ZDF überträgt Gottesdienst aus Hammelburg
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Dienstag, 23. August 2016
Der katholischen Pfarrgemeinde steht im September die Live-Übertragung eines Sonntagsgottesdienstes bevor.
44:30 Minuten: Für manchen Pfarrer ist das eine sportliche Vorgabe. Treue Kirchgänger wissen, dass Pfarrer Thomas Eschenbacher in seinen Predigten gerne abschweift. Doch am 18. September muss er sich penibel ans Skript halten. Der Gottesdienst darf nicht länger als 44:30 Minuten dauern.
An dem Sonntag überträgt das ZDF die Messe aus der Hammelburger Stadtpfarrkirche. Es ist das erste Mal, dass das Gotteshaus Drehort für einen Live-Fernsehgottesdienst ist. Zwar gab es mal eine Radioübertragung, weiß Pfarrgemeinderatsvorsitzende Barbara Oschmann. Doch das ist schon Jahrzehnte her, muss in den 1960er oder 1970er Jahren gewesen sein.
Oschmann gehört mit Pfarrer Eschenbacher, Pastoralreferent Markus Waite, Pastoralassistentin Lisa Werner, Küster Michael Brendan und Stadtkantor Dieter Blum zu dem engeren Vorbereitungsteam.
An dem Gottesdienst sind aber viel mehr Leute beteiligt, wie Oschmann erklärt.
Messe nach Drehbuch
So hat die Pfarrgemeinde darauf geachtet, dass unter den Vorträgern der Fürbitten alle Generationen vertreten sind. Zwei junge Leute werden Brot und einen Bocksbeutel als Hammelburger Symbolgaben zum Altar tragen. Und für den Fernsehgottesdienst sind auch mehr Kommunionhelfer im Einsatz als sonst, schließlich muss alles zügig über die Bühne gehen.Es gibt ein richtiges Drehbuch für die Messe. Oschmann hat es vorliegen. Jedes liturgische Element von der Eröffnung über die Predigt bis zum Schlussgebet ist darin minutiös durchgetaktet.
Der Fernsehgottesdienst soll allerdings keine Show werden, wie Brendan betont. Der Küster erklärt: "Es soll ein ganz normaler Gottesdienst sein. Es ist ein Angebot für Menschen, die nicht in die Kirche kommen können." Der Küster war zusammen mit dem Pfarrer im vergangenen Oktober auf einem speziellen Vorbereitungslehrgang, organisiert von der Katholischen Fernseharbeit, einer Einrichtung der Deutschen Bischofskonferenz.
Brendan spricht anerkennend von dem Aufwand, den das Fernsehen für die Übertragungen betreibt. Die Professionalität und Erfahrung der Verantwortlichen beeindruckt ihn. "Alle wissen, wie sie sich in der Kirche verhalten müssen."
Ende Juni waren die Fernsehleute in Hammelburg. "Sie waren begeistert von der Stadt und der Landschaft", berichtet Oschmann. Das Team hat sich die Kirche gründlich angeschaut, schließlich muss viel Technik untergebracht werden.
Wegen dieser zusätzlichen Ausrüstung muss während des Gottesdienstes die Feuerwehr in der Nähe sein. Für die Beleuchtung müssen die Stadtwerke eine Starkstromleitung legen. Für den Aufbau und die Gottesdienstproben wird die Kirche bereits ab 14. September geschlossen sein. Auch der Platz um die Kirche wird für die Übertragungswagen abgesperrt und nachts überwacht.
Von Seiten der Pfarrgemeinde ist Brendan dafür verantwortlich, dass die Technik in der Kirche funktioniert. Er hat in diesen Tagen einiges zu tun. So findet derzeit eine Grundreinigung der Kirche statt. Die erste seit der Renovierung vor mehr als 20 Jahren, wie er sagt.
Aufnahmen aus der Kapelle
Mit Hilfe einer großen Hebebühne wurde der Kirchenraum in der vergangenen Woche bis unter das Gewölbe von Staub befreit. Brendan möchte aber nicht den Eindruck erwecken, dass die Reinigung nur wegen des Fernsehens stattfindet. Er hat schon vor mehr als einem Jahr damit angefangen.
Die Grundreinigung war sowieso nötig. Das gilt ebenso für die Renovierung der Ölbergkapelle. Brendan besserte in den vergangenen Wochen innen Setzungsschäden im Mauerwerk aus, verlegte die Elektrik neu und baute eine neue Beleuchtung. Die Ölbergkapelle soll künftig sonntags zugänglich sein.
Sie wird beim Fernsehgottesdienst zudem eine Rolle spielen: Während der Kommunion wird das TV-Team für die Zuschauer zu Hause Aufnahmen aus der Ölbergkapelle einblenden. Dazu spricht Pastoralassistentin Lisa Werner eine selbst verfasste Meditation.
Nach dem Gottesdienst braucht die Pfarrei auch noch jede Menge Leute, erwähnt Oschmann. Denn in den Schlusssekunden blendet das ZDF eine spezielle Telefonnummer für die Zuschauer ein. Wer an dem Sonntag dort von 10.15 bis 19 Uhr anruft, erreicht ein Mitglied der Gemeinde und kann Fragen zur Pfarrei, aber auch zur Stadt und Region stellen. Ein Service, der offenbar gerne genutzt wird und für Hammelburg eine Werbemöglichkeit verspricht.