Druckartikel: Wiedersehen nach vielen Jahren

Wiedersehen nach vielen Jahren


Autor: Winfried Ehling

Hammelburg, Montag, 14. Sept. 2015

Der Jahrgang 1940 feiert in Hammelburg und erinnerte sich an frühere Zeiten.
Ein Drittel der Ex-Schüler des Jahrgangs 1940 traf sich in Hammelburg, wo sie nach Kriegsende eingeschult wurden. Foto: Winfried Ehling


Sie kamen aus allen Richtungen Deutschlands um ihren 75. Geburtstag in der Saalestadt zu feiern, dort wo sie eingeschult wurden. Sie fanden ein anderes Hammelburg vor, als das, das sie als Kinder kannten. Nur die Alte Volksschule bot noch das Bild wie einst, was einige Ehemalige etwas traurig stimmte.
Das Gros des Jahrgangs 1940 ist noch hier beheimatet. Doch nicht wenige fanden eine neue Heimat in München, Stuttgart oder Nürnberg, in Hessen, Niedersachsen oder Rheinland-Pfalz und in den USA und England. Gut 20 ehemalige Klassenkameraden folgten dem Ruf zum Jahrgangstreffen, ließen sich von dem "neuen Hammelburg" einfangen und schwelgten in Erinnerungen.


Schiefertafeln statt Hefte

Der Organisator des Jahrgangstreffens, Günter Heeg, der 1946 in die Volksschule Hammelburg eintrat, weiß noch um die Nachkriegstage. "Es gab seinerzeit vormittags eine Schulspeisung aus einem großen Pott, aus dem jemand löffelte. Hefte konnte man beim Händler kaufen, aber nur wenn der Käufer Altpapier, damals ein begehrtes Gut, mitbrachte. Im Übrigen benutzten wir meist noch Schiefertafeln", erinnert er sich.
Heeg ging später in die Realschule Gemünden und absolvierte eine dreijährige Ausbildung als Programmierer für IBM-Rechner. Nach München lockte ihn eine Firma und anschließend legte er ein BBL-Studium ab. In München fand er auch seine künftige Ehefrau - die Hammelburgerin Margit Gutwein. Noch zehn Jahre in Nürnberger, beschritt der gebürtige Seeshofer den Weg in die Selbständigkeit und kehrte in die Heimatstadt zurück.
Ein buntes Programm begleitete die Ehemaligen bei ihrem Aufenthalt. Der Stadtspaziergang mit Eva Albert war einer der Höhepunkte. Dabei brachte die Stadtführerin ihren Gästen detailliert die geschichtlich markanten Bauten der Stadt nahe, wie den von Johannes Schoner erbauten Marktbrunnen, das Rathaus, das vom italienischen Architekten Galasini geschaffene Kellereischloss mit seinen früheren und heutigen Funktionen und die Stadtpfarrkirche St. Johannes. Den Abschluss bildete ein Umtrunk im Rathaus.
Erich Kaiser aus der bekannten heimischen "Kaiser-Dynastie" lebt seit 40 Jahren in München und war vor zehn Jahren beim Jahrgangstreffen. Der Sohn des ehemaligen Bürgermeisters Karl Kaiser und Neffe von Landrat Adam Kaiser und des früheren Ministers für gesamtdeutsche Angelegenheiten, Jakob Kaiser, lernte auch heute noch dazu. "Ich wusste gar nicht, dass Mädchen mit mir in der Schule waren, denn wir hatten getrennte Klassen und Pausenhöfe", meint er verdutzt.
"Ich wechselte nach der Volksschule in die Oberrealschule, die auch Progymnasium hieß und in verschiedenen Gebäuden rund um den Marktplatz untergebracht war. Eigentlich wollte ich Priester werden. Deshalb besuchte ich auch das Augustinerkloster in Münnerstadt. Aber es kam anders. Ich nahm in München noch einmal ein Studium auf und wurde Diplomkaufmann und später sogar Dr. jur. in Würzburg", berichtet er vor der abgewetzten Türe der Alten Schule stehend, deren Anblick ihn nicht besonders froh macht. "Ein bisschen was hätte man für das Äußere tun können", moniert er.
Beim Abendessen diskutieren die Ex-Schüler über Hammelburg mit seinen Vorzügen, aber auch die "vergessenen" Relikte. Ein Spaziergang zum Buchberg und ein Gottesdienst in beiden Pfarrkirchen vervollständigten das Jahrgangstreffen 2015. Das nächste soll in fünf Jahren stattfinden.