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Wetter begünstigt eine Weinspezialität im Saaletal


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Mittwoch, 24. Oktober 2018

Der lange sommerliche Herbst macht es möglich: Einzelne Winzer im Saaletal können eine nicht alljährliche Spezialität ernten.
Helfer lesen im Trautlestal die hängen gelassenen Beeren.Foto: Matthias Ruppert


Die Hauptlese im Saaletal war in diesem Jahr aufgrund der frühen Reife der Beeren schnell durch. Die Weinberge geben seit Tagen ein ruhiges, herbstliches Bild ab. Doch bei einigen wenigen Betrieben waren oder sind die Helfer noch einmal gefragt.

Denn einzelne Hammelburger Winzer haben Trauben für eine Trockenbeerenauslese hängen gelassen. Das ist immer mit Risiko verbunden, einen Wein dieser Qualitätsabstufung gibt es daher nicht jedes Jahr. "Die letzte Trockenbeerenauslese hatten wir 2007", sagt Stefan Ruppert.

In diesem Spätsommer erschienen die Bedingungen dem Winzer günstig, es wieder einmal zu wagen. Aufgrund der lange anhaltenden Trockenheit waren die Beeren gesund genug, um sie einige zusätzliche Wochen an den Reben hängen zu lassen. "Die Beeren konnten schön eintrocknen", erklärt Ruppert. Sie waren nicht schon im Vorfeld von Essigfäulnis bedroht und konnten die erwünschte Edelfäule ausbilden.

Ende vergangener Woche erntete und presste der Weinbetrieb Ruppert die Trauben der Sorte Optima für seine Trockenbeerenauslese. Um den extrem eingetrockneten Beeren den Saft abringen zu können, wurden sie nach der Lese zunächst gestampft und erst am Tag darauf gepresst. Das Mostgewicht, der Indikator für den Zuckergehalt, lag laut Ruppert bei 173 Grad Öchsle.

Nach mehreren Jahren Pause will auch der Weinbetrieb Müller den Jahrgang mit einer Trockenbeerenauslese abrunden. "In diesem Jahr stimmt die Erntemenge. Es ist genug da, um einen Teil für die Trockenbeerenauslese zu erübrigen", sagt Florian Müller. Der Winzer hat die Rebsorte Kerner dafür gewählt. Den Zeitpunkt, wann die Trauben von den Zweigen geschnitten werden, macht Müller von der Wetterentwicklung in dieser Woche abhängig.

Andere Winzer im Saaletal verzichten auf eine Trockenbeerenauslese. "Wir hatten es uns überlegt, aber dann doch sein gelassen. Wir haben für diese süßen Weine nicht das Publikum", sagt Helga Neder vom gleichnamigen Weinbetrieb in Ramsthal.

Trockenbeerenauslesen sind spezielle Weine, die ein enges Käufersegment ansprechen. Sie sind teurer und werden in kleineren als den üblichen Flaschen abgefüllt. Müller erklärt: "Es ist eine nichtalltägliche Spezialität, die man sich zu einem besonderen Essen gönnt." Als Dessertwein brauche der Betrieb die Trockenbeerenauslese auch für das eigene Restaurant.

Es gibt noch eine andere Rarität aus den Weinbergen: Eiswein. Die Chancen darauf sehen immer schlechter aus. Das Ramsthaler Weingut Baldauf hat es in den vergangenen Jahren immer wieder einmal versucht. Zuletzt konnte es im Januar 2016 gefrorene Beeren ernten.

Diesmal fällt ein Versuch aus. Da die Lese früh zu Ende war, würden die Beeren sehr lange hängen müssen, wie Gerald Baldauf erklärt. Das erhöht das Risiko, zumal richtiger Frost immer später einsetzt, erfahrungsgemäß erst gegen Februar. Für Eiswein muss es mindestens minus sieben Grad kalt sein.

Müller macht auf einen zusätzlichen Faktor aufmerksam, warum Eiswein in diesem Jahr keinen Sinn macht: Aufgrund der hohen Öchslegrade, also des hohen Zuckergehalts, den die Beeren aufweisen, müssten die Temperaturen für Eiswein im Winter noch tiefer sinken als sonst nötig, damit die Trauben wie gewünscht durchfrieren. "Der Zucker wirkt ansonsten wie Frostschutz", sagt Müller. Die Ernte der Trockenbeerenauslese markiert damit den Abschluss eines außergewöhnlichen Weinjahrs.