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Wohin mit den Bienen?


Autor: Winfried Ehling

Westheim bei Bad Kissingen, Donnerstag, 19. August 2021

Seit 120 Jahren ist die Bienenzucht in der Familie Ebert Tradition, doch nun endet sie. Was wird aus den Bienenvölkern?
Eugen Ebert, der seine Bienenzucht aufgibt und Imkervereinsvorsitzender Martin Holzinger (rechts) versuchen die Bienenvölker und das Zuchtinventar in einer moderaten Haltung unterzubringen.


Von Kindesbeinen an wuchs Eugen Ebert mit den Bienen auf. Rund 120 Jahre ist die Bienenzucht und -pflege in der Westheimer Familie Tradition, die jetzt allerdings endet. Ebert, der inzwischen seinen 84. Geburtstag feierte, gibt sein langjähriges Handwerk und Hobby aus Altersgründen auf.

Das Schild am Hoftor "Honig aus der eigenen Imkerei" wird wohl nach dem nächsten Winter demontiert, denn seine geliebten Bienen will der Imker noch über die kalte Jahreszeit bringen. Was danach mit den fleißigen Nektarsammlern und dem gesamten, dazugehörigen Gerätschaften geschieht, steht noch in den Sternen.

Verkaufen wäre eine Alternative. Dem steht jedoch die historische Arbeitsweise entgegen. Ebert setzte - wie vom Vater erlernt - noch auf die Hinter-Bearbeitungs-Methode, die schon vor längerer Zeit der fortschreitenden Technik in der Bienenzucht weichen musste. Nur noch wenige Imker pflegen diese Zucht-Art, denn sie ist aufwendig und arbeitsintensiv. Am geeignetsten erscheint eine Übergabe an eine Einrichtung, die an Bienen forscht oder an ein Freiland-Museum.

Dazu will sich Martin Holzinger, Vorsitzender des Imkervereins Hammelburg, in dem Eugen Ebert Mitglied ist, kundig machen. Rund 50 Bienen- und Begattungskästen stehen in der Scheune und dem sich anschließenden Freigelände sowie sämtliche Utensilien, die ein alteingesessener Bienenzüchter braucht - von der historischen Waage bis zum Dampf-Wachsschmelzer.

Der Westheimer übernahm die Imkerei 1979 von seinem Vater Georg, der sie wiederum von seinem Vater Raimund ererbte. Wahrscheinlich ging die Bienenzucht in der Familie sogar bis in das 19. Jahrhundert zurück, vermutet der Besitzer. Im heutigen Stadtteil Westheim gab es Mitte des vergangenen Jahrhunderts einen eigenen Imkerverein, in dem Georg Ebert bis Anfang 1970 Vorsitzender war. Auszeichnungen, Medaillen und Urkunden auf Landesebene aus den 30er Jahren, zeigen die Erfolge der Familie im Bienenwesen.

"Wohin mit den Bienen?", sieht Holzinger als größtes Problem bei älteren Imkern, die ihre Zucht aufgeben und keinen Nachfolger haben. Denn diese Frage könnte noch bei einigen älteren Mitgliedern im Imkerverein anstehen.

"Die Imkerei, die Landwirtschaft und der Weinberg sicherten in früheren Zeiten das Einkommen einer Familie. Heute produzieren die deutschen Imker rund 80 000 Tonnen Honig jährlich. Dazu kommen ausländische Honige - meist mit Dumping-Preisen auf den Markt", berichtet der Vorsitzende des Imkervereins.

"Die Arbeitsweise hat sich markant verändert. Die historische Waage mit Verschiebe-Gewicht ersetzt inzwischen eine digitale Bienenstock-Waage, die alle wichtigen Daten liefert, vom Gewicht über die Witterung bis hin zu den Temperaturen", wie Holzinger auf seinem Mobiltelefon demonstriert.

Züchter, die ihr Handwerk oder Hobby niederlegen wollen, sollten deshalb rechtzeitig nach einem Nachfolger Ausschau halten, der wiederum von der Erfahrung des Abgebenden profitieren kann. Denn das Insekt Biene sei ein hohes Gut, dessen Erhalt besonders wichtig ist. Man erinnere sich an die Worte von Nobel-Preisträger Albert Einstein die da lauten: "Gibt es einmal keine Bienen mehr so gibt es einige Jahre später auch keine Menschen mehr."