Windpark Sulzthal: Arbeit geht weiter
Autor: Ralf Ruppert
Sulzthal, Dienstag, 08. Februar 2022
Für das erste Windrad oberhalb von Sulzthal sind alle Teile da, der Rest kommt diese Woche. Betreiber Alterric will im Frühjahr ans Netz gehen.
Monatelang ragten sechs Turm-Stümpfe südlich des Saaletals in den Himmel: Bei den Windparks in Fuchsstadt und Hammelburg wurden unabhängig voneinander jeweils drei Türme bis in eine Höhe von rund 80 Metern gebaut. Während die Zukunft des Fuchsstädter Windparks nach einer Insolvenz völlig offen ist (wir berichteten), geht es seit einer Woche in Sulzthal endlich weiter. "Ende 2021 mussten wir leider eine Verzögerung im Bauablauf von rund drei Monaten hinnehmen", sagt Sebastian Küstermeyer vom ostfriesischen Windpark-Betreiber Alterric auf Nachfrage. Eine Genehmigung zum Transport von Großkomponenten auf der A73 sei zurückgezogen worden, weil eine Autobahnbaustelle auf der anderen Seite der Autobahn vermutet wurde. "Gegenteiliges war leider der Fall, so dass die Transporte bis Anfang Januar ruhen mussten", heißt es nun von Alterric.
Seit Jahresbeginn laufen die Transporte laut Alterric wieder auf Hochtouren und nach Plan. Der Großteil der Komponenten der Windenergieanlage, wie Gondeln (Maschinenhaus), Generatoren, Naben oder Turmteile, befänden sich bereits am Standort und seien vormontiert. Auch die ersten Rotorblätter und Stahlröhren für den oberen Teil der Türme seien bereits vor Ort, weitere Teile sollen laut Alterric noch in dieser Woche kommen. "Die Endmontage der letzten Windenergieanlage wird voraussichtlich Mitte März 2022 abgeschlossen sein", kündigt Sebastian Küstermeyer an. Der Windpark wurde bereits im Jahr 2020 an das Umspannwerk in Fuchsstadt angeschlossen. Die Inbetriebnahme des ersten Windrades beginne Ende Februar und sei voraussichtlich im April 2022 abgeschlossen.
Über diese Entwicklung freut sich auch der Sulzthaler Bürgermeister August Weingart (CSU): "Ich hoffe, dass ab Mai Windstrom aus Sulzthal ins Netz eingespeist wird." Er stehe im engen Austausch mit dem Betreiber und dem Sicherheitsingenieur vor Ort. Finanziell habe die Verzögerung keine negativen Auswirkungen: "Die Pacht wird bereits gezahlt, seit die Baumaßnahmen begonnen haben", berichtet Bürgermeister Weingart. Das bedeutet, dass die Kämmerin die Zahlungen seit dem Jahr 2020 verbuchen konnte.
Beteiligung der Bürger möglich
Weingart bittet die Bürger, die abgesperrten Bereiche rund um die Baustellen zu meiden: Der Windpark liegt komplett im Gemeindewald, die Zufahrt sei sowieso weiträumig ausschließlich für land- und forstwirtschaftlichen Verkehr frei, entsprechende Schilder würden bereits zum Beispiel am Langenberg stehen. Auch Fußgänger, die sich querfeldein den Windrädern nähern, sollten vorsichtig sein, selbst wenn es im Wald nicht überall Absperrungen oder Warn-Hinweise gebe. Unklar sei aktuell noch, wie es mit der möglichen Bürger-Beteiligung am Windpark weiter geht. "Auf Grund der Pandemie war leider keine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung möglich", sagt Weingart. Die Option auf eine Beteiligung bestehe allerdings weiterhin. Auch Alterric bestätigt auf Nachfrage, dass es nach wie vor Gespräche mit der Gemeinde zu dem Thema gibt.
Die Haupteinnahmequelle der Gemeinde Sulzthal beim Windpark sind die Pachteinnahmen für die drei Standorte auf Gemeindegrund. Auch laut Alterric gibt es keine Nachteile durch die Verzögerungen: "Die Zahlungen wurden von uns fristgerecht mit Baubeginn aufgenommen." Langfristig kann die Gemeinde nach der Abschreibung der Baukosten auch mit Gewerbesteuer-Einnahmen rechnen. Schließlich gibt es durch das im vergangenen Jahr novellierte Erneuerbaren Energien Gesetzes eine Einnahmequelle, die beim Abschluss des Vertrages noch nicht absehbar war: Laut Alterric werden alle Kommunen in einem 2,5-Kilometer-Radius um den Windpark finanziell beteiligt: 0,2 Cent pro eingespeiste Kilowattstunde werden anteilig nach Fläche auf die Gemarkungen Sulzthal, Wasserlosen, Elfershausen und Euerdorf ausgeschüttet.
Vorbei am Obbacher Windpark
Der Transport der Windrad-Teile erfolgt über die A7-Autobahnausfahrt Wasserlosen. Auf der B 303 geht es zunächst in Richtung Rütschenhausen, dann auf Feldwegen vorbei am bereits bestehenden Windpark Obbach und weiter auf der Staatsstraße 2290 und vorbei an der Kreuzkapelle zum Windpark Sulzthal. "Die Großtransporte finden in der Regel nachts statt, um den Verkehr nach Möglichkeit nicht beziehungsweise nur geringfügig zu beeinflussen", teilt Alterric auf Nachfrage mit.
Über den Windpark Sulzthal wird bereits fast zehn Jahre diskutiert, kurz vor der Kommunalwahl 2014 gab es die grundsätzliche Zustimmung der Gemeinde, dass die bayerische 10-H-Regel nicht eingehalten werden muss. Seitdem hat sich zwar der Betreiber geändert, allerdings stecke dahinter lediglich eine Umstrukturierung, kein Verkauf. Zudem würden oberhalb von Sulzthal die schon immer vorgesehenen Enercon-Windräder gebaut. Die Bau- und Betriebsgenehmigung beinhalte drei Enercon E-115 mit jeweils 3,0 Megawatt Leistung. Die Nabenhöhe der Anlagen beträgt 149 Meter, die Gesamthöhe 206 Meter.