturstein-Elemente: Fenstergewände, Naturstein-Gesimse und Schmucksteine nehmen zusammen rund 2000 Quadratmeter ein. Gut eine Million Euro lässt sich der Freistaat deren Restaurierung kosten.


Mehr als 900 Einzelelemente

An den Natursteinen sind die unterschiedlichen Bauzeiten abzulesen: Die Erdgeschosse von West- und Ostflügel sind in den 1860er-Jahren entstanden, der Südflügel erst ab 1905. "Der Sandstein am Südflügel sieht zwar gleich aus, ist aber viel besser in der Konsistenz", berichtet Architekt Christian Teichmann. Auch der Baustil wechselte: Begonnen wurde im ausgehenden Klassizismus, spätere Ergänzungen tragen die Handschrift des beginnenden Jugendstils. Auch deshalb sind mehrere Firmen mit der Restaurierung beauftragt. "Insgesamt werden mehr als 900 Einzelteile und mehr als 300 Meter Sockelgesims ausgetauscht", berichtet Architekt Ralf Alsheimer. Wenn möglich, sollten historische Teile natürlich erhalten werden, vor allem bei Fenstergewänden werden deshalb auch nur schadhafte Stellen ausgestemmt und neue Segmente eingesetzt.


Alles Handarbeit

"Viele Teile werden in der Werkstatt geschnitten und vorgefertigt, aber die Hauptarbeit findet vor Ort statt", berichtet Steinmetz und Steinbildhauer Sebastian Loth von der Denkmalpflege Mühlhausen. Seit knapp einem Jahr arbeitet er am Luitpoldbad. Bis Oktober soll die Fassade fertig sein. "Bei uns ist alles Handarbeit", berichtet Loth und bearbeitet einen Stein mit dem "Eisen", wie die Steinmetze den Meißel nennen.


Vor allem Udelfanger Sandstein

Am anderen Ende des Luitpoldbades arbeiten die Steinmetze der Klettbacher Firma Bennert. "Der Stein ist etwas komplizierter, weil er tonisch gebunden ist", berichtet Steinmetz Georg Richter. Laut Architekt Teichmann ist vor allem Udelfanger Sandstein aus Rheinland-Pfalz verbaut. Mit gutem Grund im Hochwassergebiet: "Der ist besonders quellfähig, unsere Vorfahren haben das Material schon richtig gewählt."


Das Luitpoldbad

Umbau Auf 37 Millionen Euro sind die Generalsanierung des Luitpoldbades und der Umbau zum Behördenzentrum veranschlagt. Über dem Haupteingang im Südflügel zieht die "Immobilien Freistaat Bayern" ein. Im Ostflügel stehen der Staatsbad GmbH rund 1140 Quadratmeter zur Verfügung. Im Westflügel in Richtung Luitpoldbad stehen dem Vermessungsamt Bad Kissingen/ Bad Neustadt im Erdgeschoss sowie der Finanzkasse im Obergeschoss jeweils 1250 Quadratmetern zur Verfügung.

Geschichte 1865 gründeten Kissinger Bürger eine Aktiengesellschaft zur Errichtung eines neuen Badehauses. Sie sammelten 150 000 Gulden und ließen von 1867 bis 1872 ein Badehaus mit mehr als 100 Einzelkabinen bauen. Die Nordseite wurde 1878 bis 1880 geschlossen. Unter Prinzregent Luitpold von Bayern wurde das Gebäude zur damals größten Badeanstalt Europas ausgebaut. Ab Ende der 1970er Jahre stand das Gebäude mit Ausnahme der Spielbank und des Restaurants leer.