Wie der Stadtbrand Hammelburg veränderte
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Dienstag, 05. April 2016
Ein einschneidendes Ereignis in der Historie von Hammelburg bildet der Stadtbrand von 1854.
Chaos bricht aus. Schnell verbreiten sich allerhand Gerüchte. Mehrere Wochen lang muss zusätzliches Militär für Sicherheit sorgen. Außerdem wird Hammelburg Anziehungspunkt für viele Schaulustige, aber auch Hilfsbereitschaft. So beschreibt Jens Martin die Ereignisse um den Stadtbrand von 1854. Doch das alles sind nicht die einzigen Folgen der Katastrophe.
Für das neue lokalhistorische Buch "Hammelburg - Stadt mit Geschichte. Ein Streifzug durch zwei Jahrhunderte", das am kommenden Donnerstag nun der Öffentlichkeit präsentiert wird, hat sich Martin mit dem Stadtbrand befasst. So umfassend hat es bisher noch keiner gemacht, wundert er sich selbst.
Die Feuerkatastrophe erwischte Hammelburg damals zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. "Es traf eine Stadt, die auf der Kippe stand", sagt Martin. Hammelburg sei gerade dabei gewesen, sich vom Wechsel zu Bayern im Jahr 1816 zu erholen.
Denn dieser bescherte der Stadt wirtschaftlich eine neue Absatz- und Konkurrenzsituation, wie Martin erklärt.
Das Feuer warf die Entwicklung für die folgenden Jahrzehnte zurück. Wegen des Wiederaufbaus stieg die Verschuldung. Mehrere städtische Gebäude hatte der Großbrand erfasst, so zum Beispiel auch das Rathaus. Die Wiederaufbaupläne für das Gebäude hat Martin im Stadtarchiv gefunden. Genauso wie eine Abrissgenehmigung für den Turm der Marienkirche, die auf Juni 1857 datiert. Die Stadt konnte sich die Sicherung und Rettung des Turms, des letzten Überrests der alten Kirche, einfach nicht leisten. Die staatlichen Behörden weigerten sich allerdings längere Zeit, den Abriss zu genehmigen, wie Martin berichtet.
Den Ausbruchsort des Feuers lokalisiert Martin in seinem Beitrag für das neue Geschichtsbuch in der Nachbarschaft zur Kirche, in einem der Häuser um den heutigen Viehmarkt.
Die Wetterlage und die Bauweise habe die Ausbreitung der Flammen begünstigt. Martin spricht auch von Berichten über eine Untersuchung wegen vorsätzlicher Brandstiftung. Das befeuerte die Gerüchte. Es sei aber wohl Fahrlässigkeit gewesen.
Gerade die sozialgeschichtlichen Folgen des Stadtbrands hält Martin für spannend. Sie sollten noch tiefer erforscht werden. Schließlich zerstörte das Feuer viele Privathäuser und griff in die Existenzen der Bürger ein. Nur der nördliche Teil der Altstadt blieb weitgehend verschont, was sich bis heute in der baulichen Struktur widerspiegelt. So will Martins Beitrag - wie die weiteren Artikel im neuen Hammelburger Geschichtsbuch - dazu anregen, bewusst durch die Stadt zu gehen.
Das Buch "Hammelburg - Stadt mit Geschichte. Ein Streifzug durch zwei Jahrhunderte" wird am Donnerstag, 7. April, um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek vorgestellt. Ab dann beginnt auch der Verkauf.