Wie Flüchtlingswellen die Stadtgeschichte prägen
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Sonntag, 20. November 2016
Die Stadt verliert normalerweise jährlich rund ein Prozent seiner Bevölkerung. Das zeigt die Erfahrung der jüngeren Vergangenheit.
Seit 2013 konnte der Zuzug von Flüchtlingen diesen Trend jedes Jahr aber zumindest teilweise kompensieren. Es ist nicht das erste Mal in der Geschichte, dass Migration einen deutlichen Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung hat.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen Flüchtlinge und Heimatvertriebene die Einwohnerzahl steigen. Die Statistik der Stadt verzeichnet für 1950 mehr als 13 500 Personen. Seitdem lebten nie mehr so viele Menschen in Hammelburg. Damals, 1950, gab es ein Flüchtlingslager auf dem Lagerberg.
Doch auch später prägte die Migration nach dem Zweiten Weltkrieg das Stadtbild mit. So bauten die Heimatvertriebenen 1957 eine Baracke im Lager Hammelburg ab, um sie als "Ostdeutsches Heim" auf der Saaleinsel wieder zu errichten. Das Gebäude diente den Heimatvertriebenen als eine Art Kulturzentrum. In dem "Ostdeutschen Heim" waren eine Bibliothek und ein Festsaal zu finden. Es wurde erst 1991 aufgegeben.
1989 ließen die DDR-Flüchtlinge die Bevölkerungszahl kurzfristig steigen. Für das Jahr nennt die Statistik rund 11 800 Personen. Einen weiteren Schub gab es im Folgejahr. Etwa 600 Menschen waren 1990 im Aus- und Übersiedlerwohnheim im Lager untergebracht. Damals zählte Hammelburg fast 12 500 Personen.
Als das Aus- und Übersiedlerwohnheim ab Oktober 1991 wieder geschlossen war, sank die Bevölkerungszahl für das Jahr sogleich auf 12 080 Personen. Im Jahr 2002 rutschte die Einwohnerzahl mit 11 910 nach fast genau einem Jahrzehnt wieder unter die 12 000er-Marke. Ende 2015 waren in Stadt und Stadtteilen 11 243 Personen mit Hauptwohnsitz gemeldet. Ohne die Flüchtlinge wären es noch weniger.